Mr. Sulu: Steuermann von Traumschiff Darmstadt

Der Aufsteiger erstaunt die Liga. Auch weil Kapitän Sulu unerschrocken vorangeht.

Mr. Sulu: Steuermann von Traumschiff Darmstadt
Foto: dpa

Düsseldorf. Sulu? Bei diesem Namen klingeln eingefleischten Star-Trek-Fans die Ohren. Lieutenant Hikaru Sulu, das war Ende der 60er Jahre eine der Hauptfiguren in der legendären TV-Kultserie „Raumschiff Enterprise“. Unvergessen, wie der Steuermann mit den japanischen Augen an seinem Pult die vielen bunten Knöpfchen immer wieder derart drehte, dass das Weltraumfahrzeug allen Angriffen seiner Gegner trotzen konnte.

Kapitän der Enterprise war Sulu bekanntermaßen nicht. Das unterscheidet ihn von seinem in der Realität und Gegenwart Fußball spielenden Namensvetter Aytac Sulu. Der 29-Jährige trägt beim SV Darmstadt 98 die Binde des Spielführers, Steuermann für den erstaunlichen Höhenflug des Aufsteigers ist er allerdings gleichwohl. „Ich bin auf dem Platz ein Typ, der die Richtung vorgibt. Einer, der organisiert, mahnt und antreibt. Zudem rede ich sehr viel mit meinen Mitspielern“, sagte Sulu.

Der Innenverteidiger ist das Herzstück der aktuell besten Abwehr der Zweiten Liga. In den bisher 25 Spielen kassierten die Südhessen lediglich 17 Gegentreffer und damit nur rund die Hälfte derer, die Fortuna Düsseldorf hinnehmen musste (35). „Natürlich macht mich das ein wenig stolz, aber es ist Ergebnis guter Arbeit aller Spieler. Unsere Verteidigung fängt bereits bei den Stürmern an, denn für einen Aufsteiger ist es oberste Prämisse, so wenig Gegentreffer wie möglich zu bekommen. Das ist die Basis für den Gewinn von Punkten“, sagte Aytac Sulu.

Dennoch - der in Heidelberg geborene Deutsch-Türke steht als Synonym für den so nicht erwarteten Erfolg am Böllenfalltor. Sulu lebt die harte Arbeit vor, mit der sich die 98er inzwischen bis auf einen Aufstiegsplatz vorgeschoben haben. Bei seinen bisher 23 Einsätzen in dieser Saison bestritt er 375 Zweikämpfe, davon gewann er mehr als 60 Prozent. Unerschrocken und hart auch gegen sich selbst geht Sulu keinem Duell aus dem Weg.

Am zweiten Spieltag zog er sich bei einem Zusammenprall mit dem eigenen Torwart vier Knochenbrüche im Gesicht zu, lief aber schon nach zwei Spielen Pause wieder auf. Mit einer Furcht einflößenden Gesichtsmaske, die jeden Klingonen in die Flucht geschlagen hätte. Wenige Wochen später erlitt er eine Platzwunde, hielt jedoch mit Turban und blutigem Trikot durch. Und als er kurz vor Weihnachten bei einem Kopfballduell den Arm eines Gegners ins Gesicht bekam, da wackelte ein Zahn. Sulu zog ihn sich kurzerhand selbst und übergab ihn völlig unaufgeregt einem Betreuer.

„Gladiator“ nennen ihn die Fans der „Lilien“, bei denen angesichts des zweiten Platzes der Traum von der Bundesliga blüht. Dabei war nach 21-jähriger Abwesenheit schon die zweite Liga Lichtjahre entfernt gewesen. Doch in der Sternzeit 2014/15 könnte das Traumschiff Darmstadt 98 nun in Galaxien vordringen, die es seit 1982 nicht mehr gesehen hat. „Wir würden sicherlich nicht ausweichen“, sagte Trainer Dirk Schuster.

Seit 16 Spielen ist sein Team unbesiegt. Die bislang letzte Niederlage gab es am 5. Oktober beim 1:4 gegen ... Düsseldorf. Dort soll nun gepunktet werden. Denn schließlich möchte nicht nur Aytac Sulu im Mai sagen: „Beam me up to the Bundesliga.“

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