Wuppertal fehlt das Geld: Regiobahn auf Abstellgleis

Offen bleibt, wann die Bahnstrecke zwischen Kaarst, Neuss, Düsseldorf, Erkrath und Mettmann bis zum Hauptbahnhof verlängert wird.

Wuppertal. Kommt sie, oder kommt sie nicht? An der Verlängerung der Regiobahn von Mettmann über Dornap und Düssel bis nach Wuppertal scheiden sich die Geister — auch wenn alle Seiten sie erklärtermaßen wollen. Der aktuelle Sachstandbericht, der an diesem Mittwoch dem Verkehrsausschuss vorgelegt wird, umfasst 13 ebenso unheilvolle wie ernüchternde Zeilen: „Auch wenn weiterhin intensiv an einer Lösung der bekannten Finanzierungsprobleme von Investitions- und Betriebskosten gearbeitet wird“, heißt es darin, „hat sich in der Sache dennoch bislang keine Änderung ergeben.“

Wie berichtet, steht und fällt die Verlängerung der Regiobahn S 28 mit besagten Kosten: Als Kommune mit Nothaushalt ist Wuppertal nicht in der Lage, seinen Eigenanteil zu stemmen. Bei Baukosten von gut 36 Millionen Euro und Betriebskosten von jährlich zwei Millionen Euro hätte Wuppertal ein Fünftel der Summe zu tragen.

Auf WZ-Nachfrage bezeichnet Stadtdirektor und Kämmerer Johannes Slawig die Kostenschätzungen aus dem Kreis Mettmann als „sehr realistisch“ — betont aber gleichermaßen, dass auch dieses Projekt aus eigener Kraft nicht zu bewältigen sei, eben weil man als Stadt nur noch Pflichtaufgaben finanzieren dürfe. An der Zusage des Stadtrats und der Verwaltung ändere das nichts, fügt Slawig hinzu. „Die Regiobahn hat eine hohe verkehrspolitische Bedeutung.“ Und das betont die Stadt auch im Verkehrsausschuss.

Abgesehen davon, dass der Stadt auch bei diesem Projekt die Hände gebunden seien, bleibe man im Gespräch mit dem Kreis und der Landesregierung, um diese Hürde nehmen zu können. Die 2009 erteilte Baugenehmigung für die Erweiterung gilt bis 2019 — und auch Landrat Thomas Hendele fordert eine Lösung, um die Rheinbahn mit ihren mehr als sechs Millionen Passagieren im Jahr mit den Großräumen Düsseldorf und Wuppertal zu vernetzen. Gefordert sei nicht zuletzt auch die Bezirksregierung, um den Knoten zu durchschlagen.

Während die Wuppertaler Stadtspitze auf Gespräche setzt, betont Slawig allerdings auch, dass man es jenseits aller Grundsatzfragen mit einer „Gemengelage“ zu tun habe, in der der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) eine Schlüsselrolle spielt, wenn es darum geht, Transportleistungen — etwa für den Betrieb einer erweiterten Regiobahn — zu bestellen und zu bezahlen.

Vor diesem Hintergrund sei die aktuelle Auseinandersetzung um den Vertrag zwischen dem VRR und der Bahn zum Betrieb der S-Bahn-Linien bis zum Jahr 2023 auch für Wuppertal von größter Bedeutung: Wie berichtet, hat nach einer Vergabebeschwerde des privaten Bahnbetreibers Abellio Rail am Dienstag dazu nun der Bundesgerichtshof das letzte Wort. Je nachdem, wie entschieden wird, rollen allein auf Wuppertal beim Bahnbetrieb schlimmstenfalls Kosten von gut 7,8 Millionen Euro zu. Und das sei Geld, so Slawig, das dann für andere Projekte im Verkehrsverbund fehle — zum Beispiel für eine erweiterte Regiobahn.

Die Fahrgastzahlen der Regiobahn zwischen Kaarst, Neuss, Düsseldorf, Erkrath und Mettmann sprechen eine deutliche Sprache: 2010 wurden 21 600 Passagiere gezählt — und die Zahlen steigen. Gerungen wird außerdem um eine Erweiterung bis nach Viersen und Venlo. „Schade, dass solch ein Musterprojekt an den Grenzen der Finanzpolitik scheitern muss“, heißt es von der Regiobahn in Richtung Wuppertal. Von dort stammen übrigens auch die Studenten, die 2010 die Passagiere gezählt haben.

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