Wenn der Spaßmacher zum Albtraum wird

Beim Indoor-Projekt befassen sich Pädagogikstudenten mit den Facetten des Ichs. Im Dezember stellen sie die Ergebnisse vor.

Mönchengladbach. „Coulrophobie“ — die Angst vor Clowns: Das hat sich Sara Niemeyer (23) mit zwei Kommilitonen zum Thema beim Indoor- Projekt gemacht. Die drei Kulturpädagogik-Studenten der Hochschule Niederrhein benutzen das Medium Fotografie, um die Angst, den Spaßmacher in sich selber herauszulassen, zu transportieren. Auf insgesamt zehn Fotos wollen sie diese Angst darstellen.

So zeigt ein Foto einen Arzt mit roter Nase, ein anderes einen Polizist mit lustiger Mütze. Darsteller auf den Fotos sind die Studenten selber. Bei der Ausstellung möchte Niemeyer auch selber im Clownkostüm auftreten, „um das Thema nah an die Menschen zu bringen“, sagt die 23-Jährige.

Zwei Semester lang arbeiten die insgesamt 24 Studenten in fünf Kleingruppen, um in der Zeit vom 12. bis zum 14. Dezember von 19 bis 22 Uhr in einer ehemaligen Schule, Knopsstraße 47, ihre Fotoarbeiten, Videopräsentationen, Rauminstallationen und szenischen Interaktionen zu präsentieren.

Das Gesamtthema des Indoor- Projektes lautet „Wahrscheinlich echt — Inszenierungen über Inszenierungen“. Die Studenten befassen sich mit dem Ich und den verschiedenen Rollen, die Menschen spielen und mit denen sie sich neu erfinden. Unterstützt werden die Studenten von Jürgen Weintz, Professor für Kulturarbeit und Kulturmanagement, und Theodor Bardmann, Professor für Medienkommunikation und Fotografie.

In der Präsentation soll sich auch Fotografie auf Inszenierung beziehen und umgekehrt. So wie in der Gruppe von Sara Niemeyer: Bei den Fotos ist schauspielerisches Können wichtig, um die „Angst vor dem Clown in sich“ rüberzubringen. Das fällt den meisten Kulturpädagogik-Studenten nicht schwer: Viele — so wie Niemeyer — haben schauspielerische Erfahrungen.

Sie hat Praktika im Stadttheater absolviert und dort hospitiert. Natascha Nitsche (31) ist sogar mit dem Kindertheater „Nimmerland“ durch Deutschland getourt, hat die Theaterschule in Aachen und die Akademie in Köln besucht. Zudem hat sie eine tanzpädagogische Weiterbildung im Off-Theater gemacht.

Vorerfahrung in diesem Bereich ist jedoch nicht unbedingt Voraussetzung für den Studiengang Kulturpädagogik. Viele Studenten haben Erfahrungen in anderen kulturellen Gebieten oder im pädagogischen Bereich. Niemeyer hat der Findungsprozess beim Projekt besonders gut gefallen, und die Tatsache „alles selber zu erarbeiten“. Zudem finde sie es gut, durch die Arbeit ihre Kommilitonen näher kennenzulernen. Jetzt freut sie sich sehr und ist „gespannt, alles zu präsentieren“.

Beim Projekt gibt es nur einen einzigen männlichen Teilnehmer: Den 22-jährigen Tim Noetzel. Seine Gruppe „Naked Mind“ zeigt durch eine Rauminstallation, Audio- und Videomaterial sowie Fotos die Innen- und Außenwelt von Menschen. Hintergrund ist, dass die Innenwelt oft anders ist, als sie nach außen präsentiert wird.

So nimmt die Gruppe Gedanken einer Person auf Tonband auf. Noetzel findet es nicht komisch, mit so vielen Frauen zusammenzuarbeiten. „Die Konflikte sind die gleichen, die auch in einer gemischten Gruppe auftreten würden“, sagt er.

Genauso wie jeder Student im Indoor-Projekt in einer „ästhetischen Gruppe“ mitwirkt, nimmt jeder auch an einer organisatorischen Gruppe teil, die sich um die Pressearbeit, das Layout, die Location oder Finanzen kümmern. So kann bei der Ausstellung nichts schiefgehen.

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