2009 wird ein sehr langes Jahr

Am frühen Morgen des 1. Januar steht die Zeit eine Sekunde lang still. Warum ist das so?

Düsseldorf. In der Neujahrsnacht gibt es eine Sekunde geschenkt. Um 0:59:59 Uhr wird die Zeit eine Sekunde lang angehalten.

Alle Funkuhren werden über ein von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig ausgesandtes Radiosignal gebremst. Zeitgenossen mit herkömmlichen Uhren müssen das per Hand machen.

Das liegt daran, dass sich die Uhrzeit, international abgestimmt durch den International Earth Rotation Service in Paris, an der Atomzeit orientiert. Weil sich die Erde - abgebremst durch Mond und Gezeiten - langsamer dreht, als es der Atomzeit entspricht, muss ab und zu eine Sekunde eingeschoben werden. Sonst ginge die Sonne irgendwann in ferner Zukunft um Mitternacht auf.

Grundsätzlich gilt: Wenn die Erde eine Umdrehung um die eigene Achse hinter sich gebracht hat, dann ist genau ein Tag vergangen. Also 24 Stunden mal 60 Minuten mal 60 Sekunden - insgesamt 86 400 Sekunden. Nun sind aber nicht alle Tage gleich lang.

Die Drehgeschwindigkeit der Erde wird auch mal durch mehr oder weniger starke Winde beeinflusst, wenn diese auf hohe Bergketten treffen. Insgesamt wird die Erdumdrehung sogar immer langsamer, weil der Mond durch seine Anziehungskraft, die sogar gewaltige Massen wie die Meere bewegt, bremsend wirkt. Gezeitenreibung nennt man das. Ebbe und Flut wirken wie eine ständige Bremse. Die Erde geht also nach.

Mittels Atomuhren. Das sind Uhren, die die Strahlung von Cäsium-Atomen messen. Diese schwingen Sekunde für Sekunde 9 192 631 770 Mal. Immer gleich. Ein Vergleich mit dieser exakten Zeitmessung, nach der der Tag die korrekten 86 400 Sekunden dauert, ergibt, dass die Erde in den letzten 50 Jahren bereits mehr als 30 Sekunden verloren hat.

Jeder Tag ist um etwa zwei Tausendstel Sekunden länger, als es die präzise Atomuhr vorgibt. Im Jahr macht das ungefähr eine dreiviertel Sekunde aus. Um die beiden Zeiten in Übereinstimmung zu bringen, wird ab und zu eine Schaltsekunde zu der gemessenen Atomzeit hinzuaddiert, damit Atomzeit und die astronomische Zeit wieder synchron sind.

Eben weil diese Extra-Sekunde zusätzlich in den Zeitablauf "eingeschaltet" wird, damit die astronomische Zeit ihren Rückstand gegenüber der "korrekten" Atomzeit aufholen kann.

Na, zum Beispiel die nächste Frage stellen.

Das waren jetzt schon zwei Sekunden. Aber egal. Im Schnitt gibt es die Zusatzsekunde alle 18 Monate. Zuletzt wurde vor drei Jahren eine eingefügt.

Das würde allerdings bedeuten, dass die astronomische Zeit immer weiter der schnelleren Atomzeit hinterherhinkt. Im Jahr 2600 würde der Unterschied schon etwa eine halbe Stunde betragen. Bliebe man trotzdem stur weiter dabei, dass nur die Atomzeit maßgeblich ist, würden wir irgendwann im Dunkeln arbeiten und am Tag schlafen.

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