NRW Will Sixt die Gründung eines Betriebsrats verhindern?

Lohausen · Drei Mitarbeiterinnen der Filiale am Flughafen sollen ihren Job verlieren, nachdem sie einen Betriebsrat gründen wollten. Verdi übt scharfe Kritik. Sixt bestreitet die Vorwürfe und erhebt selbst welche.

 Das Plakat von Verdi zum Arbeitskampf bei Sixt.

Das Plakat von Verdi zum Arbeitskampf bei Sixt.

Foto: Verdi Düsseldorf

Drei Mitarbeiterinnen aus der Flughafen-Filiale des Autovermieters Sixt setzen sich gegen ihren Arbeitgeber zur Wehr. Eine Woche nachdem sie zur Wahl eines Betriebsrates eingeladen hatten, sprach die Geschäftsführung nach Angaben von Verdi-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim einer Initiatorin die fristlose Kündigung aus und stellte ihre beiden Kolleginnen frei, denen zugleich Aufhebungsverträge vorgelegt wurden. Tarim: „Es liegt auf der Hand, dass hier ein Zusammenhang besteht, ausgerechnet diese drei Angestellten. Und: Es gibt deutschlandweit keine Betriebsräte bei Sixt, im Gegensatz zu Europcar etwa.“ Hier trete ein großer Konzern Gesetze mit Füßen, und das, nachdem er auf der anderen Seite über die Kurzarbeit staatliche Hilfe in Anspruch genommen habe.

Sixt widerspricht den Vorwürfen. Eine Sprecherin begründet die Kündigung damit, dass die Mitarbeiterin „in gravierendem Umfang gegen ihre arbeitsvertraglichen Pflichten verstoßen“ habe. Gespräche und Abmahnungen hätten nicht gefruchtet. Die Abfindungsverträge seien angeboten worden, weil die Mitarbeiterinnen angekündigt hätten, das Unternehmen verlassen zu wollen.

Verdi lenkte am Mittwoch am Flughafen die Aufmerksamkeit auf den Fall, in dem die Gewerkschaft Flyer im Stil einer Sixt-Werbung verteilte. Das Unternehmen hatte kürzlich in Anspielung auf die Plagiatsaffäre der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock auf einem Plakat neben einem Porträt von ihr getextet: „Sie verwenden auch ungern Eigenes? Mehr Spaß am Leihen.“ Verdi verwendete nun ähnlich ironische Formulierungen: „Hier werden nicht nur Autos auf die Straße gesetzt! Sondern auch Beschäftigte!“

Tarim schildert nach seinen Gesprächen mit den drei Mitarbeiterinnen, wie es ihnen ergangen sein soll: Am Freitag, 20. August, luden sie mehr als 40 Mitarbeiter ihrer Filiale und des Standorts Hauptbahnhof für den 21. September zu einer Wahlversammlung ein. Auch im Büro hingen sie dieses Schreiben aus. Am Montag, 23. August, bekamen die Frauen in der Filiale unangekündigt Besuch von zwei Geschäftsführern des Unternehmens, die sich wohlwollend zu den Betriebsratsplänen äußerten und die Beweggründe abfragten. Am Freitag tauchten sie erneut auf und übergaben in Einzelgesprächen sowohl die beiden Aufhebungsverträge als auch die Kündigung, die mündlich mit zu spätem Erscheinen zum Dienstbeginn begründet wurde. Den Aufhebungsvertrag wollen die Mitarbeiterinnen laut Tarim nun nicht unterschreiben, gegen die Kündigung werde eine Klage vorbereitet.

Tarim gibt sich im Hinblick auf eine mögliche Gerichtsverhandlung siegesgewiss. Dem Unternehmen gehe es vor allem um eine abschreckende Wirkung auf andere Angestellte, die auch auf die Idee einer Betriebsratsgründung kommen könnten. Ganz anders die Sichtweise von Sixt: „Im vorliegenden Fall wird zu unlauteren Mitteln gegriffen, um in arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen eine möglichst hohe Abfindung zu erzielen, auf die kein Anspruch besteht“, sagt eine Sprecherin. Laut Tarim ging es den Mitarbeiterinnen aufgrund problematischer Arbeitsbedingungen um ein Mitspracherecht.

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