Bahnsperrung hat Folgen für Pendler-Uni
Zum Teil sollen Seminare ausfallen und Klausuren verlegt werden. Der Asta ruft zur Gründung von Mitfahrgelegenheiten auf.
Wuppertal. Übermorgen beginnen in NRW die Sommerferien — für Schüler ein Grund zum Jubeln, für die Wuppertaler nicht unbedingt. Tausende Pendler müssen währen der großen Ferien vom 16. Juli bis 30. August in den sauren Apfel beißen, weil die Bahnsperrung für volle Straßen sorgt. Ein Problem wird das auch für die Studierenden und Mitarbeiter der Bergischen Universität.
Obwohl Wuppertal im Vergleich zu klassischen Studentenstädten wie Aachen und Münster bezahlbare Mietpreise bietet, gilt die Bergische Universität ebenso wie Uni Bochum als Pendler-Uni. Fast drei Viertel der knapp 22 000 Studierenden und 3500 Mitarbeiter fahren regelmäßig zwischen Wohn- und Studienort hin und her. Viele kommen aus Köln, Dortmund, Solingen, aus dem Ruhrgebiet und dem Kreis Mettmann. Dank des Semestertickets ist die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs zwar relativ günstig, je nach Strecke, Wetter und Umsteigezeit aber auch aufreibend.
Während der Vorlesung schon checken, wann die nächste Zugverbindung geht, zu spät kommen, wenn mal wieder ein Anschluss nicht passt und WG-Party als erstes verlassen — das sind wohl die Schattenseiten des studentischen Pendler-Lebens. Dennoch wohnt die große Mehrheit der Studierenden nicht in Wuppertal. Hotel Mama ist nach dem Abitur nicht nur die bequemere Lösung, sondern häufig auch die einzige — zumindest finanziell gesehen. So wie bei Sonderpädagogik-Studentin Lea (22), die eigentlich gerne ausziehen würde: „Da ich kein Bafög kriege, kann ich mir eine eigene Wohnung nicht leisten, trotz Nebenjob. Mit 420 Euro im Monat kommt man nicht weit, auch in Wuppertal nicht.“
Masterstudentin Anna-Maria (23) plant hingegen ihren Umzug. Sie ist genervt von der Fahrerei und vermisst das typische Studentenleben: „Anfangs hab ich gedacht, es lohnt sich gar nicht umzuziehen, weil die anderen auch pendeln. Nach drei Jahren sehe ich das anders. Es sind zwei Stunden, die man am Tag einfach verschwendet. Man könnte die Zeit sicher besser nutzen.“ Nutzen kann man sie, ja — zum Beispiel morgens zum Wachwerden, zum Lesen oder Musik hören. Ob das in den nächsten sechs Wochen stressfrei geht, ist eine andere Frage.
Campus
Wuppertal
„Wer länger mit dem Bus unterwegs ist, als er nachher im Hörsaal sitzt, bleibt wahrscheinlich zu Hause“, vermutet die 22-jährige Anna. „Für die Kölner lohnt es sich nicht für einen einzigen Kurs zu kommen. Viele haben auch schon gesagt, dass sie nicht kommen werden.“ Kommilitone Max (20) gibt ihr Recht: „Eine Dozentin hat uns vor Wochen schon gefragt, wer vom Schienenersatzverkehr betroffen ist. Daraufhin haben sich 80 Prozent des Kurses gemeldet. Dann meinte sie, dass sie selbst pendelt und hat einen Termin vorgeschlagen. Die Stunde wurde somit quasi vorverlegt.“ Eine weitere Studentin berichtet, dass ihre Seminarsitzung wegen der Sperrung komplett ausfalle.