Gigant mit Schwerenöter: Die „Norwegian Breakaway“ legt ab

Rotterdam (dpa/tmn) - Mit bunt bemalter Nase und einer Fensterfront wie Bienenwaben kreuzt die „Norwegian Breakaway“ bald ab New York in Richtung Bahamas und Florida. An Bord herrschen Understatement und Superlative - und ein Schwerenöter der New Yorker Blues-Szene.

Würde nicht ab und zu der Wein im Glas zittern, vergäßen die Passagiere das Meer manchmal einfach. Aber selbst die „Norwegian Breakaway“ bringen Bugwellen hier und da aus der Ruhe. Sonst erinnert sie eher an eine schwimmende Stadt als an ein Kreuzfahrtschiff. Es ist das größte Schiff, das je in Deutschland gebaut wurde.

Ein Basketballplatz, ein Minigolfplatz und ein Hochseilgarten mit Kletterwand fahren mit. Oben lädt der größte Aquapark, den es auf See gibt, zum Baden ein. In zwei Freefall-Rutschen stellen sich die Schwimmer auf eine Klappe, die sich öffnet, sobald sie grünes Licht geben. Dann geht es im freien Fall abwärts. In 27 Restaurants und Snackbars essen 4000 Passagiere. Inklusive Crew sind pro Tour mehr als 5600 Menschen an Bord des 324 Meter langen Schiffes.

Am ersten Abend der Premierenfahrt ab Rotterdam kämpft sich ein Passagier Stufe um Stufe hoch und tritt schließlich erschöpft aber glücklich aus einer der eleganten Glastüren an Deck - bereit, den Giganten von oben zu betrachten. „Ach du meine Güte, das ist ja unfassbar“, stellt er entsetzt fest. „Ich dachte, wir seien schon oben!“ Er ist auf Deck 8. Insgesamt gibt es 18.

Dass die Gäste vorschnell glauben, sie seien schon ganz oben, ist auch dem neuen Konzept geschuldet, das die Reederei erstmals in der „Breakaway“ umgesetzt hat. „Viele der großen Schiffe sind eher nach innen gerichtet“, sagt Kevin Bubolz von Norwegian Cruise Line (NCL).

Das neueste Mitglied der Flotte sollte anders sein: „Wir wollten die Gäste näher ans Wasser bringen, eine Verbindung mit dem Ozean schaffen.“ Deshalb gelangen die Passagiere an vielen Stellen nach draußen, sie sollen möglichst viel Zugang zum Deck haben. Es gebe auch mehr Fenster als in anderen Schiffen, sagt Bubolz. Vier Restaurants haben nicht nur innen Sitzplätze, sondern auch außen, auf kleinen Veranden an Deck - eine Neuheit auf See.

„Wer von Ihnen war gestern vor ein Uhr morgens im Bett?“, fragt NCL-Chef Kevin Sheehan am ersten Morgen der Tour in großer Runde. Alle lachen. Die Frage war ein Witz. Es ist zu viel los in einer Nacht auf der „Breakaway“, um früh ins Bett zu gehen. Sheehan wollte mit der „Breakaway“ ein Stück New York City aufs Meer bringen. „With a sizzling nightlife.“ Mit einem brodelnden Nachtleben also. New York wird auch der Heimathafen sein.

Rund 780 Euro kostet das günstigste Ticket für eine Sieben-Tage-Tour in einer Innenkabine. Essen und Trinken in bestimmten Restaurants sind inklusive. Viele andere Angebote, etwa Alkohol, Dinner in Spezialitätenrestaurants oder Wellnessbehandlungen, kosten extra.

Umsonst dürfen Passagiere ins „Fat Cats“. Fette Katzen heißt der Blues- und Jazz-Club übersetzt, der wie eine Spelunke in New Yorks Untergrund aussehen soll. So ganz mag das auf der nagelneuen „Breakaway“ noch nicht gelingen. Musikalischer Herr des Clubs ist der New Yorker Blues-Musiker Slam Allen, der wie kein anderer an Bord das Sizzling Nightlife befeuert. Selbst die Crew-Mitglieder drücken sich nach Ende ihrer Abendschicht mit dem Rücken an die Wand des Clubs, um seine Jam-Sessions zu hören.

„Er ist Vollblut-Musiker, aber noch viel mehr ist er Entertainer“, sagt Seth aus Connecticut. Seth spielt zum Abendessen den Bass in einer Jazz-Kombo im Hauptrestaurant, dem Manhattan-Room im Heck des Schiffes. Während er das erzählt, liegt Allen auf beiden Knien vor einer blonden Schönheit im Publikum. Die Gitarre hat er auf der Bühne gelassen, um inbrünstig mit gefalteten Händen singen zu können, dass er sie liebt und heiraten möchte. Als sie gerührt und amüsiert ablehnt, sagt er: „Dann tu mir nur einen letzten Gefallen - hilfst du mir wieder hoch?“ Das Publikum tobt. „Er ist unglaublich“, sagt Seth.

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