Partnerschaft Gemeinde St. Antonius hilft seit 50 Jahren in Indien

Wuppertal · Mit dem St. Thomas Hospital und dem Leprazentrum in Chetput besteht eine enge Partnerschaft. Mehr als 900 000 Euro flossen bislang in gemeinsame Projekte.

 Die Akteure beim „Indischen Abend“ in St. Antonius.

Die Akteure beim „Indischen Abend“ in St. Antonius.

Foto: Klaus-Günther Conrads

Die katholische Kirchengemeinde St. Antonius in Barmen feiert in diesem Jahr 50 Jahre Partnerschaft mit dem St. Thomas Hospital und Leprazentrum im indischen Chetput. Das Jubiläum wird am Sonntag, 16. Juni, groß gefeiert. Deshalb kommt die leitende Schwester Maria Rathinam aus Indien an die Wupper. Begleitet wird sie von Schwester Christine Kellner, die viele Jahre in Chetput gearbeitet hat. Beide werden auf die Erfolgsgeschichte blicken, die 1960 begann.

Damals folgte Maria Aschhoff mit drei Krankenschwestern dem Ruf vom Missionsärztlichen Institut und von der Gemeinschaft der Missionshelferinnen in Würzburg nach Chetput, um Leprakranke zu behandeln. Mangels anderer Möglichkeiten begann sie mit der Behandlung unter einem Baum. Dabei stellte es sich schnell heraus, dass auch andere Erkrankungen dringend der Behandlung bedurften, so dass nach mehr finanzieller Unterstützung gesucht wurde. Am 1. Juni 1960 wurde auf dem Gelände der dortigen katholischen Pfarrei in einem alten Schulgebäude das „German Leprosy Centre“ eröffnet. Ende 1960 gab es zwölf Mitarbeiter und 2380 registrierte Leprapatienten.

In den 1960er Jahren konnte zwei Kilometer außerhalb des Dorfes Chetput, einem Ort mit rund 20 000 Einwohnern (zehn Prozent Christen) im südostindischen Bundesstaat Tamil Nadu, ein Grundstück erworben werden, auf dem das Leprazentrum, kleine einfache Häuser für die Ärzte und landwirtschaftliche Gebäude errichtet wurden. Mit einem Brunnen war sauberes Wasser und teilweise Selbstversorgung möglich.

Das Ziel war damit aber noch nicht erreicht und so entwickelte 1969 der Pfarrer der katholischen Pfarrgemeinde St. Antonius, Paul Reiner Zeck, eine Idee, die bis heute lebendig ist. „Wenn wir eine teure neue Kirche bauen, sollen wir auch an arme Christen denken“, sagte er seinerzeit und bildete damit das Fundament für die Partnerschaft mit dem Leprazentrum in Indien, zu dem heute auch das St. Thomas-Hospital gehört. „Wir wollten keine lose Patenschaft, sondern eine echte Partnerschaft“, erinnert sich Werner Zimmermann von der Gemeinde. Gegenseitige Besuche hätten geholfen, das Miteinander über Generationenwechsel hinweg zu pflegen. Es sei aber auch zum Jubiläum eine Herausforderung, Akteure zu finden, die über Spenden hinaus wirken und den Chetputkreis mit Leben füllen.

Dass die Partnerschaft gepflegt wird, zeigt sich auch an jedem dritten Sonntag im Monat, der zum „Chetput-Sonntag“ erklärt wurde. Dann werden die Kollekten zwischen der Gemeinde und Chetput geteilt. Diese Idee geht ebenfalls auf Paul Reiner Zeck zurück. Er hatte den Kirchenvorstand in Barmen 1969 davon überzeugt, die Kollekte zu teilen, damit die Menschen in der Umgebung von Chetput in Hygiene- und Vorsorgefragen beraten werden können. Eine Werkstatt zur Herstellung von Schuhen für Leprakranke und Beschäftigungstherapie mit Bastelarbeiten halfen zur finanziellen Sicherheit.

Unterkünfte für das Personal hießen „Wuppertal Häuser“

Nahe dem Krankenhausgelände wurden durch Spenden von St. Antonius für das Personal kleine, einfache Häuser gebaut, die sogenannten „Wuppertaler Häuser“, die inzwischen verkauft sind. Der Erlös wurde für notwendige Erweiterung und Umbau des Krankenhauses genutzt, weitere Anschaffungen ermöglicht. Alte Leprapatienten, die in ihren Familien nicht mehr aufgenommen wurden, lebten in einer Unterkunft, die außerhalb des Krankenhausgeländes lag. Sie wurden von den Schwestern ebenfalls versorgt. Dieses Altenheim bekam den Namen „Holy Family“.

1979, dem Jahr des Kindes, wurde eine „Kinderhilfe“ ins Leben gerufen. Dadurch können Patenkinder die Schule besuchen. Heute bestehen 37 Patenschaften in St. Antonius. Einige unterstützte Kinder haben ihre Studienabschlüsse erreicht und sind Lehrer, Ingenieure und Krankenschwestern. 2007 folgte ein weiterer Meilenstein: Nach vielen Anstrengungen konnte die eingerichtete und vom indischen Staat anerkannte Krankenpflegeschule eingeweiht werden. Seitdem werden jedes Jahr 30 Schüler erfolgreich in der Krankenpflege ausgebildet. Notfallstation, Operationsmikroskop, OP-Tisch, Dialyse- und, Röntgengeräte, Wegebau, Küchentrakt renoviert, neue Herde, Waschmaschinen und Wasserkauf im trockenen Jahr waren erwünschte Hilfen.

2018 wurde die gesundheitliche Beratung im Umkreis erweitert. Ärzte und Krankenschwestern gehen in den Ort. Viele Menschen kommen dorthin. Sie bringen ihnen die gesundheitliche Basis nahe, tägliche Medikamenteneinnahme und weisen bei Verschlimmerung auf die Behandlung im Krankenhaus hin. In den vergangenen 50 Jahren sind weit mehr als 900 000 Euro aus Wuppertal nach Chetput geflossen. Der amtierende Pfarrer Klaus-Peter Vosen: „Wir haben auch eine Gebetsgemeinschaft. Ein wunderbares Werk der Nächstenliebe, das es auch nach 50 Jahren fortzusetzen lohnt.“ Red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort