„Polizisten sind keine Lehrer“

Die neue Polizeipräsidentin Birgitta Radermacher im WZ-Interview.

Sie ist die erste Frau an der Spitze der Kreispolizeibehörde Wuppertal: Die gebürtige Kölnerin Birgitta Radermacher ist seit Anfang des Jahres Chefin von mehr als 1700 Mitarbeitern. Mit der WZ sprach sie über Wuppertaler Besonderheiten, den Umzug ihrer Behörde, Radfahren, Kinder, Kriminalität und den Karneval.

Birgitta Radermacher: Sehr gut, obwohl ich erst einmal lernen musste, dass hier der Karneval einen deutlich anderen Stellenwert hat als in meiner Heimatstadt Köln.

Radermacher: Was Jugendliche und Alkohol-Missbrauch angeht, natürlich. Wo diese Affinität zum Alkohol herkommt, ist mir immer noch ein Rätsel. Das Problem gibt es aber nicht nur im Kölner Karneval. Den Trend beobachte ich leider überall - auch im Bergischen Land.

Radermacher: Übermäßiger Alkoholkonsum junger Leute führt zu mehr Straftaten. Das ist leider Fakt. Wir setzen vor allem auf Prävention und Kooperation mit den Schulen. Klar ist aber auch: Wir können nicht die Prohibition wieder einführen. Die Eltern sind gefragt. Wir sind keine Lehrer.

Radermacher: In diesem Jahr ist eine NRW-weite Studie dazu angelaufen. Man wird sehen, wie da die konkreten Ergebnisse sind. Problematisch ist sicher, dass die Respektlosigkeit der Polizei gegenüber zunimmt. Das muss man im Blick halten.

Radermacher: Ich hatte bereits Gelegenheit, unter anderem die Gathe bei Nacht aus der Sicht meiner Streifen-Polizisten zu erleben. Aus den Gesprächen vor Ort weiß ich, dass die Beamtinnen und Beamten das genauso empfinden.

Radermacher: Die Lage des Präsidiums ist sehr gut. Aber es entspricht in puncto Brandschutz, Verkabelung und Barriere-Freiheit nicht mehr den Vorschriften. Da muss etwas passieren.

Radermacher: Das nervt die Belegschaft. Ich wünsche mir ein klares und schnelles Signal aus Düsseldorf.

Radermacher: Nein. Das bürgerliche Engagement hier ist sehr groß. Aber man muss sich fragen, was sich eine Stadt noch leisten kann.

Radermacher: Das Problem ist: Gute Jugendhilfe ist nicht sichtbar. Nur wenn etwas schief läuft, fällt das auf. Wir müssen die Kinder von der Straße holen. Doch was nützt das schönste Jugendzentrum, wenn es dort keine Ansprechpartner gibt?

Radermacher: Diese Trassen-Projekte sind toll für die Stadt. Und wir haben das im Blick. Auf der Samba-Trasse ist die Polizei bereits mit Fahrrad-Streifen unterwegs. Und für die Nordbahntrasse kann ich mir das auch sehr gut vorstellen. Einen Dienstplan haben wir dafür noch nicht erstellt.

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