Fleming kritisiert Absagen: Pleiß angezählt

Frankfurt/Main (dpa) - Ungeachtet der letztlich doch geglückten EM-Qualifikation hat der zurückliegende Sommer bei Chris Fleming Spuren hinterlassen.

Fleming kritisiert Absagen: Pleiß angezählt
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Zwei Tage nach dem entscheidenden Sieg in den Niederlanden kritisierte der Basketball-Bundestrainer noch einmal die vielen Absagen und schloss Konsequenzen in der Zukunft nicht aus. „Die Spieler haben eine Verantwortung dem deutschen Basketball gegenüber“, sagte Fleming der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn ich als Spieler zur Nationalmannschaft eingeladen werde, dann habe ich zu kommen“, sagte der Nationalcoach.

Fleming hatte in der Qualifikation auf zahlreiche Spieler verzichten müssen, die teils aus gesundheitlichen, teils aus privaten Gründen abgesagt hatten. Auch deshalb geriet die Qualifikation zur EM 2017 zu einer Zitterpartie.

Vor allem von Tibor Pleiß zeigte sich Fleming tief enttäuscht. Der Center hatte die Nationalmannschaft im Verlauf der Ausscheidungsrunde verlassen, um sich einen neuen Verein zu suchen. Pleiß war zunächst von den Utah Jazz zu den Philadelphia 76ers getradet und dann aus seinem Vertrag entlassen worden. „So etwas habe ich noch nie erlebt, dass ein Spieler sein Team während eines Prozesses verlässt“, sagte Fleming. „So etwas darf es nicht geben.“

Dass Pleiß schließlich bei Galatasaray Istanbul einen neuen Vertrag unterschrieb und nicht in den USA kommentierte Fleming süffisant. „Er lebt seinen NBA-Traum jetzt in Istanbul“, sagte der Bundestrainer, der früher bereits mit Pleiß in Bamberg zusammengearbeitet und ihn dort gefördert hatte. Auch deshalb ist Flemings Enttäuschung so groß.

Ob es für Pleiß im kommenden Sommer eine Rückkehr ins Nationalteam gibt, ließ Fleming offen. „Grundsätzlich haben es erst einmal die Spieler verdient, die Deutschland zur EM geführt haben, dort auch dabei zu sein“, sagte der Bundestrainer. Aus Verbandskreisen verlautete jedoch, dass man die Vorfälle mit Pleiß in Ruhe aufarbeiten wolle und die Tür für den 26-Jährigen nicht zu sei. Schließlich gehört Pleiß seit 2009 zum Nationalteam und hat bereits 105 Länderspiele absolviert.

Kritik an Pleiß gab es derweil auch von Ex-Nationalspieler Jan Jagla. „Pleiß' Situation, noch einmal alles für die NBA auf eine Karte zu setzen, kann ich verstehen. Aber wenn man im Nachhinein in der Türkei unterschreibt, wo ein Vertrag sicherlich auch ohne seine Abreise zustande gekommen wäre, dann war das die falsche Entscheidung“, sagte Jagla im Interview auf „spox.com“.

Es wird mit Spannung zu sehen sein, mit welchem Kader Fleming im kommenden Jahr zur Europameisterschaft in der Türkei, Israel, Finnland und Rumänien geht. Schließlich hatten außer Pleiß viele weitere Spieler in diesem Sommer dem Verband eine Absage erteilt. Auch Profis wie zum Beispiel Maxi Kleber, Anton Gavel, Heiko Schaffartzik, Per Günther oder Maik Zirbes standen nicht zur Verfügung. NBA-Profi Dennis Schröder fehlte ebenfalls. „Wir werden zusammen mit der Liga und den Vereinen genau analysieren müssen, wie es dazu kommen konnte“, sagte DBB-Präsident Ingo Weiss.

Fleming nimmt die Profis in die Pflicht. Die aktuelle Generation an Spielern habe sehr von der positiven Entwicklung des Basketballs in Deutschland profitiert. „Dann haben sie jetzt auch die Verantwortung, etwas zurückzugeben.“ In den Statuten des Weltverbandes FIBA sei ganz klar geregelt, dass ein Spieler der Einladung zum Nationalteam folgen müsse. Ansonsten sind Sanktionen möglich. „Bislang dachten wir nicht, dass so etwas notwendig ist“, sagte Fleming. „Es muss eine Ehre sein, das Trikot seines Landes tragen zu dürfen.“

Das sieht auch Jagla so: „Selbst Dirk (Nowitzki) hat es früher gemacht, um sich mit der Mannschaft weiter zu entwickeln und um das Team zu sich finden zu lassen. Da müssen die Jungs einfach umdenken und auch mal sagen: Die Saison ist lang und schwer, aber ich muss trotzdem zur Nationalmannschaft fahren. Auch, weil man es dem Sport schuldet, für Deutschland aufzulaufen.“

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