Bergische Kooperation: „Knallharter Wettbewerb“

Bergische Kooperation: Wie kommt nach der Regionale? Darauf antworten die Rathausspitzen im Städtedreieck.

Wuppertal. Westdeutsche Zeitung: Frau Wilding, Herr Jung, Herr Haug, Ende Juni wird die Regionale-Agentur aufgelöst. Das bergische Stadtentwicklungsprogramm ist damit offiziell beendet. Was hat die Regionale Ihren Städten und der Region nun gebracht?Beate Wilding: Die Zusammenarbeit der drei Städte ist wesentlich intensiver geworden, auch in vielen Bereichen, die in der Öffentlichkeit auf den ersten Blick nicht direkt wahrgenommen werden. Vieles, was wir wirtschaftlich oder auch touristisch erreicht haben, wäre ohne die Regionale nicht möglich gewesen. WZ: Zum Beispiel?Wilding: Der Brückenpark als großes Gemeinschaftsprojekt oder die gemeinsamen Messeauftritte.Franz Haug: Wir haben viel investiert, vor allem ist es uns aber gelungen, die Menschen für den Stadtentwicklungsprozess zu begeistern, ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen. Wir haben mit dem Projekt Südpark einen komplett neuen Stadtteil kreiert. Das hätte ich mir in Solingen zuvor kaum vorstellen können. Oder denken Sie nur an die Entwicklung unserer Bahnhöfe.Peter Jung: Da hatten wir in Wuppertal mit dem Umbau des Döppersbergs zwischenzeitlich eine Schieflage, die ich bedaure. Jetzt freue ich mich aber, dass der neue Döppersberg ab 2009 gebaut werden kann. Für mich gibt es neben den genannten noch einen weitern großen Erfolg der Regionale: Sie hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir als Region jetzt beim EU-Förderprogramm Ziel II reelle Chancen haben. WZ: Die interkommunale Kooperation mag beim Brückenpark ja funktioniert haben. Sobald es ans Eingemachte geht, ist es aber schnell vorbei mit den Gemeinsamkeiten. Beispiel gemeinsame Leitstelle oder Volkshochschule. Beim bergischen Gipfel vor zwei Jahren wurde viel mehr versprochen, darunter die Zusammenlegung der Katasterämter.Haug: Natürlich gibt es noch zu wenig Kooperation, keine Frage. Aber es ist nun mal schwer, Menschen davon zu überzeugen, dass sie Kompetenzen abgeben sollen.Jung: Man muss sich mitunter auch über die Bedenken der Fachverwaltung hinwegsetzen.Haug: Aber es stimmt natürlich auch, dass das längst ausgearbeitete Konzept der Volkshochschul-Kooperation im Remscheider Rat gekippt wurde. Bei der Feuerwehr-Leiststelle verhält es sich ähnlich. In der Tat, unsere Nachbarstadt muss in Sachen Zusammenarbeit Farbe bekennen.Wilding: Das tut sie ja. Es gibt die interkommunale Zusammenarbeit auf vielen Gebieten. Bei der Feuerwehr-Leitstelle ist die Situation in Remscheid einfach eine andere. Jetzt wird alles noch mal durchgerechnet. Sobald die neue Zahlen vorliegen, werden wir uns damit auseinandersetzen. WZ: Es gibt auch noch andere Beispiele. Was taugt ein regionales Einzelhandelskonzept, wenn dann doch jeder wieder sein eigenes Süppchen kocht, sobald ein Investor ein Factory Outlet plant? So geschehen in Remscheid.Wilding: Es gibt einen Investor, der bauen will. Sobald das Vorhaben konkreter wird, werden wir miteinander reden.Haug: Das muss man entspannt sehen. Investoren können planen so viel sie wollen. Es wird in Düsseldorf doch sowieso nicht genehmigt. WZ: Es war jetzt viel von den Impulsen die Rede, die von der Regionale ausgegangen sind. Aber noch immer gibt es Defizite in der AußendarstellungHaug: Das ist richtig. WZ: Wie wird es denn nun weitergehen?Jung: Am ersten Juli geht die Bergische Entwicklungsagentur unter der Leitung von Regionale-Agenturchef Henry Beierlorzer an den Start.Wilding: Sie bietet die idealen Voraussetzungen für eine gemeinsame Außendarstellung. Ganz wichtig ist dies beispielsweise, um uns professionell als touristische Region zu vermarkten.Jung: Aber machen wir uns nichts vor: Die Entwicklungsagentur ist nicht zu vergleichen mit der Regionale. Hier geht es um knallharten Wettbewerb der Regionen um Fördergelder.Haug: Jedes Projekt muss so gut sein, dass es in der Konkurrenz besteht. Herrn Beierlorzers Aufgabe wird es nun sein, die chancenreichen Projekte herauszukristallisieren. WZ: Welche wären das zum Beispiel?Jung: Dazu kriegen Sie von uns jetzt noch keine konkrete Aussage. Jeder von uns hat natürlich seine Vorstellungen. Aber am Donnerstag ist erst die Auftaktveranstaltung in Wuppertal. Wir haben ein Konzept und mit der Entwicklungsagentur das Instrument, daraus konkrete Projekte zu entwickeln. WZ: Wie wird die Entwicklungsagentur finanziert?Haug: Von den drei Städten, vermutlich zu jeweils einem Drittel. Dazu kommt, dass sich die IHK beteiligen will. Das ist schon bemerkenswert und zeigt den Stellenwert der Agentur. Die Regionale-Agentur hat im Jahr eine Million Euro gekostet. Das ist auch die Zielmarke für die Entwicklungsagentur.

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