Jahreswechsel : Die Knaller von damals und heute
Ronsdorf. Während des Zweiten Weltkriegs versorgte Ronsdorf die Republik mit Leuchtmunition, inzwischen sind riesige Feuerwerk-Batterien gefragt.
„Dragon“ steht auf dem monströsen Karton. Unter der Pappe schlummern 14 miteinander verbundene Feuerwerk-Batterien. 399 mal spuckt der Drache Feuer, wenn nur einmal die Lunte gezündet wird. Spektakulärer lassen sich wohl 100 Euro nicht verbrennen.
Das zwei Kilo schwere Biest steht mit anderen Premium-Produkten, die etwa „Penthouse“ oder „Dubai“ heißen, in einem Konferenzraum bei Nico in Ronsdorf. Die Batterien sind typisches modernes Feuerwerk. „Seit 2000 hat das Batteriefeuerwerk die Sache revolutioniert“, sagt Martin Schmitz, Vertriebsleiter Großfeuerwerk bei Nico.
Blick zurück: Flügel 1, das ist eine historische Adresse für Feuerwerk aller Art. 1937 gründete K.G. Feistel an der Grenze zu Remscheid das „Deutsche Leucht- und Signalmittelwerk“. In Kriegszeiten wurde mit dem Schwarzpulver weniger gefeiert, trotzdem aber gefeuert - mit Signalmunition. Nach dem Krieg baute Hans Moog das Unternehmen Moog-Nico auf. Bis 2000 wurde in Ronsdorf Feuerwerk gefertigt. Alte Produkte sind noch heute in Vitrinen am Standort zu sehen. Schmitz hält ein verblichenes Päckchen mit aufgemalten Piraten hoch: „Die Piraten wurden hier zu Hunderttausenden gefertigt.“ Für die sogenannten „Reibkopfknaller“ brauchte der Hobby-Pyromane nicht einmal ein Feuerzeug, denn die Böller mit dem gelben Kopf ließen sich einfach an rauen Oberflächen entzünden.
Inzwischen gefragt:
„leises“ Feuerwerk
Die Piraten sind ebenso vom legalen Markt verschwunden wie die Luftheuler. 2006 wurden sie aus Deutschland verbannt, weil sie zu unkontrollierbar durch die Luft sausen. Auch nicht mehr im Nico-Sortiment: der „Vogelschreck“ mit dem Winzer das Federvieh vertrieben haben. Eine sehr bekannte Optik haben die klassischen China-Böller, die noch in den 70er Jahren in schweren Holzkisten in Ronsdorf gelagert wurden. Bei Böller-Freunden seien solche Retro-Knaller wieder angesagt, verrät Schmitz. Durch ihre Seidenpapier-Ummantelung sollen sie beim Detonieren einen besonderen Klang haben. „Da mag auch etwas Einbildung dabei sein“, sagt Schmitz und grinst.
Irgendwie sind heute alle 1000 Produkte aus dem Nico-Sortiment Chinaböller, denn genau dort werden sie produziert. Seit dem Aus von Moog-Nico im Jahr 2002 importiert, lagert und vertreibt Nico Europe in Ronsdorf nur noch.