Hommage an eine resolute Schulleiterin

Dorothea Waskönig-Kessel: Die Leiterin der Wilhelm-Kraft Gesamtschule wurde am Dienstag (30.6.) verabschiedet. Sie geht in den Vorruhestand.

Haßlinghausen. "Gute Organisation ist alles. Wer das kategorisch ablehnt, kann kein Lehrer werden." Das könnte ein Kernsatz von Dorothea-Waskönig-Kessel sein.

Am Dienstag (30.6.) ließ die 62-jährige Leiterin der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule freilich andere über sich reden, und die gaben viel preis von einer engagierten, emanzipierten und resoluten Frau, die seit der Gründung 1987 den pädagogischen Tanker Gesamtschule gesteuert hat. In einer Feierstunde wurde Dorothea Waskönig-Kessel verabschiedet. Für die 62-Jährige beginnt heute der Vorruhestand.

Die Liste der Redner war lang, die wie Ex-Kollege Bernhard Koolen ihre Begegnungen mit Dorothea Waskönig-Kessel schilderten. "Sie hat mich gelehrt, dass das Wort zügig noch steigerbar ist", beschrieb Koolen humorig die Vehemenz, mit der Waskönig-Kessel vom Kollegium Konzepte und Lösungen einforderte, ob beim Stundenplan oder pädagogischen Richtlinien.

"Aus vermeintlichen Giftzwergen hat sie friedliche Gartenzwerge gemacht", beschrieb Koonen, wie sehr Waskönig-Kessel auch ihre Schüler im Griff hatte, wie er bei einer Hospitation erstaunt beobachtet habe. Offenbar hätten Disziplin und Organisation auch die Schüler überzeugt.

Das bestätigte Schülersprecherin Jasmin Vogel, die von vielen Sitzungen der Schülervertreter mit der Schulleiterin berichtete, bei denen Dorothea-Waskönig-Kessel bei Brötchen und Kakao so manches unbequeme Wort gesagt, aber letztlich immer eine Lösung im Sinne der Schüler im Auge gehabt habe.

"Unbequem", aber immer "zielführend", waren zwei Begriffe, die sich wie ein roter Faden durch die Reden zogen. Bei der Bezirksregierung rief sie täglich an, wenn es um das aus ihrer Sicht unzureichende Lehrer-Kontingent ging, beim Kreis, um auf Ausstattungsmängel hinzuweisen. E-Trakt, F-Gebäude, Dreifachturnhalle und im Jahr 2004 zum Abschluss der lange versprochenen Verwaltungs- und Fachraumtrakt - unter ihrer Regie wuchs die Schule stetig.

"Diese Schule ist uns sehr wichtig, und das war auch ihr Verdienst", lobte Landrat Arnim Brux (SPD). Sprockhövels Bürgermeister Klaus Walterscheid (SPD) erinnerte daran, in welch aufgeheiztem ideologischen Klima 1987 die neue Gesamtschule errichtet wurde. Heute sei sie anerkannt, wobei am Dienstag allerdings kein offizieller CDU-Vertreter am Festakt teilnahm.

Dorothea Waskönig-Kessel bezeichnet sich selbst als "Kind der Gesamtschule" und zeigte sich gegenüber Neuerungen immer aufgeschlossen. "Ob Caféteria, Trainingsraum oder "Schule gegen Rassismus" - meist waren wir hier die ersten, die Entwicklungen aufgriffen", sagte die Fördervereinsvorsitzende Martina Fröhse-Ehrler.

Von der Kreativität, die die Kunst-, Frankreich und Rosenliebhaberin immer wieder gefordert und gefördert hatte, zeugten die Musik- und Theaterbeiträge ihrer Schüler beim gestrigen Abschied.

Dorothea Waskönig-Kessel wird künftig wohl häufig in ihrem Ferienhaus in Frankreich sein, ihre Stellvertreterin Bettina Garnerus zunächst kommissarisch die Schulleitung übernehmen.

"Die Stelle wird aber nicht lange vakant bleiben", verriet Dorothea Waskönig-Kessel augenzwinkernd. Kein Zweifel, auch dafür wird sie sich mit Hartnäckigkeit eingesetzt haben.

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