Hauptversammlung: Fortuna verliert eine Leitfigur

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Reinhold Ernst, ist zurückgetreten.

Düsseldorf. Eigentlich war Georg Koch die Hauptrolle zugedacht. Der Ex-Torwart hatte sich am Montagabend zur Wahl für einen der zwei Aufsichtsratsposten bei Fortuna Düsseldorf stellen wollen und durfte sich dank seiner Popularität der Zustimmung der 580 anwesenden Mitglieder sicher sein.

Doch der bisherige Vorsitzende des maßgebenden Gremiums, Reinhold Ernst, beanspruchte mit einer ganz persönlichen Entscheidung die Aufmerksamkeit für sich und produzierte für den Fußball-Drittligisten einen weiteren schweren Rückschlag: Der Jurist legte gestern auf einer bewegenden Jahreshauptversammlung in der Aula der Heinrich-Heine-Gesamtschule mit sofortiger Wirkung sein Amt als Aufsichtsratsmitglied nieder. Nur ein Jahr nach seiner Wahl durch die Mitglieder mit überwältigender Mehrheit.

"Mit Widerstand und kontroversen Diskussionen musste ich in diesem Amt ja rechnen", sagte Ernst. "Aber dass ich bei Sachfragen als Vorsitzender dieses Gremiums nicht hinzugezogen oder gefragt wurde, oder Sponsorengespräche ohne mein Wissen abgelaufen sind, kann ich nicht akzeptieren."

Ernst sah auf dieser Grundlage keine Basis mehr, die Arbeit fortzuführen. "Das ist ein schmerzhafter Verlust", erklärte Fortunas Ehren-Vorsitzender Hans-Georg Noack und bat Ernst eindringlich, seine Entscheidung zu überdenken. Zumal sie folgenschwere Konsequenzen hatte.

Die Versammlung reagierte geschockt und versuchte den scheidenden AR-Chef mit stehenden Beifallsbekundungen zum Umdenken zu bewegen. Die gleichzeitigen "Vorstand raus"-Rufe machten deutlich, wo die Mitglieder einen Teil der Schuld vermuten. Auch der stellvertretende AR-Vorsitzende Heinrich Pröpper bekam als "Gegenspieler" seine Quittung. Er erhielt ebenso wie Vorstandsmitglied Hermann Tecklenburg nicht die Entlastung der Versammlung. Was aber letztlich zunächst keine weiteren Folgen haben dürfte.

Doch damit nicht genug. Denn die vier neuen Kandidaten für den Aufsichtsrat zogen nach der neuen Entwicklung ihre Kandidatur zurück. Sowohl Michael Spayer und Frank Tölle als auch Koch und sein erklärter Mitstreiter Michael Müller.

"Unter diesen Voraussetzungen und bei der veränderten Zusammensetzung des Gremiums muss ich meine Kandidatur zurückziehen", sagte Koch, der sich vor der Wahl im Exklusiv-Interview mit der WZ zum Konzept von Ernst bekannt hatte. Letztlich veranlassten die Ereignisse vom Montag die Mitglieder dazu, die Wahlen für den Aufsichtsrat auf eine außerordentliche Versammlung zu vertagen.

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