Zu wenig Kilowatt auf Wuppertals Straßen

„W-E mobil 100“ erhofft in den kommenden Jahren einen starken Anstieg der Nutzung von Elektrofahrzeugen. Bisher fahren nur 200 in Wuppertal.

Zu wenig Kilowatt auf Wuppertals Straßen
Foto: Mathias Kehren

Wuppertal. Noch sind Elektrofahrzeuge im Straßenverkehr in Wuppertal die Ausnahme. In der „Hauptstadt der Elektromobilität“ — so hatte Umweltminister Johannes Remmel Wuppertal 2012 bezeichnet — sind mit Strom fahrende PKW derzeit eher exotische Verkehrsteilnehmer. Wenig Kilowatt auf Wuppertals Straßen. „Noch“, sagt Jörg Heynkes. „Der Antrieb der Zukunft ist elektrisch“, sagt der Initiator des Projekts „W-E mobil 100“. Mehr als 100 neue Elektrofahrzeuge hatte seine Initiative im Oktober 2012 in weniger als einem Jahr auf die Straße gebracht. Seitdem ist es ruhig ums Thema geworden, die öffentliche Aufmerksamkeit hat sich etwas verlagert.

Bei den deutschen Autohersteller scheint das reine E-Mobil nicht hoch im Kurs zu stehen, in der Regel werden Hybridfahrzeuge aus Elektro- und Verbrennungsmotor favorisiert. Heynkes ist sich dennoch sicher, dass eine „Revolution auf dem Automarkt“ bevorsteht. „In etwa drei Jahren wird der ‘Tipping Point’ erreicht sein. Dann wird ein E-Fahrzeug billiger als ein vergleichbares Fahrzeug herkömmlicher Bauart sein“, sagt er. Die Akkus würden preisgünstiger und leistungsfähiger als jetzt sein, die Reichweite der E-Mobile werde bei 300 bis 400 Kilometern liegen.

Noch steckt der Markt der Elektrofahrzeuge aber in den Kinderschuhen. In Wuppertal sind derzeit rund 200 Elektrofahrzeuge unterwegs, schätzt Heynkes. Damit gehöre man zu den „Top Ten-Städten“ bundesweit, sagt Heynkes. Stadtweit gibt es etwa 40 Ladestationen — darunter auch 15 Stationen der Wuppertaler Stadtwerke (WSW). „Bei der Infrastruktur sind wir deutlich weiter als noch vor einigen Jahren“, sagt er. Gleichwohl müsse natürlich noch mehr in die Versorgung und den Ausbau der Ladestationen investiert werden. Hier sei die Politik gefragt - oder eben auch Unternehmen, die für ihre Mitarbeiter Ladestationen einrichteten.

Wichtig sei es, dass Thema „E-Mobilität“ einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Deshalb müssten auch Ladestationen für Menschen geschaffen werden, die kein Einfamilienhaus, keine Garage oder Stellplatz hätten. Nach Erkenntnissen des Kraftfahrtbundesamtes fahren 80 Prozent aller Autofahrer in Deutschland weniger als 30 Kilometer am Tag — eine Strecke, die Elektrofahrzeuge locker schaffen. „Jeder Zweitwagen in der Familie sollte ein E-Auto sein“, regt Heynkes an.

Bedauerlich sei, dass die deutschen Autofirmen — immerhin Marken mit Weltruhm — dem Thema Elektromobilität nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenkten. Anders als in skandinavischen Ländern oder den USA hinke man in der Entwicklung noch deutlich hinterher. Konzerne wie Google oder Apple hätten das Thema der urbanen Mobilität für sich entdeckt. „Da werden Player auftauchen, die bislang gar nicht als Autohersteller aufgetreten sind“, glaubt Heynkes. Künftige Generationen würden beim Kauf nicht mehr nach Automarken entscheiden, sondern nach dem Betriebssystem, das das Fahrzeug hat.

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