BUndesliga-Serie Kohfeldt nimmt mit Werder Bremen den nächsten Anlauf auf Europa

Bremen. · Der Trainer geht mit großen Ambitionen in die Spielzeit. Die Frage wird sein, wie das Team den Weggang von Max Kruse kompensiert.

 Trainer Florian Kohfeldt.

Trainer Florian Kohfeldt.

Foto: dpa/Matthias Balk

Ein Punkt fehlte Werder Bremen in der vergangenen Saison, um sich für die Europa League zu qualifizieren. Es gibt wenig Zweifel daran, dass Florian Kohfeldt und seine Mannschaft einen erneuten Anlauf nehmen werden, erstmals seit 2010 auf die europäische Bühne zurückzukehren. Aktuell scheinen die Grün-Weißen aber schlechter dafür gerüstet zu sein als im Vorjahr.

Wie kann der Abgang von Max Kruse kompensiert werden?

Der Abgang des Ex-Nationalspielers Max Kruse hat die Bremer nicht völlig unvorbereitet getroffen – auch wenn Fenerbahce Istanbul sicher nicht das ursprüngliche Wunschziel Kruses gewesen ist. Kruse ist ein „Unterschiedsspieler“, der großen Anteil daran hatte, dass sich Werder in den vergangenen Jahren wieder zum Club mit Ambitionen entwickelt hat – mit elf Toren und elf Vorlagen war der 31-Jährige in der abgelaufenen Spielzeit Werders bester Scorer. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Michael Gregoritsch die Kruse-Lücke füllen wird – der FC Augsburg verlangt eine zu hohe Ablöse. So soll der Japaner Yuya Osako die Spielmacherrolle übernehmen, die er aus seiner Zeit beim 1. FC Köln kennt.

Kohfeldt nimmt mit Werder Bremen den nächsten Anlauf auf Europa
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Wo muss der Kader noch verstärkt werden?

Während Werder in der Offensive überbesetzt ist und Martin Harnik einen Wechsel nahegelegt hat, drückt an anderen Stellen der Schuh. So fehlen auf beiden Außenverteidiger-Positionen die Alternativen zu den Stammkräften Theo Gebre Selassie und Ludwig Augustinsson. Obwohl Milos Veljkovic und Sebastian Langkamp wegen ihren Verletzungen den Saisonstart zu verpassen drohen, hat sich Kohfeldt gegen die Verpflichtung eines weiteren Innenverteidigers ausgesprochen. Grünes Licht gibt es dagegen für einen neuen defensiven Mittelfeldspieler – hier schmerzt der Ausfall des Routiniers Philipp Bargfrede die Bremer sehr.

Tritt Florian Kohfeldt in die Fußstapfen seiner Vorgänger Otto Rehhagel und Thomas Schaaf?

Die Entwicklung des 36-jährigen Delmenhorsters wird in der Branche nicht erst seit der Auszeichnung als „Trainer des Jahres“ aufmerksam beobachtet. Taktisches Knowhow, Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Profis, authentisches Auftreten, der richtige Ton gegenüber den Medien – all das zeichnet Kohfeldt aus. Mit der Vertragsverlängerung bis 2023 hat sich der ehemalige Amateur-Torwart zu einer Zukunft an der Weser bekannt. Kohfeldt schätzt es, dass er bei Werder „mit einer kleineren Mannschaft wie eine große“ spielen darf – nämlich offensiv: „Diese Bedingungen, mich als Trainer zu entwickeln, hätte ich nirgendwo sonst. Warum sollte ich weggehen?“ Klar ist aber auch, dass die Konkurrenz dieses herausragende Trainertalent weiter auf dem Schirm haben wird – langfristiger Vertrag hin oder her.

Was kann Claudio Pizarro in seiner letzten Saison leisten?

Wenn vor der Einwechslung des Sturm-Oldies die „Pizarro“-Sprechchöre durchs Rund im Weserstadion hallen, könnte man das als Folklore schnell abtun. Doch darin drückt sich mehr als Sympathie für einen verdienten Profi aus. Auch mit 40 Jahren ist Pizarro immer noch ein Spieler für die besonderen Momente. Das hat er mit seinen Toren im Pokal-Viertelfinale gegen Borussia Dortmund und in der Bundesliga bei Hertha BSC bewiesen. Dem sympathischen Schlitzohr wäre zu wünschen, dass er die Marke von 200 Toren in der Bundesliga schafft – aktuell steht er bei 197 Treffern.

Verspielt Werder Kredit bei den Fans?

Um die Unterstützung ihrer Anhänger werden die Bremer von anderen Clubs beneidet. Selbst in den mauen Jahren dieses Jahrzehnts gelang dem Verein stets der Schulterschluss mit den Fans, die im Abstiegskampf zum Zünglein an der Waage wurden. Umso kritischer sehen Teile der Fanszene den Verkauf des Stadionnamens an eine Immobilienfirma. Auch die Verwendung des von Fans erfundenen Slogans „Green White Wonderwall“ für eine Marketingkampagne kam nicht gut an. Es wird sich zeigen, ob die Geschäftsführung um Klaus Filbry die Bedenken über eine zu große Kommerzialisierung ernstnimmt.

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