Experten-Meinungen Breitner: Nationalmannschaft fehlt „Problemlöser“

München (dpa) - Paul Breitner vermisst „Problemlöser“ in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. „Kein Spieler ist in der Lage, ein Problem zu lösen, wenn es schwierig ist“, sagte der Weltmeister von 1974 im Interview der Münchner Zeitung „tz“.

Experten-Meinungen: Breitner: Nationalmannschaft fehlt „Problemlöser“
Foto: dpa

Nach der 0:1-Niederlage des Teams von Bundestrainer Joachim Löw im ersten WM-Spiel gegen Mexiko bemängelte der 66-Jährige: „Es plätschert alles vor sich hin, jeder wartet auf irgendeine Idee des anderen und jeder weiß, dass sie nicht kommt, weil der andere ja auch auf Ideen wartet. Es war deprimierend, wie hilflos unsere Mannschaft war und nicht wusste, wie sie eine Abwehr knacken soll.“

Breitner übte Kritik am Angriff: „Unser Problem ist auch, dass wir im Moment keinen Stürmer haben, der im Strafraum eine Szene verwerten kann. Nichts gegen Timo Werners Spiel, aber mit einer falschen Neun wirst du nicht Weltmeister. Wenn du hinten bist, braucht du einen Stürmer, bei dem du weißt: Der dreht sich, presst sich dazwischen und brennt auch mal einen rein. Den haben wir im Moment nicht.“ Breitner gehörte 1982 in Spanien zum Team, das zuletzt ein WM-Auftaktspiel verloren hatte (1:2 gegen Algerien).

Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm setzt nach dem Fehlstart der deutschen Fußball-Nationalmannschaft auf die Routine von Löw und der Ex-Kollegen. „Die Mannschaft ist erfahren, das Trainerteam ist erfahren. Sie wissen, wie sie mit der Niederlage umgehen müssen. Es ist noch alles möglich“, sagte der 34 Jahre alte Lahm in der Schule der deutschen Botschaft in Moskau. „Ein kleiner Rückschlag schadet nicht, um noch ein bisschen enger zusammenzurücken.“

Eine für heute geplante DFB-Pressekonferenz mit Lahm, der als Botschafter für die deutsche EM-Bewerbung für 2024 zur WM-Delegation des Verbandes gehört, wurde kurzfristig abgesagt. In der Schule waren nur Fragen der Kinder und nicht von Journalisten zugelassen. Neben Fragen zu privaten Dingen wollte ein Schüler wissen, wie Lahm die Probleme in der deutschen Mannschaft nach dem 0:1 gegen Mexiko sieht.

„Mexiko hat das sehr gut gemacht, sie waren sehr aggressiv. Die deutsche Mannschaft hat einfach nicht ihre Leistung abgerufen. Das kann passieren“, sagte der Ehrenspielführer. Der langjährige Bayern-Star war nach dem WM-Triumph 2014 in Brasilien aus der Nationalmannschaft zurückgetreten. Seine Spielerlaufbahn beendete Lahm endgültig vor einem Jahr.

Weltmeister Thomas Berthold mahnte nach dem verpatzten WM-Auftakt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft umfassende Verbesserungen an. „Wir müssen uns um 100 Prozent steigern, damit wir eine Chance haben, Schweden zu schlagen“, sagte der frühere Abwehrspieler, der 1990 mit der DFB-Auswahl den WM-Titel gewann, im ZDF-„Morgenmagazin“. Berthold forderte nach der ernüchternden 0:1-Niederlage gegen Mexiko: „Wir müssen kompakter spielen, müssen spritziger wirken.“

Als Tribünengast im Moskauer Luschniki-Stadion sah Berthold viele Baustellen im deutschen Team. „Allgemein hat die Körpersprache gar nicht gestimmt. Mir ist besonders aufgefallen, dass auf den Außenbahnen nach hinten gar nichts ging. Wir haben nach vorn keine großen Torchancen kreiert“, bemängelte der 62-malige Nationalspieler.

„Schweden ist auch eine unangenehme Mannschaft, die haben Italien rausgekegelt“, warnte Berthold mit Blick auf die erfolgreiche Qualifikation der Skandinavier in den WM-Playoffs gegen den viermaligen Weltmeister Italien.

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