Interview: Sonja Rohde - Völlig losgelöst von der Erde

Sonja Rohde wird die erste deutsche Weltraumtouristin: Sie zahlt 200000 Dollar für einen Ausflug ins All.

Düsseldorf. WZ: Frau Rohde, wie sind Sie zu diesem Projekt gestoßen? Immerhin sind Sie die einzige Deutsche unter den ersten hundert All-Touristen.

Rohde: Ich habe Richard Branson per Zufall bei einer Safari in Afrika kennengelernt.

WZ: An einen Mann wie Branson kommt man so einfach heran?

Rohde: Ja, ich habe mich auch gewundert. Aber er ist ein lässiger Typ. Als wir mehrere Tage in derselben Lodge wohnten, hat er gemeint, wir könnten doch mal zusammen zu Abend essen. Dabei hat er mir von seinem Projekt erzählt. Ich war sofort Feuer und Flamme. Und er hat sein Handy genommen und alles in die Wege geleitet.

WZ: Zur Vorbereitung haben Sie auch ein Zentrifugentraining absolviert. Wie war das?

Rohde: Ich hatte ziemlichen Respekt davor und Angst, dass ich mich blamiere. Denn den drei oder vier anderen, die vor mir drin waren, ist das nicht gut bekommen. Als ich selbst dran war, habe ich natürlich ganz schön gemerkt, wie das Sechsfache des eigenen Körpergewichts auf mich einwirkt, aber ich habe die ganze Zeit gequiekt vor Vergnügen. Das hatte der beobachtende Arzt wahrscheinlich auch noch nicht erlebt.

WZ: Wie bereiten sie sich ansonsten auf den Flug vor?

Rohde: Ich mache ganz normales Ausdauer- und Krafttraining im Fitness-Studio.

WZ: Was passiert genau bei dem Ausflug ins All?

Rohde: Ein Trägerflugzeug bringt uns auf 18 Kilometer Höhe. Dort wird das SpaceShip abgekoppelt, zündet für zwei Minuten die Raketentriebwerke und schießt mit fast vierfacher Schallgeschwindigkeit - also mit etwa 5000 Stundenkilometern - weitere 100 Kilometer ins All. Insgesamt sind wir eine Viertelstunde im All unterwegs, davon fünf Minuten in der Schwerelosigkeit.

WZ: Sind 200000 Dollar nicht sehr viel Geld für einen Ausflug von insgesamt zwei Stunden?

Rohde: Ich habe auch erst mal geschluckt und gedacht: Oh, Mist. Aber das ist nun mal mein Kindheitstraum. Also habe ich all meine Ersparnisse zusammengekratzt und noch einen Kredit aufgenommen.

WZ: Angst haben Sie nicht?

Rohde: Nein! Ich bin eher euphorisch und kann es kaum erwarten, endlich loszufliegen. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich als eine der Ersten einem höheren Risiko ausgesetzt bin als der fünfhundertste oder tausendste All-Tourist. Wenn in 120 Kilometern Höhe etwas passiert, gibt es nicht mehr viel, was man noch tun könnte.

WZ: Wie reagieren Ihre Eltern?

Rohde: Natürlich sind Eltern dagegen, wenn das einzige Kind sich dafür entscheidet, in den Weltraum zu fliegen.

WZ: Und was sagen Ihre Freunde?

Rohde: Ich habe ihnen lange nichts davon erzählt. Denn ich dachte: Das ist so abgefahren, die halten dich für irre. Im Endeffekt haben sie aber alle positiv reagiert nach dem Motto: Wenn man sich einen solchen Lebenstraum erfüllen kann, soll man das auch tun.

WZ: Was passiert, wenn sich Ihr großer Traum erfüllt hat? Gehen Sie dann für den Rest Ihrer Tage nur noch brav ins Büro?

Sonja Rohde: Die 31-Jährige aus Hagenträumte schon als Kind von einem Flug ins All. Ihre Eltern drängtenjedoch auf einen Einstieg ins Familienunternehmen. Deshalb wurde SonjaRohde nicht Astronautin, sondern Diplom-Kauffrau und arbeitet heute imImmobilien-Unternehmen ihrer Eltern.

Buchung fürs All: Das Unternehmen Virgin Galactic des britischenUnternehmers Robert Branson ist der weltweit erste Anbieter vonWeltraumreisen. Der Vertrieb in Deutschland läuft über die AgenturDesignreisen in München. Ein Flug kostet inklusive diverserVorbereitungskurse 200000 Dollar (rund 135000 Euro). Die erstenAusflüge ins All sollen Ende 2009 stattfinden.

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