Meerbusch Stadt setzt auf digitale Beteiligung der Bürger

Meerbusch. · Derzeit können Bürger nur online Anregungen zu Projekten der Stadtplanung machen, Veranstaltungen finden nicht statt. Die Stadt überlegt, künftig beide Formen der Beteiligung zu nutzen, um möglichst viele Bürger zu erreichen.

 Professor Rolf Westerheide erklärt im Video den Siegerentwurf des Wettbewerbs zum Areal Böhler 2 von Florian Krieger.

Professor Rolf Westerheide erklärt im Video den Siegerentwurf des Wettbewerbs zum Areal Böhler 2 von Florian Krieger.

Foto: Video: ISR GmbH/Miguel Dorset

Für die Entwicklung eines neues Wohngebiets auf dem Areal Böhler 2 hatte der Immobilienentwickler BPD eine Beteiligung der Bürger durch ein Werkstattverfahren geplant. Auf diese Weise sollten die Meerbuscher die Möglichkeit erhalten, auf die Planung Einfluss zu nehmen und den Architekten im Wettbewerb eine Rückmeldung mit Kritik und Anregungen zu geben. Doch als sich abzeichnete, dass wegen der Pandemie ein Zusammentreffen der Bürger nicht möglich sein würde, verlegte BPD den Ort des Austauschs kurzerhand auf eine extra geschaffene Online-Plattform. Dort konnten Interessierte Pläne und Erklärungen studieren und sich auf Videos eine kurze Zusammenfassung der jeweiligen Konzepte anschauen - und ihre Kommentare dazu hinterlassen. „Das hat sehr gut funktioniert“, findet Michael Assenmacher, Technischer Dezernent der Stadt. Bei der Diskussion seien etwa 100 Beiträge von Teilnehmern zusammengekommen, erklärt Gerhald Darkow von BPD. Dies sei eine vergleichbare Größenordnung zu Präsenzveranstaltungen, wo sich erfahrungsgemäß auch nur ein Teil der Besucher sich zu Wort meldet.

Ein weiteres ermutigens Beispiel für eine gute Resonanz auf eine digitale Bürgerbeteiligung ist für Assenmacher die Online-Befragung zum Integrierten Handlungskonzept Osterath. 680 Bürger hatten dazu einen Fragebogen ausgefüllt, um Angaben zu den Stärken und Schwächen des Stadtteils zu machen. „So viele Menschen hätten wir mit einer Präsenzveranstaltung nicht erreicht“, sagt Assenmacher. Erfahrungsgemäß würden dazu etwa 100 Besucher kommen. Organisiert wurde die Befragung von dem Planungsbüro Dr. Jansen. „Das war für uns alle Neuland, und das Resultat fanden wir sehr gut.“ Angesichts der weiter bestehenden Infektionslage plant die Stadt, auch die zweite Befragung für das Handlungskonzept zu Osterath online zu organisieren. Dann sollen die Bürger sich zu einzelnen Leuchtturm-Projekten ausführlicher äußern, etwa dem Spielplatz im Rathauspark.

Wer über welche Kanäle erreichbar ist, muss sich zeigen

In Osterath soll es auch bei der Entwicklung des Wohngebiets am Kamper Weg eine Online-Beteiligung geben. Damit rechnet Assenmacher aber erst im ersten Halbjahr des kommenden Jahres. Derzeit laufen mit Grundstückseigentümern noch Verkaufsgespräche.

Auch bei einem kleineren Bauprojekt wurde die geplante Beteiligung in eine digitale Form gebracht. Anwohner der Villa Jansen an der Claudiusstraße in Lank erhalten einen Link von der Stadt, wo sie Anregungen und Bedenken zu den Plänen äußern können.

„Vielleicht können wir in Zukunft beides machen, um möglichst viele Leute mitzunehmen“, sagt Assenmacher. Er glaubt, dass sich von der Online-Beteiligung besonders die angesprochen fühlen, die auch in den Sozialen Medien aktiv seien. Welche Bürger man über welche Kanäle erreichen könne, das müsse sich zeigen und einspielen.

Eine Bürgerbeteiligung für die Gestaltung des Dr.-Franz-Schütz-Platzes war zwar im Februar angedacht worden, sie findet in nächster Zeit aber wohl nicht statt. „Wir haben das Projekt in den Haushalt 2022 verschoben, weil das Geld nicht da ist“, erklärt Assenmacher den Standpunkt der Stadtverwaltung. Wenn die Politik andere Wünsche habe, müsse man neu überlegen.

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