Lachs-Nachwuchs für die Wupper (mit Video)

Freiwillige setzen 5500 junge Lachse im Fluss aus. Die Fische kommen in einem oder zwei Jahren zurück, um zu laichen.

Wuppertal. Jens Manns stolpert. Zum Glück hat er eine dichte, brusthohe Wathose an — so bleibt seine Jeans darunter trocken, als er sich mit Alexander Ribeiro Alves durch das oberschenkeltiefe Wupper-Wasser einen Weg bahnt. Die freiwilligen Helfer des Sportanglervereins Bayer Leverkusen schleppen eine große Kiste mit lebender Ladung in die Flussmitte. Darin tummeln sich Hunderte Lachs-Smolts, also heranwachsende Lachse, die zwischen zwölf und 18 Zentimetern groß sind. Nachwuchs für die Tierwelt der Wupper, der heute in die freie Natur entlassen wird.

Vorsichtig lassen die Männer den Bottich hinab und schöpfn mit der freien Hand Wupper-Wasser hinein. „Damit sie sich langsam an die neue Wassertemperatur gewöhnen“, erklärt Ribeiro Alves. „Setzt man sie zu schnell um, können sie einen Schock erleiden.“ An diesem Tag ist das Wasser im „Bergischen Amazonas“, wie Dokumentarfilmer Sigurd Tesche die Wupper liebevoll nennt, zwischen sechs und acht Grad kalt. In den drei 800-Liter-Transportboxen der Helfer herrschten vier Grad.

Nun flutscht Lachs für Lachs aus der Kiste in die Wupper. Von weitem sieht man die kleinen Fische in der Flussmitte silbrig schimmern. Manche von ihnen halten sich sogar am seichten Uferrand auf. Sofort bugsieren Helmut Wuttke und Christian Weber vom Bergischen Fiescherei-Verein eine weitere Kiste mit Lachsen ins Gewässer.

Insgesamt 5500 Smolts setzt das Team am Kanu-Einstieg unter der Straßenbrücke in Glüder auf Solinger Stadtgebiet in die Wupper. Die Jung-Fische ziehen nun in den rund 35 Kilometer entfernten Rhein und bahnen sich von dort aus ihren Weg in die Nordsee. Dort bleiben sie etwa ein Jahr lang, manche auch zwei. Ab Ende August 2014 kommen die herangewachsenen Lachse dann zum Laichen wieder zurück in die Wupper.

Um erkennen zu können, welche Rückkehrer zu den im Jahr zuvor eingesetzten Lachsen gehören, werden die Tiere gekennzeichnet — mit einem sogenannten Adiposenschnitt. Dabei wird den Smolts unter Betäubung die Fettflosse abgeschnitten. „Das tut ihnen nicht weh und behindert sie auch nicht beim Schwimmen“, versichert Helmut Wuttke, zweiter Vorsitzender des Bergischen Fischerei-Vereins.

Besonders stolz ist er auf den Nachwuchs eines „Rückläufers“: Zum ersten Mal wurden in diesem Jahr im Bruthaus an der Hasper Talsperre 3500 Eier herangezogen, die von einem zuvor vom Verein in die Wupper gesetzten Lachs stammen. Die Aktion ruht auf vielen Schultern: Fünf Vereine, die Gewässerabschnitte der Wupper gepachtet haben, und die Genossenschaften an der Wupper haben das diesjährige 3500 Euro teure Lachsbesatz-Projekt unterstützt.

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