Ukraine-Krieg Stippvisite an der ukrainischen Grenze

Josef Neumann reiste mit Gruppe nach Ostpolen und berichtet von seinen Erfahrungen vor Ort.

 Josef Neumann (SPD, von links) im Gespräch mit Journalist Uli Preuß, Marek Rzasa, Mitglied des polnischen Parlaments, Staatssekretär a.D. und NRW-Polonia-Beauftragter Thorsten Klute und Joanna Szymanska von der Infopoint-Polregio Aachen.

Josef Neumann (SPD, von links) im Gespräch mit Journalist Uli Preuß, Marek Rzasa, Mitglied des polnischen Parlaments, Staatssekretär a.D. und NRW-Polonia-Beauftragter Thorsten Klute und Joanna Szymanska von der Infopoint-Polregio Aachen.

Foto: Neumann

So erschütternd die Bilder der Toten und Verletzten, der Zerstörungen und des Leids in der Ukraine auch sind, mit einem schnellen Ende der Kampfhandlungen ist nach Ansicht von Uli Preuss nicht zu rechnen. „Dieser Krieg hat gerade erst begonnen“, sagte der Friedensdorf-Botschafter in einer virtuellen Diskussion, zu der der Wuppertaler Landtagsabgeordnete Josef Neumann (SPD) für Sonntagabend eingeladen hatte. Allgemeiner Konsens der Runde: Die Solidarität und Unterstützung für die Opfer des Krieges ist riesengroß, doch die Hilfe sollte auch richtig organisiert werden.

Anlass für das einstündige Gespräch war eine Fahrt an die polnisch-ukrainische Grenze, die der SPD-Landtagsabgeordnete vor einigen Tagen unternommen hat: Begleitet wurde er dabei von Uli Preuss, der Vertreterin des Forums Info-Point-Polregio, Joanna Szymanska, und dem Vorstand der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Ostwestfalen-Lippe, Thorsten Klute. Sie fuhren in die ostpolnische Stadt Przemyse, besuchten dort die nahe gelegene Grenze, sprachen mit Flüchtlingen, offiziellen Stellen und Helfern.

Bei der Aufnahme und Betreuung der Flüchtlinge gebe es eine „gute Organisation vor Ort“, zudem seien viele Freiwillige im Einsatz, berichtete Szymanska, die selbst aus Polen kommt, mittlerweile aber mit ihrer Familie in der Aachener Region lebt. Da sie neben ihrer Muttersprache auch Russisch spricht, konnte sie zudem direkt mit den Flüchtlingen reden. Auffällig sei, dass fast ausschließlich Frauen mit Kindern in Polen ankämen. Grund ist, dass die ukrainische Regierung allen wehrfähigen Männern die Ausreise verbietet. Sie müssen gegen die russischen Soldaten kämpfen.

Die „größte Fluchtbewegung
seit dem Zweiten Weltkrieg“

Doch es sind eben nicht nur Familien, die in Polen ankommen, dort eine Unterkunft finden oder in andere europäische Länder gebracht werden. Es kämen auch „völlig andere Gruppen“ als während der Flüchtlingsbewegungen von 2015 und 2016, erklärte der SPD-Politiker Neumann. So müssten komplette Altenheime, Behinderteneinrichtungen oder Abteilungen mit krebskranken Kindern flüchten. Auf diese Menschen und deren Bedürfnisse müssten sich die Länder einstellen.

Awo-Vorstand Klute verwies in diesem Zusammenhang auf die vielen Menschen, die wegen des Krieges die Ukraine verlassen müssen. Es handle sich um die „größte Fluchtbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg“, sagte Klute. Bis „zu zehn Millionen Menschen“ könnten möglicherweise das Land verlassen. Deshalb sei es wichtig, die flüchtenden Frauen und Kinder jetzt in Europa gut aufzunehmen – in der Hoffnung, dass sie ihre Väter, Brüder und übrigen männlichen Angehörigen nach dem Ende des Krieges wiedersehen können.

Angesichts der groß angelaufenen Hilfsmaßnahmen und zahlreichen Transporte, die in Richtung Ukraine unterwegs oder dort schon angekommen seien, rieten die Teilnehmer zu Geldspenden an professionelle Hilfsorganisationen. Dies erlaube es den Organisationen, gezielt jene Waren zu kaufen, die in der Ukraine gebraucht würden.

Die private Hilfsbereitschaft sei „toll“, allerdings könne man „niemandem empfehlen, Sachen privat in die Ukraine zu bringen“, erklärte Uli Preuss, der über den Verein „Solingen hilft“ Unterstützung für das Land und die Bevölkerung organisiert.

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