Knud Bielefeld : Namen sind seine Leidenschaft

Knud Bielefeld erstellt Listen der beliebtesten Vornamen und weiß, welche vor 100 Jahren modern waren. Bei seinem Sohn hat jedoch seine Frau entschieden.

Ahrensburg. "Namen sind Schall und Rauch", heißt es in Goethes Faust. "Namen sind meine große Leidenschaft", sagt dagegen Knud Bielefeld aus Ahrensburg bei Hamburg. Einen großen Teil seiner Freizeit verbringt der Hobby-Namensforscher im heimischen Büro, um Geburtslisten von Krankenhäusern oder Standesämtern zu studieren. "In diesem Jahr habe ich rund 100 000 Vornamen aus ganz Deutschland ausgewertet, das sind 15 bis 16 Prozent aller Neugeborenen", erklärt der Wirtschaftsinformatiker.

In seiner Liste der beliebtesten Vornamen zeigt sich: "Die Favoriten sind nahezu unverändert." Laut Bielefelds Erhebung ist Leon bei den Jungen und Hanna bei den Mädchen ganz vorn. "Namen mit dem Anfangsbuchstaben ,L’ sind weiter der Renner. Bei Mädchen ist nach wie vor die Endung auf ,a’ beliebt." Trotz der zunehmenden Globalisierung stellt Bielefeld, selbst Vater eines zweijährigen Jungen, nach wie vor regionale Unterschiede fest. Während Nele, Jette und Finn im Norden besonders beliebt seien, wählten Eltern in Süddeutschland häufiger Namen wie Maximilian oder Franziska, erklärt der 41-Jährige.

Bei seinen Recherchen, für die er auch Todesanzeigen auswertet, geht der Hobby-Forscher sogar bis ins vorvergangene Jahrhundert zurück. "Ich habe Hitlisten für jeden Jahrgang seit 1890 erstellt." Demnach waren vor hundert Jahren Gertrud, Erna und Anna beziehungsweise Walter, Hans und Karl besonders angesagte Namen.

Sein Hobby, bei dem Bielefeld inzwischen von einigen Studenten unterstützt wird, sei zwar mühsam, "aber es bringt mich auch zum Schmunzeln". Immer wieder stoße er auf kuriose Besonderheiten: "Einige Male habe ich in diesem Jahr die Namenskombination Luca Toni gesehen." Da habe manch einer seine Liebe zum Fußball besonders ernst genommen, meint er mit Blick auf den italienischen Stürmer von Bayern München.

Sein eigener Name Knud ist im Vergleich zum Vorjahr dagegen deutlich zurückgegangen. "Eisbär Knut sorgte 2007 für einen Hype, das war aber ein vorübergehendes Phänomen."

Werdenden Eltern rät Bielefeld, einen alltagstauglichen Namen zu wählen, der leicht auszusprechen und einfach zu schreiben ist. Zudem sollte der Vorname mit dem Nachnamen harmonieren. Französische Namen wie Camille oder Antoine passten einfach nicht zu geläufigen deutschen Nachnamen wir Meier oder Schmidt. "Wichtig ist außerdem, dass der letzte Buchstabe des Vornamens nicht derselbe ist wie der erste Buchstabe des Nachnamens."

Zudem sollten sich Eltern informieren, welche Bedeutung die Namen in einer anderen Sprache haben. So steht der ostfriesische Jungenname Joke im Englischen für Witz, während der ebenfalls ostfriesische Jungenname Lort im Schwedischen Dreck bedeutet.

Einige Wochen nach Bielefeld gibt auch die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden ein Ranking der beliebtesten Vornamen heraus. "Wir sind gegen Schnellschüsse", sagt Sprach- und Namensforscher Gerhard Müller von der GfdS. "Wir warten, bis wir flächendeckende Angaben von Standesämtern bekommen." Seit Jahren variieren die Listen etwas: "Im Gegensatz zur GfdS unterscheide ich zwischen dem ersten und weiteren Vornamen", erklärt Hobbyforscher Bielefeld.

Dessen Sohn heißt Erik. Der Name sei kurz, klinge gut und sei leicht verständlich, sagt der Vater. "Letztendlich hat aber meine Frau den Namen ausgesucht." Bei all den Vornamen, mit denen er sich Tag für Tag beschäftige, habe er lieber ihr die Entscheidung überlassen. "Da war ich doch leicht überfordert."

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