Internationales Entsetzen über Wettskandal

Berlin (dpa) - „Trauriger Tag“, „Manipulations-Schock“, „Super-GAU“: Mit markigen Worten hat ein Großteil der europäischen Presselandschaft auf den schlimmsten Wettskandal in der Geschichte des Fußballs reagiert.

„Europas Fußball droht der Super-GAU!“, schreib die österreichische „Kronen Zeitung“. Die „Times“ machte „einen traurigen Tag für den europäischen Fußball“ aus.

Tags zuvor war das ungeahnte Ausmaß bekanntgeworden: Europol hat rund 700 verdächtige Spiele im Zeitraum von 2008 bis 2011 registriert, darunter auch einige wenige Partien in der WM- und EM-Qualifikation sowie der Champions League. Mehr als 400 Personen aus dem Fußball sollen in die Wettmanipulationen involviert sein.

„Europa entdeckt den verdorbenen Fußball“, schrieb „La Repubblica“ - gerade Italien gilt als gebeuteltes Land, was Spielbetrug betrifft. So konstatiert auch „La Stampa“ einen „Schock-Bericht“, der den „Fußball beben lässt“. In sich ähnelnden Formulierungen werden die alarmierenden neuen Zahlen kommentiert. Einen „Tiefschlag für den internationalen Fußball“ sieht die Zeitung „Österreich“.

Die englische Presse fokussiert sich vor allem auf die Anschuldigungen gegen den FC Liverpool. „Kriminelle beuten Fußball aus. Asiens Märkte haben kriminellen Gangs von Wettbetrügern ermöglicht, einen Schatten der Korruption bis nach England zu werfen“, schreibt das Boulevardblatt „The Sun“. Die „Daily Mail“ sieht „Anfield im Manipulations-Schock“. Und der „Daily Mirror“ fragt: „War dieses Liverpool-Spiel manipuliert? Liverpool wurde in den Wettskandal verstrickt, der den Fußball schockt.“

Relativierende Stimmen sind dagegen vor allem aus Frankreich zu vernehmen. „Ist das nicht viel Lärm um nichts?“, fragt „Le Point“. Der Schaden sei „sehr bescheiden, wenn man die kolossalen Geldmengen betrachtet, die rund um den Fußball bewegt werden. Vor allem, weil die überwältigende Mehrheit der betroffenen Spiele nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hat.“

Die Zeitung schreibt weiter: „Zum Vergleich: Es ist so, als ob man darüber schockiert wäre, dass es bei einem Amateur-Gewichtheben-Wettbewerb viele Dopingfälle gibt.“

Das wie Italien korruptionsgeplagte Polen scheint fast mit einer Spur Erleichterung zu reagieren, dass auch zahlreiche andere Länder betroffen sind. „Die ganze Welt betrügt“, schreibt „Rzeczpospolita“. „Europol hat den Kampf mit der Korruption im Fußball aufgenommen.“

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