Aktion „Heute bei Dir“ „Bach in Kirchen beliebter als Pop“

Tönisvorst. · Veronika Oyen-Rademacher ist Mitglied der Arbeitsgruppe „Gottesdienst und Gebet“, die die Kirche attraktiver machen möchte.

 Ralf Mader, Pressesprecher des Bistums Aachen, und die St. Töniserin Veronika Oyen-Rademacher erklären, worum es bei der Aktion „Heute bei Dir“ geht.

Ralf Mader, Pressesprecher des Bistums Aachen, und die St. Töniserin Veronika Oyen-Rademacher erklären, worum es bei der Aktion „Heute bei Dir“ geht.

Foto: Norbert Prümen

Was macht einen guten Gottesdienst aus? Gibt es Qualitätskriterien für eine ansprechende Messe? Welche Bedeutung hat Musik in der Kirche, was spricht die Gläubigen an? Es sind Fragen wie diese, mit denen sich Veronika Oyen-Rademacher seit einem halben Jahr beschäftigt. Seitdem ist die Katholikin Mitglied einer Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema „Gottesdienst und Gebet“ beschäftigt und Antworten auf die Frage finden will, warum sich so viele Menschen von der Institution Kirche abwenden, obwohl sie gläubig sind.

Um es vorwegzunehmen: „Bei 14 Menschen in einer Gruppe ist es schwer, auf einen Nenner zu kommen“, sagt die 62-Jährige. Konkrete Ergebnisse, was anders laufen müsste, um Menschen wieder in die Kirchen zu locken, kann Oyen-Rademacher deshalb noch nicht präsentieren. „Aber wir haben uns zum Beispiel andere Gottesdienstformen angesehen und Ideen gesammelt“, erzählt die Musiklehrerin, die sich auch mit Musik im Gottesdienst beschäftigt hat. „Interessanterweise finden Jugendliche im Zusammenhang mit Kirche Bach ansprechender als Gospel- oder Popmusik“, sagt die Pädagogin, die ihre Schüler befragt hat.

Im August soll Bischof Helmut Dieser die Ergebnisse nutzen

Tatsächlich sind die Mitglieder der Arbeitsgruppe alle aufgefordert, sich in ihren Gemeinden umzuhören und herauszufinden, was die Menschen spirituell anspricht. Die Erkenntnisse werden gesammelt und im August Bischof Helmut Dieser vorgelegt, der mit seiner Aktion „Heute bei dir“ einen Prozess angestoßen hat, an dessen Ende eine andere Kirche stehen soll. Zu Beginn der Aktion im Jahr 2017 hat der Bischof Menschen in verschiedenen Städten zu Treffen mit dem Titel „Meet & Eat“ eingeladen, um zu hören, was ihnen an Kirche gefällt und was sie gerne ändern würden. „Das ist der erste Schritt eines Veränderungsprozesses“, erklärt Ralf Mader von der Pressestelle des Bistums.

Auch Oyen-Rademacher war bei einem dieser „Meet & Eat“ im Krefelder Stadtwaldhaus und konnte sich davon überzeugen, dass der Bischof es ernst meint. „Er hat viel nachgefragt und gut zugehört, auch die kritischen Sachen hat er mitgenommen“, berichtet die St. Töniserin, die sich daraufhin für die Teilnahme an einer Arbeitsgruppe angemeldet hat. Die Gruppe, der die 62-Jährige jetzt seit November angehört, ist eine von 13 im Bistum Aachen. „Jede Gruppe beschäftigt sich mit einem anderen Themenfeld“, sagt Ralf Mader. So gibt es etwa die Felder „Nächstenliebe in der Gemeinde“, „Begleitung in Ehe und Familie“, „Katholische Verbände“ oder „Jugendeinrichtungen als Orte von Kirche“.

Im kommenden Jahr soll
es an die Umsetzung gehen

Nach der Bestandsaufnahme, die in den Arbeitsgruppen und bei öffentlichen Themenforen zusammengetragen wird (siehe Infokasten), folgt – so der Plan des Bischofs – noch in diesem Jahr die Konzeptphase, in der geprüft wird, was sich ändern soll in der katholischen Kirche, wie die Institution sich künftig präsentiert, welche Angebote sie macht und wie sie auf Menschen zugeht. „Im nächsten Jahr beginnt dann die Umsetzung des Konzepts“, sagt der Pressesprecher. Den Schlusspunkt von „Heute bei dir“ bildet die Heiligtumsfahrt 2021.

Oyen-Rademacher freut sich, dass die Kirche bereit ist, sich zu verändern, um wieder mehr Menschen zu begeistern. „Die christlichen Werte sind tief verankert in unserer Gesellschaft“, sagt die St. Töniserin. Vielen Menschen sei das gar nicht bewusst. „Gerade die jungen Leute wissen kaum noch etwas über den Glauben“, sagt die 62-Jährige, die hofft, dass der vom Bischof angestoßene Veränderungsprozess dazu beiträgt, dass das wieder anders wird. „Kirche muss sich verändern, wenn sie neue Mitglieder gewinnen will“, ist die Christin sicher.

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