Ein bisschen Blut kann Ingrid Hoffnung geben

Typisierung: Zahlreiche Spender kamen in die Grundschule Meyerstraße – nun wird ausgewertet.

Wuppertal. Zur "Hilfe für Ingrid" riefen die Kinder der Grundschule Meyerstraße auf, um doch gleich den Wermutstropfen hinzunehmen: Mochten auch noch so viele zur Bluttypisierungsaktion am Samstag in die Schule gekommen sein, so wäre es doch unwahrscheinlich, dass die an Leukämie erkrankte pensionierte Lehrerin Ingrid W. durch diese Aktion Hilfe erhält.

Das weiß Dr. Martin Kneusels, ein Verwandter der Erkrankten, nur zu gut. Geduldig wartet der Arzt auf Wuppertaler Bürger, die bereit sind, sich für die Typisierung ein paar Tropfen Blut abnehmen zu lassen. "Wir stellen anhand der Proben die Gewebemerkmale fest." Nur bei Übereinstimmung der Merkmale können die Stammzellen wie ein Organ mit denen des Leukämiekranken ausgetauscht werden, um so eine Heilung zu erzielen.

Die Bereitschaft zur Hilfe ist erstaunlich groß. Schon nach einer halben Stunde haben sich mehr als 50 Personen im Schulgebäude eingefunden. "Ich hätte das auch gemacht, aber ich bin noch zu klein", sagt Schülerin Kyra Madera. Tatsächlich müssen die Spender zwischen 18 und 50 Jahre alt sein, dürfen keine ansteckenden Krankheiten, starkes Über- oder Untergewicht haben. Zwar darf Kyra noch nicht spenden, doch hat sie ihre Mutter Sofia vom guten Zweck überzeugt. "Wenn man Kinder hat, möchte man doch in der Gewissheit leben, dass es im Ernstfall Hilfe gibt", erklärt diese ihren Einsatz.

Für die potenziellen Spender ist die Aktion eine Sache von wenigen Minuten. Ein Fragebogen zur Krankheitsgeschichte wird ausgefüllt, dann ein wenig Blut zur Typisierung abgenommen.

Zur Belohnung erhält sogar jeder Zehnte einen Gutschein für ein Sektfrühstück in der Art-Fabrik. "Wir wollten nicht einfach untätig bleiben", erklärt Lehrerin Ulrike Krahe die Beweggründe für eine Aktion, die es in Wuppertal leider seit langem nicht mehr gegeben hat. Auch die Lehrerin weiß, dass der Erkrankten höchstwahrscheinlich nicht direkt geholfen werden kann.

Krankheit Bei der Leukämie kommt es zur ungebremsten Vermehrung weißer Blutkörperchen. Die seit etwa zwei Jahrzehnten durchgeführte Therapie mit Stammzellen zielt darauf ab, kranke Zellen durch gesunde zu ersetzen.

Methode Zur Gewinnung der Stammzellen wird entweder dem Beckenkamm unter Vollnarkose ein Knochenmark-Blut-Gemisch entnommen oder Blut gespendet, aus dem während der Entnahme durch einen Zellseparator die Stammzellen ausgefiltert werden.

Chance Einen Spender zu finden, ist sehr schwer. Die Chance liegt bei mehreren Millionen zu eins. Daher gibt es weltweite Datenbanken, in die die Spender nach ihrer Typisierung aufgenommen werden. Wessen Merkmale passen, der wird dann angeschrieben und um Hilfe für den Erkrankten gebeten.

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