Willich: Offensive für die Bildung

Der Willicher Lehrer Carsten Rudolph hat einen Verein gegründet. Ziel: Gemeinsam zum erfolgreichen Lernen.

Willich. Eltern und Schüler der Robert-Schuman-Europaschule kennen Carsten Rudolph vom Sehen oder weil er ihr Lehrer ist. Er unterrichtet an der Gesamtschule seit 2003 die Fächer Physik, Technik und Mathematik.

Vielleicht wissen Eltern und Schüler, dass er 39 Jahre alt und gebürtiger Krefelder ist. Der Mann hat zunächst ein Ingenieur-Studium begonnen, sich dann das zweite Standbein Lehramt mit 1.und 2. Staatsexamen aufgebaut. Das

Kaum einer an der Schule wird aber wissen, dass Carsten Rudolph Vorsitzender eines jungen Willicher Vereins ist. Sein e.V. trägt den Titel "Forschungsinstitut für angewandten Unterricht". Der Verein besteht seit August 2008, zählt sieben Mitglieder, darunter Lehrer und ein selbstständiger Programmierer. Mehr Mitglieder sollen es werden, wenn sich die Ideen von Rudolph und Co. herumsprechen.

Die Sieben eint ein Ziel: "Gemeinsam zum erfolgreichen Lernen." Gemeinsam: Damit spricht Rudolph Lehrerkollegen und Eltern an, die sich für Lernstrategien interessieren und/oder Konzepte an Schulen ihrer Kinder kritisch hinterfragen. Rudolph: "Erfolgreich heißt für uns: schnell und effektiv. Der Spaß ist beim Lernen zweitrangig." Dem Sprichwort "Ohne Fleiß kein Preis" stimmt er zu.

"Lernen macht Spaß, wenn ich mich anstrenge und etwas erreicht habe", sagt Rudolph. Zum Vergleich führt er Bodybuilder an: "Der muss auch mühsam trainieren, ehe er die Form hat, die er will."

Ihr Ziel wollen die Mitglieder in großer Gemeinschaft erreichen, Erfahrungen bündeln und wissenschaftlich abklopfen. Da sieht Rudolph Lehrer, also pädagogische Kräfte, die aus der Praxis berichten, ob Lernkonzepte funktionieren. Und er meint Eltern, auf deren "ehrliche Rückmeldung" er hofft, ob eine Methode zu Hause funktioniert oder nicht. Rudolph sagt ehrgeizig: "Wir wollen Konzepte optimieren."

Beispiel Rechtschreibung und wie sie in Grundschule gelehrt wird. Da dürften Schüler der Klassen 1 und 2 schreiben, wie sie wollen. Erst in der 3. und 4. Klasse poche man auf die richtige Schreibweise, so Rudolph: "Kollegen weiterführender Schulen verzweifeln an den mangelnden Rechtschreibkenntnissen vieler Schüler."

Das Willicher Forschungsinstitut will ein Netzwerk aufbauen, Umfragen anstoßen, Erfahrungen statistisch erheben, darauf fundierte Analysen aufbauen, die, im besten Fall, zur Optimierung des Lernens und des Unterrichts führen.

Kleine Truppe, große Bildungsoffensive. Eine Idee in Planung: die Netbook-Klasse. Rudolph, selbst Vater: "Bildung ist Bürgerrecht und -pflicht. Wir rufen Eltern auf, den Bildungsprozess der Kinder aktiv mitzugestalten." Eltern, die Nachhilfe für den kurzfristigen Erfolg suchen, sind hier falsch. Demnächst soll es Stammtische und Workshops geben, z. B. zum Thema: "Wie funktioniert Lernen?" Denn von allein, so Rudolph, stellt sich Erfolg nicht ein.

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