Borussia: Ein Endspiel um die Klubstrategie

Sollte Gladbach nicht gegen Hannover 96 siegen, würde Trainer Frontzeck wackeln.

Mönchengladbach. Von einem Endspiel spricht niemand. Und doch ist der Druck immens bei Borussia Mönchengladbach und deren Verantwortlichen. Wer will schon vor dem Heimspiel am Samstag gegen den Tabellenvierten Hannover 96 offiziell verkünden, dass die in mühsamer Kleinarbeit entworfene Strategie für eine erdacht sorgenfreie Spielzeit durch den Ausgang eines Fußballspiels torpediert werden kann. Glaubt man den Aussagen der Entscheider, stellt auch niemand den Trainer Michael Frontzeck bislang in Frage. Sportdirektor Max Eberl hält unbeirrt an ihm fest: "Wir haben kein Trainerproblem, sondern eines mit verletzten Spielern."

Das im Borussia-Park proklamierte Credo lautet Kontinuität. Das Gegenteil davon wurde über Jahre gelebt und soll auch durch diese neuerlich gravierende Krise nicht wieder geweckt werden. Und doch ist in Gladbach allen Beteiligten klar, dass sie die Gesetzmäßigkeiten der Branche nicht gänzlich außer Kraft setzen können. Frontzeck, dessen Vertrag im Sommer bis 2013 verlängert wurde, ist mehr denn je zum Siegen verdammt. Konsequent stellt er seine persönliche Situation in den Hintergrund.

Der Blick auf die Tabelle verrät, welche Brisanz sich aus Gladbacher Sicht hinter dem Kräftemessen mit Hannover verbirgt: Borussia hat als Tabellenletzter zwar nur drei Punkte Rückstand zum rettenden Ufer, ist als einziger Bundesligist aber daheim noch sieglos und taumelt angesichts einer desaströsen Defensive immer mehr dem dritten Abstieg der Klubgeschichte entgegen.

40 Gegentore nach 14 Spielen lassen Zweifel an der Wettbewerbsfähigkeit aufkommen. "Das ist die Quote eines Absteigers", sagt Christian Hochstätter, der bei der Borussia und auch in Hannover als Sportdirektor gearbeitet hat. "Offensiv", so Hochstätter, "ist die Mannschaft stark genug." Sie hat sogar mehr Tore (24) als Gegner Hannover (20) geschossen. Dennoch trennen beide Mannschaften 13 Tabellenplätze und 15 Punkte. Ein deutlicher Beleg, wie sehr es an der Balance in der Elf von Trainer Frontzeck fehlt.

Die Vielzahl individueller Fehler lassen sich nicht allein mit dem Fehlen der Stammverteidiger Dante und Roel Brouwers begründen. Die langen Wochen des Misserfolgs und die mitunter schwierigen Charaktere im Kader wie Raul Bobadilla, Juan Arango oder Mohamadou Idrissou produzieren zusätzlich Reibung. Gerade erst wurde der verletzte Abwehrchef Dante vor den Mannschaftsrat zitiert und dizipliniert, zukünftig Kritik an der Leistung der Kollegen nicht über die Medien zu äußern.

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