Gleichzeitig zum Zeugnis: Mutter und Sohn machen Abi

Alexandra Hüsselmann drückte am Bergischen Kolleg die Schulbank, ihr Sohn Peer war auf dem Dörpfeld-Gymnasium erfolgreich.

Wuppertal. In diesen Tagen erlebt die Wuppertaler Familie Hüsselmann etwas vermutlich Einmaliges: Fast zeitgleich bekamen Mutter und Sohn ihre Abiturzeugnisse ausgehändigt. Während Sohn Peer sich auf regulärem Weg im Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium seiner allgemeinen Hochschulreife näherte, schaffte Mutter Alexandra im Bergischen Kolleg in der Pfalzgrafenstraße auf dem zweiten Bildungsweg ihre Reifeprüfung.

„Eine Abiturientin in diesem Alter ist für unsere Schule nichts Besonderes. Eine solche gleichzeitige Laufbahn von Mutter und Sohn habe ich aber noch nie erlebt“, sagt Regina Zimmermann, die Leiterin des Bergischen Kollegs. „Dass das jetzt parallel gelaufen ist, war ein Zufall“, erklärt Alexandra Hüsselmann. Sie hat schon drei normale Berufsausbildungen hinter sich. Nachdem sie am Ende ihrer Heilpraktikerausbildung erkannte, dass man für viele Tätigkeiten Arzt sein muss, entschloss sie sich, ein weiteres Mal die Schulbank zu drücken.

„Obwohl ich mich mit Hilfe einer befreundeten Lehrerin gut vorbereitet hatte, war es am Anfang sehr anstrengend“, erinnert sich Alexandra Hüsselmann an die ersten Wochen im Kolleg. Nach drei Jahren Schulalltag in der Oberstufe und mit einem Zeugnis mit der Durchschnittsnote 1,7 in der Hand sieht die Welt anders aus als damals.

„Es ist nicht so abwegig, wenn Kinder über die Schule oder ihre Lehrer klagen oder behaupten, nach dem Unterricht müde zu sein“, kann sie jetzt aus eigener Erfahrung berichten. Einen Vorteil hatte das gleichzeitige Lernen des über Strecken ähnlichen Stoffes mit Sohn Peer. So konnten sich die angehenden Abiturienten bei auftretenden Fragen gegenseitig helfen, auch wenn die Abiturfächer nicht identisch waren.

Für Peer Hüsselmann war die erste Phase der gemeinsamen Schulzeit gewöhnungsbedürftig. „Es war schon ein bisschen komisch, in der Oberstufe zu sitzen und die Mutter macht auch wieder Schulaufgaben. Meine Mitschüler fanden es zum Teil auch recht lustig“, sagt der Absolvent.

Und auch in der näheren Zukunft werden die Karrieren von ihm und seiner Mutter noch parallel weitergehen: Nach entsprechenden Bewerbungen hoffen sie auf die Aufnahme ins Medizinstudium der Uni Essen. „Da müssen wir uns ja außer im Parkhaus nicht unbedingt über den Weg laufen”, sind sich Mutter und Sohn einig. Aber vielleicht sitzen sie ja doch irgendwann vor einer wichtigen Prüfung gemeinsam über den Büchern.

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