Corona-Pandemie : „Viele wünschen sich Teamgefühl und Sozialkontakte zurück“
Für viele Menschen bedeutet die Corona-Pandemie einen Aufschwung in Sachen mobiles Arbeiten.
Die Zahl der Unternehmen, die ihren Mitarbeitern das mobile Arbeiten anbieten, ist durch Corona deutlich gestiegen. Bei Bayer sind zum Beispiel aktuell, wie auch bereits im Frühjahr 2020, rund 12 000 Beschäftigte ins Homeoffice gewechselt. „Das entspricht etwa 40 Prozent der Belegschaft“, sagt Markus Siebenmorgen, verantwortlich für Personal und Soziales. Bei der Barmer konnten im März 2020 von 15 000 Beschäftigten rund 3000 umgehend ins Homeoffice wechseln. „In der Zwischenzeit konnten wir diese Zahl fast verdreifachen. Mittlerweile hat mehr als jeder Zweite diese Möglichkeit“, sagt Barmer-Sprecherin Sunna Gieseke.
Bei der Werbeagentur dr book aus Elberfeld ist Homeoffice von Beginn an etabliert. „Das haben wir nie anders gemacht, deshalb war es für uns keine sonderliche Umstellung“, sagt Geschäftsführer Florian Hugk. Zum Teil sind Unternehmen in puncto mobiles Arbeiten zuvor bereits gut aufgestellt gewesen, zum Teil musste nachgebessert werden – mit Hardware, Leitungen und Lizenzen.
„Die technischen Voraussetzungen müssen auf jeden Fall gegeben sein“, sagt Werner Mittelstädt, Leiter Personalsteuerung bei der Barmenia. Dort war Homeoffice schon 2016 Thema. „Wir mussten nur prüfen, ob alles funktioniert.“ Vor der Pandemie waren es um die 20 Prozent der Mitarbeiter, die das Arbeiten von zuhause aus nutzten – situativ bedingt. Anlässe waren beispielsweise ein Handwerkertermin oder die Kinderbetreuung. Derzeit sind es 90 Prozent der Beschäftigten.
Bestimmte Präsenztermine, die unter Berücksichtigung der Hygieneregeln stattfinden, seien nach wie vor erforderlich. Ein Arbeitsvertrag müsste etwa weiterhin schriftlich abgeschlossen werden. Gleiches gilt für andere Unternehmen, denn die Produktionsbetriebe und Forschungseinrichtungen von Bayer bleiben besetzt. Auch in den Geschäftsstellen werden Barmer-Kunden in dringenden Fällen noch persönliche Termine ermöglicht.
Jüngere Kollegen helfen den
älteren mit der Technik
„Man muss immer differenzieren, dass es im gewerblichen Bereich nicht geht. Es bezieht sich immer auf den Verwaltungsteil vom gesamten Unternehmen“, sagt Michael Wenge, Hauptgeschäftsführer der Bergischen IHK. Homeoffice sei nicht für alle Fachbereiche umsetzbar. „Es ist aus Sicht der Arbeitgeber immer ein tiefgründiger Abwägungsprozess zwischen unbedingtem Gesundheitsschutz für die Mitarbeiter und den betrieblichen Notwendigkeiten. Deshalb ist mir Freiwilligkeit wichtig. Ich halte überhaupt nichts vom Gesetz von Herrn Heil.“