Rätselraten beim Wandern

Rundwanderweg: Ehepaar Billig aus Wetter wanderte in Sprockhövel und lief in die Irre.

Sprockhövel. Wandern und Walken - für Gerhard Billig und seine Frau Claudia ist das Passion. In Wetter, wo sie wohnen, kennt das Ehepaar bereits jeden Weg. Was lag da näher, als auch einmal im benachbarten Sprockhövel das Wegenetz zu erkunden, zumal beide erklärte Fans des Rad- und Wanderwegs auf der alten Bahntrasse sind.

Dass ihr Ausflug in die Nachbarschaft dann aber in einen Orientierungslauf ausarten würde, damit hatten die beiden nicht gerechnet. "Auf einem Rundwanderweg kann eigentlich nichts schief gehen, dachte ich", berichtet Gerhard Billen, warum er auf die Wanderkarte verzichtet hatte, als er sich den Rundwanderweg "Niedersprockhövel" als Ziel auserkor. "Klarer Fall von denkste", denn nach zweieinhalb Stunden und zwischendurch immer wieder vergeblichen Suchen nach dem nächsten Kreis mit den Initialen NS (Billen: "Wer hat sich diese Buchstabenkombination denn ausgedacht?"), hatte er mit seiner Frau auf dem eigentlich nur zwölf Kilometer langen Rundkurs immer noch nicht den Ausgangspunkt erreicht und die Lust etwas verloren.

"Der Start unweit der Autobahnauffahrt Sprockhövel gelang sehr gut, doch nach wenigen hundert Metern sah ich mich das erste Mal vor die Frage gestellt "rechts oder links". Wie sich später herausstellte ist das Zeichen auf einem Pfosten an der Straße Hohe Egge Unterweg durch einen inzwischen mächtig gewachsenen Strauch verdeckt. Neben gut markierten Streckenabschnitten und rätselhaften Zeichenfragmenten fehlten an vielen Stellen, vor allem später in den Waldabschnitten, Hinweise allerdings gänzlich. "Erst dachte ich noch, hier ist es aber schön, doch dann ging oft die Suche los", berichtet Claudia Billig. Offenbar hat der ein oder andere markierte Baum nach Kyrill der Weg in die Kamin gefunden", mutmaßt ihr Mann.

Immer wieder hieß es für die beide also zurück zum letzten Zeichen und neu suchen. Einmal stoppte sogar der Hinweis "Privatweg, Durchgang verboten", den Lauf der Billigs. "Sprockhövel ist schön, danke für 150 Minuten Abenteuer", schließt Gerhar Billig seinen ungewöhnlichen Wanderbericht.

Für Karin Hockamp von der Lokalen Agenda Sprockhövel leider nichts Neues. "Über den Zustand der Wanderwege haben wir in der Agenda schon oft geklagt. Neben der unzureichenden Auszeichnung komme es in der Vergangenheit leider immer häufiger dazu, dass Streckenabschnitte, die über Privatgrundstücke verlaufen, gesperrt würden. Karin Hockamp: "Die Gerichte bewerten immer häufiger den Privatbesitz höher als das öffentliche Interesse." Der Wanderweg "Rund um Hiddinghausen" sei deshalb inzwischen gar nicht mehr begehbar. Da bliebe auch der Agenda nur Resignation.

Die Auszeichnung sei ein anderes Problem. Da es sich bei den Sprockhöveler Rundwanderwegen nicht um offizielle Wanderwege des Sauerländischen Gebirgsvereins handelt, müsse sich jemand in der Stadt um die Pflege kümmern, wenn man denn Wert darauf lege.

Eigentlich ein klassischer Fall für den Verkehrsverein. Und so war Ingolf Dammmüller vom Verkehrsverein in der Vergangenheit schon häufiger einmal mit Farbe auf den Rundwanderwegen unterwegs, um die Auszeichnung wieder zu komplettieren.

Gerhard Billen jedenfalls würde sich freuen, wenn er demnächst ohne Rätselraten der Wanderlust in Sprockhövel frönen könnte. "Landschaftlich ist das hier absolut toll", sagt er.

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