Fröhlich ist neuer Schiedsrichter-Chef - „Optimaler Mann“

Grassau (dpa) - Der Berliner Lutz Michael Fröhlich soll Deutschlands Fußball-Schiedsrichter nach viel Kritik und internen Querelen wieder in bessere Zeiten führen.

Fröhlich ist neuer Schiedsrichter-Chef - „Optimaler Mann“
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Der 58-Jährige tritt die Nachfolge von Herbert Fandel an, der nach sechs Jahren sein Amt an der Spitze der Bundesliga-Schiedsrichter auf eigenen Wunsch aufgab. Der Rückzug vom Vorsitz der DFB-Schiedsrichterkommission hatte neben persönlichen Gründen auch mit Unstimmigkeiten in der Schiedsrichterführung zu tun.

„Ich sehe mich als kommunikativen Typen, der eng an der Mannschaft der Schiedsrichter dran ist“, erklärte Fröhlich. Der ehemalige Bundesliga-Referee wird seine Funktion anders als Fandel hauptamtlich ausüben. Er sei „kein Patriarch und kein Alphatier“, betonte Fröhlich am Mittwoch zum Auftakt des fünftägigen Trainingslagers der besten deutschen Schiedsrichter im bayerischen Grassau. Der Berliner war bislang Abteilungsleiter Schiedsrichter innerhalb des DFB.

Vizepräsident Ronny Zimmermann bezeichnete Fröhlich als „optimalen Mann“ für die Nachfolge von Fandel. Der 52-Jährige soll als Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses dem Verband erhalten bleiben. Im vergangenen Winter-Trainingslager auf Mallorca war es innerhalb des Schiedsrichterlagers zu Unstimmigkeiten gekommen. Es schwelte ein Machtkampf zwischen Fandel und dem Ligavertreter Hellmut Krug. „Wir waren aber weit weg von einer Revolte und einem Aufstand“, erklärte Zimmermann in Grassau.

Aus einer anonymen Umfrage unter den Bundesliga-Schiedsrichtern hat die Schiedsrichterkommission dennoch Konsequenzen gezogen. Zehn Bausteine zur Optimierung der Entscheidungsqualität und Minimierung von Fehlentscheidungen wurden erstellt. „Die letzte Saison ist nicht rund gelaufen“, gestand Deutschlands EM-Schiedsrichter Felix Brych. Für Fröhlich war das Kernproblem, dass sich krasse Fehler gehäuft hätten. „In erster Linie waren es Wahrnehmungsfehler“, äußerte der neue Schiriboss; etwa beim Handtor von Hannovers Leon Andreasen gegen den 1. FC Köln oder einem nicht gegebenen Treffer der Bremer in Köln.

„Die Fehlentscheidungen haben sich in Drucksituationen erhöht“, sagte Andreas Nagel, Direktor Spielbetrieb der Deutschen Fußball Liga. Die Clubs erwarten in der Saison 2016/17 eine klare Leistungssteigerung.

Als Zukunftsprojekt soll in der Hinrunde zunächst im Stillen der Video-Assistent getestet werden. 23 Schiedsrichter werden 2016/17 in der Bundesliga pfeifen. Die erfahrenen Knut Kircher (Rottenburg), Florian Meyer (Burgdorf), Michael Weiner (Ottenstein) und Peter Sippel (München) sind ausgeschieden und müssen ersetzt werden. „Das ist eine Herausforderung“, sagte Fröhlich. Kircher und Co. sollen Aufgaben innerhalb des Schiedsrichterwesens übernehmen. „Wir müssen in die Schiedsrichter, in Manpower investieren“, sagte Zimmermann.

Der 40-jährige Brych wird beim Lehrgang in Grassau bereits zum dritten Mal als „Schiedsrichter des Jahres“ ausgezeichnet. „Das ist ein großer Erfolg. Es ist die einzige Möglichkeit, bei der wir als Schiedsrichter einen Pokal erhalten können“, sagte der Münchner.

Brych hatte bei der Europameisterschaft in Frankreich drei Partien geleitet. Über das Viertelfinale konnte er angesichts des Einzugs der deutschen Nationalmannschaft ins Halbfinale nicht hinauskommen. „Das Fazit fällt positiv aus“, sagte Brych über seinen EM-Einsatz. Deutschlands „Schiedsrichterin des Jahres“ ist Riem Hussein (35).

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