Freude und Freiheit beim Jazz

Hartmut Dorschner: Der Dresdner Saxofonist hat Quartier in Peter Kowalds „Ort“ bezogen. Kowald war ihm schon während seines Studiums an der Dresdner Musikhochschule ein Begriff, wo Dorschner ab 1992 Jazz-Saxofon und klassische Komposition studierte.

Wuppertal. Wie schon in den vergangenen drei Jahren veranstaltet die Peter Kowald Gesellschaft zum Geburtstag des verstorbenen Bassisten am 21. April ein kleines Festival unter dem Motto "4 Tage vor Ort". Neu ist, dass die Programmpunkte diesmal thematisch miteinander verknüpft sind.

Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der improvisierten Musik in der Ex-DDR bis heute. Da trifft es sich gut, das zugleich Hartmut Dorschner als "Artist in Residence" für vier Wochen Quartier im "Ort" an der Luisenstraße 116 bezogen hat: Der 1970 in Dresden geborene Saxofonist repräsentiert die junge Generation von Improvisationsmusikern aus dem deutschen Osten.

Kowald war ihm schon während seines Studiums an der Dresdner Musikhochschule ein Begriff, wo Dorschner ab 1992 Jazz-Saxofon und klassische Komposition studierte. Der damalige Student verfasste sogar eine Hausarbeit zum Thema "Peter Kowald und die improvisierte Musik", für die er den Bassisten in Wuppertal aufsuchte: "Später haben wir zweimal zusammen gespielt."

Wer jetzt allerdings vermutet, erst die Wende hätten den ostdeutschen Musikern endgültig die Türen zu Free-Jazz und Improvisationsmusik geöffnet, ist auf dem Holzweg.

"Mit meinem Vater bin ich schon als kleiner Junge zu Jazzkonzerten gegangen. Zu Festivals wie dem in Peitz kamen tausende Leute", erzählt Dorschner.

"Free Jazz, Improvisationsmusik, das war für uns eine subversive Haltung, das war Freude und Freiheit, da konnte man glücklich sein. Ich war süchtig danach", erinnert er sich lächelnd.

Die DDR habe die Musik zugelassen, habe wohl auch deren kritisches Potenzial nicht wirklich erkannt - schließlich gebe es keine Texte, die man beanstanden könnte. Außerdem brachten Musiker, die zu Konzerten ausreisen durften, begehrtes Westgeld mit. Schon damals war der Dresdner Schlagzeuger Günter Baby Sommer einer der ganz Großen.

Natürlich wird auch Dorschner zu erleben sein, etwa beim Konzert mit dem von ihm mitbegründeten 16-köpfigen Sächsischen Improvisationsensemble am 21. April in der Galerie Epikur, Friedrich-Engels-Allee 165.

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