Colauttis erlösendes 1:0

Sein Tor in der Nachspielzeit beschert dem VfL einen 1:0-Sieg gegen den FC Schalke 04.

Mönchengladbach. Schalke gibt Gas, immer wieder rollen die Angriffe der Königsblauen auf das Gladbacher Tor. Die Knappen wollen mit aller Macht einen Sieg und sich mit dem torlosen Remis nicht begnügen.

Doch inzwischen ist das am Anfang einseitige, von Schalke geprägte Spiel längst ausgeglichener. Die Gladbacher Borussia hat ihre Zurückhaltung aufgegeben, riskiert nun mehr, will ihrerseits unbedingt die drei Punkte. Das Publikum spürt, dass die Gastgeber alles versuchen, die Defensive lockern und ihre letzten Kräfte mobilisieren.

Und sie werden belohnt. In der Nachspielzeit erzielt Roberto Colautti nach toller Vorarbeit von Oliver Neuville das entscheidende Tor. Zwei Einwechselspieler sorgten also für den erlösenden Siegtreffer.

1:0 gewonnen, die Abstiegsplätze verlassen, die beste Abwehr der Liga doch noch bezwungen - da brandete ohrenbetäubender Jubel auf, als Schiedsrichter Peter Sippel am Sonntag Abend das West-Derby im Borussia-Park abpfiff. "Das war enorm wichtig", sagte Neuville, "kann aber nur der Anfang sein. Wir müssen am Mittwoch in Cottbus nachlegen und weiter punkten."

Immerhin hat sich die Lage beim Bundesliga-Aufsteiger zu Beginn der "englischen Woche" nach sechs Begegnungen ohne Sieg (nur zwei Punkte) ein wenig entspannt. Und auch Cheftrainer Hans Meyer wirkte nach seinem Temperamentsausbruch in der Pressekonferenz am vergangenen Freitag total erleichtert: "Ich freue mich vor allem für Roberto. Wunderbar, dass er das Tor gemacht hat. Das wird ihm Selbstvertrauen geben. Der Junge ist ein Musterprofi. Wir haben sicher schon besser gespielt in dieser Saison, aber heute nehmen wir die drei Punkte liebend gerne."

Lange Zeit waren die Schalker mit ihrem "Kreisel" im Borussia-Park dominant, souverän, abgeklärt. Manchmal zauberten sie sogar, und die Abwehr um Krstajic und Westermann schien ohnehin unüberwindbar. Der FC Bayern hat erst kürzlich daheim ein Lied davon singen können, was es heißt, sich an dieser Defensive die Zähne auszubeißen (0:1-Schlappe).

Als dann auch Borussias Torwart Logan Bailly die Gäste ein ums andere Mal zur Verzweiflung brachte, entwickelte sich doch ein interessantes Spiel, in dem am Ende Roberto Colautti seine persönliche Sternstunde erlebte. Es war das erste Saisontor des Israelis: In seinem elften Bundesligaspiel fasste sich Colautti ein Herz und bezwang Schalkes Manuel Neuer nach gut 90 Minuten doch noch. Der Borussia-Park bebte vor Begeisterung - und auch Marko Marin konnte wieder lächeln. Sein vergebener Elfmeter (22.) war vergessen.

Kapitän Filip Daems: "Wir haben bis zur letzten Minute gekämpft, und es hat sich gelohnt. Heute hatten wir auch einmal das nötige Glück. Wenn man sieht, was heute hier im Stadion los war, wie unsere Fans feiern konnten - das hatten wir schon lange nicht mehr. Ich hoffe, dass uns das einen Schub gibt."

Michael Bradley: "Wir haben immer an den Sieg geglaubt und wollten die drei Punkte. Schalke hat eine gute Mannschaft, wir wussten, wie schwer es werden würde. Dass wir das Tor in der letzten Minute erzielt haben, zeigt uns, dass wir immer an den Sieg geglaubt haben und, dass es im Team stimmt. Nun muss man aber das Spiel sofort abhaken. Ab jetzt beginnt die Vorbereitung auf Cottbus."

Marko Marin: "Wir alle sind sehr erleichtert. Ich besonders. Es ist schon bitter, dass ich den Elfer nicht verwandelt habe und mir sind 1000 Steine vom Herzen gefallen."

Mike Büskens, Trainer FC Schalke 04: "Glückwunsch an Borussia. Wir haben eine sehr engagierte Leistung gezeigt, sind dafür aber nicht belohnt worden. Man hat gesehen, dass wir den Dreier unbedingt wollten, aber in der 90. Minute sind wir dann in einen Konter gelaufen."

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