Kommunalwahl 2020 CDU veranstaltet aufwändigen Auftakt

Willich. · Die Willicher Union hat ihren Wahlkampf im Autokino eröffnet und plant viele weitere Aktionen. Manchen Parteimitgliedern geht das Getöse zu weit, zumal der parteiinterne Wahlkampf ums Bürgermeisteramt bereits sehr heftig war.

 Das Gelände des Autokinos nutzte die CDU für ihren Wahlkampfauftakt.

Das Gelände des Autokinos nutzte die CDU für ihren Wahlkampfauftakt.

Foto: Norbert Prümen

(msc) „Nicht kleckern, sondern klotzen“ scheint das Motto der CDU Willich zu lauten, wenn es um die Kommunalwahl am 13. September geht. Im Vergleich zu den politischen Mitbewerbern sehr opulent war jetzt der offizielle Wahlkampf-Auftakt der CDU im Willicher Autokino, zu dem auch Landrat Andreas Coenen und der CDU-Oberbürgermeisterkandidat aus Mönchengladbach, Frank Boss, kamen. Knapp 100 Autos standen in Reih’ und Glied, zudem wurde die Veranstaltung im Internet übertragen. Für den Wahlkampf gebe es „viele Raketen, die wir nach und nach zünden“, sagt Parteichef und Bürgermeisterkandidat Christian Pakusch.

Einerseits herrscht also spürbare Aufbruchstimmung in der Willicher CDU – und das nicht nur bei neuen und jüngeren Mitgliedern, wie mancher unkt –, andererseits geht das „Brimborium“ manchem Parteimitglied aber zu weit. So hat Ratsherr Uwe Rieder Fraktion und Partei inzwischen verlassen. „Es gibt Einiges, was ich nicht mehr mittragen konnte“, sagt er. Ein weiteres Fraktionsmitglied musste, so hieß es, davon überzeugt werden, bei der Kommunalwahl wieder für die Union anzutreten.

Zuerst war da das große Getöse um die Wahl des Bürgermeisterkandidaten der Partei. Diese wurde zunächst wegen eines plötzlichen Mitgliederzuwachses und dann wegen der Corona-Pandemie verschoben und fand schließlich im Willicher Freizeit-Zentrum mit fast 500 Mitgliedern unter freiem Himmel statt – der Parteivorsitzende Christian Pakusch setzte sich am Ende gegen Fraktionschef Johannes Bäumges mit fast 70 Prozent der Stimmen durch. Vorwürfe, bei den Eintritten der fast 300 neuen Mitglieder sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen, wurden laut. Die Düsseldorfer Parteienrechtlerin Sophie Schönberger sagte im Gespräch dazu, es sei schmutzig, aber nicht illegal. „Man muss ja nicht jeden Schmutz mitmachen“, sagt Uwe Rieder, der seit 2008 für die CDU im Willicher Stadtrat saß, sich aber ohnehin habe zurückziehen wollen.

Ex-CDU-Ratsherr Rieder konnte
Entscheidung „so nicht mittragen“

Zudem wird die Wahl des Grünen-Fraktionschefs Raimund Berg zum Nachfolger von Willy Kerbusch als Beigeordneter und Kämmerer auch CDU-intern kritisiert. Schon die Ende 2017 zwischen CDU und Grünen vereinbarte strategische Partnerschaft kam nicht bei allen Mitgliedern der Union gut an. Bereits damals wurde gemunkelt, dass Raimund Berg von den Grünen den Kämmererposten bekommen und seine Partei dafür der CDU die Mehrheiten sichern sollte. Vor wenigen Tagen wurde Berg nun also als neuer Kämmerer und Beigeordneter mit knapper Mehrheit vom Stadtrat gewählt. „Diese Entscheidung konnte ich so nicht mittragen“, sagt Ex-CDU-Ratsherr Uwe Rieder.

Auch SPD, FDP und „Für Willich“ sind empört. Im Ausschreibungsverfahren um die Kämmererstelle hätten sich weitere geeignete Bewerber herauskristallisiert, dann ihre Bewerbung aber zurückgezogen, weil sie durch Presseveröffentlichungen gemerkt hätten, „dass CDU und Grüne schon längst eine Koalition weit vor der Wahl geschlossen haben und die Bewerbungen somit berufsschädlich ins Leere laufen würden“, so die FDP. „Schwarz-Grün schürt mit dieser undurchsichtigen Hinterzimmerpolitik die Politikverdrossenheit und versenkt nebenbei 50 000 Euro Willicher Steuergeld“, sagt SPD-Chef Lukas Maaßen. „Wahlen bedeutet auswählen können. Dieser Grundwert der Demokratie wurde hier dem Willicher Stadtrat eindeutig verwehrt“, findet der „Für Willich“-Vorsitzende Detlef
Nicola.

Guido Görtz, der in der Zeit des parteiinternen Wahlkampfes zwischen Bäumges und Pakusch die Rolle des Vorstandssprechers übernommen hatte, sagt zu den Vorwürfen hinsichtlich der Partei-Eintritte: „Für Mitgliederaufnahmen sind die Kreispartei und die Geschäftsstelle in Viersen zuständig, und es gibt ein standardisiertes, sauberes Verfahren.“ Pakusch ergänzt: „Die CDU Willich hat keine gekauften Mitglieder – Punkt.“ Und Bäumges sagt: „Ich habe keine Zweifel bezüglich meiner Person, über andere kann ich nichts sagen.“ Es sei nun wichtig, nach vorne zu schauen. Wer nun versuche, mit Dreck zu werfen, „stellt sich gegen Willichs größte Bürgerinitiative“, sagt Görtz – und meint damit die CDU. Trotz aller Querelen gibt sich die Unionsführung also selbstbewusst. Ja, es habe nach der Mitgliederversammlung drei oder vier Parteiaustritte gegeben, sagt Pakusch. Dem stünden aber 15 Neueintritte gegenüber.

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