René Kollos Aufruf sorgt für Misstöne: Chorsuche stiftet Unfrieden

Chöre und Veranstalter üben Kritik am Manager.

Krefeld. Singen für René Kollo? Viele Krefelder möchten dem Startenor wohl lieber etwas husten. Denn dessen Suche nach dem "Superchor" sorgt inzwischen in der Stadt für mächtig Missstimmung.

Knatschig ist Joachim Watzlawik von der Friedenskirche, in der Kollo heute Abend auftritt. "Wir sind keine Leute, die eine Woche vorher jemanden hängen lassen", stellt er klar. Kollos Kölner Konzertagentur hatte am Montag per Mail behauptet, der vorgesehene Chor sei "erst heute abgesprungen".

"Das ist eine Frechheit", sagt Watzlawik und klärt auf: "Eigentlich sollte der Dio-Chor unter Hans-Jörg Böckler mit Kollo singen. Doch das Management ist nicht aus dem Quark gekommen." Erst vor einer Woche habe sich jemand gemeldet: "Das war natürlich zu knapp."

Kollos Management habe das Konzert "schlecht vorbereitet", findet Watzlawik: "Da steckt kein Herzblut hinter. Vielleicht starten die ihre Chorsuche auch nur, um den Ticketverkauf anzukurbeln." Tatsächlich finden sich bei einer Suche im Internet Artikel mehrerer deutscher Zeitungen, mit deren Hilfe Kollo einen Chor sucht.

Manager Thomas Jost weist die Vorwürfe aus Krefeld zurück. Er bleibt bei der Version, der vorgesehene Chor habe kurzfristig abgesagt: "Es hieß, einige Leistungsträger seien erkrankt." Die öffentliche Suche nach einem Ersatz sei keine Masche. "Dort, wo die Gemeinden keinen Chor aufbieten können, suchen wir einen. Ob das zusätzlich Karten verkauft, vermag ich nicht zu sagen."

Kritik an Kollo und seinem Management übt auch die Vorsitzende des Schönhausen-Chors, Gabriele Schulten. Gegenüber der WZ hatte Kollos Musikverlag am Dienstag erklärt, der renommierte Chor habe sich ebenfalls beworben, mit Kollo zu singen. "Wir waren erstaunt, als wir das in der Zeitung gelesen haben", sagt Schulten.

Denn aus ihrem Chor habe sich definitiv niemand in Berlin gemeldet. Manager Jost widerspricht: "Wir suchen uns keine Chöre aus dem Internet. Oft rufen auch Chormitglieder oder Verwandte an, ohne dass der Vorstand davon weiß."

Jedenfalls klingelte am Mittwochabend bei Gabriele Schulten das Telefon. Kollos Organist wollte sie für die Idee begeistern, mit Kollo zu singen. Doch auf die Frage nach der Gegenleistung hieß es nur: "Sie bekommen ein paar Freikarten." Damit wollte sich der Schönhausen-Chor nicht abspeisen lassen: "Das ist für den Aufwand definitiv zu wenig."

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