Dart: Treffsicher und trainingsfaul

Jenny Lieverkus ist deutsche Meisterin der Juniorinnen und will in diesem Jahr mit den kleinen Pfeilen groß rauskommen.

<strong>Wuppertal. "Die Logik von so einem Board, das geht auf keine Kuhhaut", meint Dirk Lieverkus. Tatsächlich scheint die Zahlenordnung auf einer Dart-Scheibe nur ein Ziel zu verfolgen: Verwirrung zu stiften. Dirks Tochter Jenny fragt aber beim Spiel nicht nach Hintersinnigem, sondern ganz gelassen nur nach dem Ziel. Das hat die Wuppertalerin mit neun Jahren zum ersten Mal getan und ist nun, acht Jahre später, deutsche Meisterin der Juniorinnen. Der Spaß mit anderen Leuten mache den besonderen Reiz der Sportart aus, meint sie. "Aber der Erfolg ist auch schön." Als Kneipensport hat Darts allerdings eine Wandlung vollzogen: Geselligkeit und ein gehöriges Quantum Bier überflügeln den Wettkampf, statt auf die Scheibe wird auf einen Automaten gezielt. "Das bringt den Wirten mehr Geld", kommentiert Dirk Lieverkus und fügt hinzu, dass eine ordentliche Scheibe nun mal mindestens 30 Euro koste und nach drei Monaten intensiven Spiels reif für den Müll sei.

In einem Heckinghauser Hinterhof trainieren die Kobolde

Jenny wirft derweil einen leicht angewiderten Blick auf den Automaten, der zu Übungs- und Anschauungszwecken auch im Vereinshaus an der Heckinghauser Straße 169 steht. Dort im Hinterhof trainiert das Kobold-Team, das seinen Namen einem Staubsauger verdankt. "Ein paar Leute aus dem Verein haben bei Vorwerk gearbeitet, deshalb haben wir das Firmen-Logo aufgenommen", sagt Dirk Lieverkus. Er und sein Vater Manfred haben als begeisterte Darter Jenny das Hobby in die Wiege gelegt. Bei ihren ersten Turnieren zeichnete sie sich nicht als Talent aus, doch im März 2001 wurde sie zum ersten Mal Landesmeisterin der C-Jugend und hat seither kontinuierlich zugelegt. Im Jahre 2005 reiste sie gar nach Perth und wurde Dritte beim dortigen Turnier. "Mein erster Flug." Mit Träumen von Kängurus und Koalas war sie nach Australien gereist und kehrte mit einer ganzen Menagerie an Stofftieren zurück. Dirk stöhnt trotz des Erfolges: "Sie hat drei Eigenschaften: trainingsfaul, trainingsfaul und trainingsfaul." Für Jenny, die außerdem Fußball spielt, liegt die Erklärung auf der Hand: "Darts wird meistens am selben Tag trainiert wie Fußball. Pfeile werfen kann ich auch zuhause. Ein bisschen Musik dazu und fertig." Nervosität beim Spiel kennt sie nicht, wohl aber ihre Gegnerinnen. Er habe die deutsche Meisterin der Damen zum ersten Mal zittern sehen, als Jenny probehalber gegen sie antrat, schwört Vater Dirk.

Um Jennys Ehrgeiz muss er nicht fürchten, denn sie hat für 2007 schon ein Ziel vor Augen: "Ich will in diesem Jahr die neun großen Deutschland-Turniere schaffen, das ist bisher noch keiner gelungen."

Darts wurde möglicherweise in England erfunden, vermutlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In Pubs wird es nachweislich seit 1908 gespielt. Allem Anschein nach ging das Spielgerät aus einer französischen Waffe hervor, die den Briten aus Schlachten bekannt war. 1896 legte der englische Zimmermann Brian Gamlin die noch heute gebräuchliche Ordnung der Dartscheibe fest.

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