Krieg Fahrt zur ukrainischen Grenze: Mit Hilfsgütern hin, mit Flüchtlingen zurück
Wuppertal · Der Wuppertaler SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh hat mit Ehrenamtlichen eine Fahrt organisiert. Er berichtet von der Mischung aus Erleichterung und Anspannung der ukrainischen Flüchtlinge.
Zwei Tage dauerte die Fahrt: Am Freitag um kurz nach 6 Uhr fuhren die Ehrenamtlichen in Wuppertal los, am Sonntag um kurz nach 4 Uhr kamen sie wieder an. Zwischendurch die polnisch-ukrainische Grenze. Zwei Tage, in denen viel passiert ist, erzählt der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh.
„Das Ziel war, die Fahrt doppelt zu nutzen. Auf der Hinfahrt war der ganze Bus vollgepackt mit Hilfsgütern, auch der Innenraum, vor allem mit Hygieneartikeln“, mit Schmerzmitteln und Verbandsmaterial. Vorher habe man sich über Netzwerke von Deutsch-Ukrainern mit Freunden und Familie im Kriegsgebiet informiert, was besonders dringend gebraucht wird. In der polnischen Grenzstadt Przemyśl wurden die Spenden abgeladen und an Fahrer von Kleinbussen übergeben, die sie in der Ukraine verteilen.
„Auf dem Rückweg haben wir Menschen mitgenommen, die nach Wuppertal wollten“, sagt Lindh. Auch das wurde vorher geplant. Am Grenzübergang von Korszowa und Krakowez gebe es eine Lagerhalle „mit Tausenden geflüchteter Menschen“. Nicht alle, die mit nach Wuppertal wollten, hatten es dorthin geschafft. Darunter ein 14-jähriges Mädchen, das eigentlich die Nachbarn mit an die Grenze nehmen sollten. Man stehe weiter in Kontakt. Einige Flüchtlinge wurden in Dresden abgesetzt oder sind mit dem Zug weiter nach Ulm gefahren.
Auf der Rückfahrt waren die Ehrenamtlichen im Bus und in einem Kleinbus: Helge Lindh, zwei Ärzte, einer davon spricht polnisch, eine OP-Assistentin in Ausbildung, zwei Busfahrer von Meinhard Reisen, eine Studentin, die deutsch, ukrainisch und russisch spricht, und zwei Jugendleiter der Gemeinde Wupperfeld/Gemarke. Sie haben sich auf einen Aufruf von Lindh gemeldet. Außerdem: 43 Flüchtlinge, quer durch die gesellschaftlichen Schichten, alle mit wenig Gepäck, teilweise in Plastiktüten. „Nahezu die Hälfte waren Kinder“, sagt er, vom Baby bis zur Jugendlichen, zwei Hunde und eine Katze. Ein Mädchen habe die ganze Fahrt eng mit ihrem Dackel verbracht: „Ein Teil Heimat, den sie mitnehmen kann. Das war sehr berührend.“
Ansonsten seien die 15 Stunden Rückfahrt sehr still gewesen. „Alle waren sehr erschöpft.“ Nur die Katze habe ab der Hälfte der Strecke angefangen, andauernd zu miauen. Erleichterung und Anspannung seien gleichzeitig spürbar gewesen. Ein Großteil der Flüchtlinge sind Frauen und Kinder, die ihre Männer und Väter in der Ukraine zurücklassen müssen. Einige haben in Wuppertal Bekannte, andere sind zunächst in Notunterkünften untergebracht.
„Ich finde es beeindruckend, wie die Menschen mit dieser Situation umgehen“, sagt Helge Lindh, und „wie beeindruckend solidarisch Menschen sein können.“ Die Fahrt soll wiederholt werden.