Unterwegs in Norwegen

Die Tour von Jugendlichen aus St. Tönis stand unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse von Oslo und Utøya.

Tönisvorst/Fredheim. Sonne, Natur und Wasser — und das für zwei Wochen. Das haben gerade 57 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren und ihre 13 Betreuer von der evangelischen Jugend in St. Tönis hinter sich. Im südnorwegischen Fredheim schlugen sie ihr Lager inmitten von Wäldern und Seen auf, um zwei Wochen lang vom Alltag auszuspannen. Doch in diesem Jahr erlebten die Jugendlichen und ihre Begleiter mehr als unbeschwerten Sommerurlaub. Denn schon vor der Abreise am 26. Juli war klar: Diese Reise würde eine ganz besondere werden.

Mitten in die letzten Tour-Vorbereitungen platzte die Nachricht vom Bombenanschlag in Oslo und dem Mord an mehr als 65 Jugendlichen auf der Ferieninsel Utøya hinein. „Wir mussten viele Eltern beruhigen“, sagt Volkmar Büscher, Diakon und Betreuer. Nachdem klar war, dass es sich um einen Einzeltäter handelte, fand die Fahrt wie geplant statt. Mit dem Bus ging es zunächst nach Dänemark, von dort per Fähre nach Norwegen.

Trotzdem waren die Anschläge von Oslo und Utøya ständig präsent. „Es war am Anfang ziemlich hart“, sagt Büscher. „Die Kinder waren sehr besorgt und haben viel über die Ereignisse diskutiert.“ Doch wenn es nach Büscher geht, haben sowohl die Kinder als auch die Betreuer in dieser Zeit viel gelernt. „Man kann nichts tun, außer für einander sorgen, beten und die Gemeinschaft herausstellen“, sagt er. „Und die Kinder haben gelernt, wie wichtig es ist, zusammen zu sein und zusammen zu halten.“

Das und auch der besonnene Umgang der Einheimischen mit den schrecklichen Ereignissen führte dazu, dass sich die 57 Jugendlichen und ihre Betreuer wieder auf das konzentrieren konnten, weswegen sie in den Süden Norwegens gereist waren. „Bei unseren Fahrten geht es darum, Gemeinde in einer anderen Form zu erleben“, sagt Volkmar Büscher. „Es geht um Glaube, Philosophie und Kreativität.“

Und um eine Menge Spaß und Bewegung. Denn jeden Tag ab 8 Uhr ging es los mit dem Tagesprogramm. Für die Jugendlichen ging es auf Kanu-Tour, auf das Rugby-Feld, Theaterstücke wurden einstudiert oder nachts die Natur erkundet. Fragt man Volkmar Büscher nach dem schönsten Moment der zwei Wochen in Norwegen, muss er nicht lange nachdenken. „Der selbstgestaltete Gottesdienst der Jugendlichen“, sagt er sofort. Alle Inhalte kamen von den Teilnehmern der Fahrt und so wurde es ein ganz persönliches Ereignis. „Das war ein Meilenstein“, sagt Büscher.

Und auch im nächsten Jahr soll es wieder eine Tour geben. Fast die Hälfte aller Jugendlichen, die gerne mitfahren wollen, muss Volkmar Büscher aus Platzgründen abweisen. Auf die rund 60 Plätze für die Sommerfahrt bewerben sich regelmäßig rund 100.

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