Oerlikon: Kurzarbeit - Bänder stehen still

Firmen wie Oerlikon Schlafhorst weiten Kurzarbeit massiv aus. 40 Kündigungen bei „Auto-Kabel“.

Mönchengladbach. Maschinenbauer wie Monforts oder Oerlikon Schlafhorst weiten ihre seit Monaten bestehende Kurzarbeit für Hunderte Beschäftigte massiv aus.

Nach WZ-Informationen stehen bei Schlafhorst an der Blumenberger Straße im Juni und Juli sogar die Montagebänder komplett still. Es gebe nichts zu tun, heißt es in der frustrierten Belegschaft.

Bei der Rheindahlener Firma Auto-Kabel/Kabel-Conzept Colonia soll wegen fehlender Aufträge aus der Automobilbranche die Belegschaft nahezu halbiert werden. Die IG Metall spricht von 40 Kündigungen, ein Firmenvertreter mochte sich auf Anfrage der WZ nicht zu Details äußern. Der Autozulieferer hatte noch vor wenigen Jahren rund 300 Beschäftigte.

Oerlikon-Sprecher André Wissenberg sagt: "Wir befinden uns weiterhin im Tal der Tränen." Mit ein wenig Optimismus blicke man zwei internationalen Fachmessen entgegen. Mit neuen Orders rechnet die Tochter des Schweizer Oerlikon-Konzerns aus China.

Alles andere als optimistisch sind die Schlafhorst-Beschäftigten. Abgesehen davon, dass sie wegen der Wenigerarbeit auf rund ein Drittel ihres Gehaltes verzichten müssen, fragen sie sich, wie es mit dem Gladbach-Werk weitergeht.

Anlass sind offenbar jüngere Aussagen aus der Schweiz, wonach es wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise und der damit verbundenen schweren Umsatzeinbußen weitere Restrukturierungen geben müsse. Stellenstreichungen heißt das konkret. Wissenberg schließt "Maßnahmen nicht aus, wenn das Instrument der Kurzarbeit nicht ausreicht".

Vergrößert wurden die Zukunftsängste an der Blumenberger Straße durch Meldungen des Schweizer Oerlikon-Konzerns. Demnach ist der Industrie-Konzern 2008 tief in die roten Zahlen gerutscht - Tendenz anhaltend.

Angeblich sollen in wenigen Wochen "weitere einschneidene Maßnahmen", die auch den Standort Gladbach betreffen, bekannt gegeben werden. Wissenberg kennt diesen Termin einer weiteren Sitzung des Wirtschaftsausschusses nicht, wie er sagt.

"Wegen schwacher Marktsituation" hatte das Management im Oktober einen - für viele Mitarbeiter - "Horrorkatalog" vorgelegt. Er trifft vor allem das Gladbacher Schlafhorst-Stammhaus: Von den 747 Beschäftigten sollen 84 die Kündigung erhalten. 274 sollen per Änderungskündigung in die neue Firmenzentrale Übach-Palenberg, wo künftig komplett produziert werde.

Die alte Spinnmaschine Autocoro wird wohl nur noch bis 2010 in Gladbach hergestellt. Vom Produktions-Aus wären 100 Beschäftigte betroffen. 361 Mitarbeiter - davon 60 im Außendienst - blieben in Gladbach für Verkauf, Service. Auch ein Showroom mit allen Maschinen-Typen.

Die überbetriebliche Ausbildungswerkstatt "Schlafhorst" sei nicht bedroht. Gladbach soll Entwicklungs- und Forschungschmiede für alle Schlafhorst-Maschinen werden.

In Übach-Palenberg würden nach den Vereinbarungen rund 700 Personen arbeiten, deutlich mehr als jetzt.

Insider meinen, dass diese schmerzhaften (und noch nicht umgesetzten) Vereinbarungen dem Management längst nicht mehr reichen. Man befürchtet die komplette Zerschlagung der Werke.

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