Neersen: Kriegsgelder finanzieren den Umbau des Neersener Schlosses

Persönlichkeiten der Willicher Geschichte. Heute: Adrian Wilhelm von Virmond.

Neersen. Die Virmonds waren Kriegsherren der ersten Stunde, als die deutschen Lande im 17. Jahrhundert von Kämpfen überzogen wurden. Johann II., Herr von Anrath und Neersen, war Regimentskommandeur im Heer der katholischen Liga, das am 8. November 1620 den protestantischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz am "Weißen Berg" bei Prag vernichtend schlug. Als Johann 1632 infolge von Verletzungen, die er bei einem Duell in Köln erlitten hatte, starb, übernahm sein Sohn Adrian Wilhelm, gerade 19, den Familienvorstand. Und auch militärisch trat er in die Fußstapfen des Vaters.

Er wurde Obrist im Dreißigjährigen Krieg. Nach der Niederlage der Kaiserlichen bei St. Tönis 1642 besetzten hessische Truppen Neersen. Adrian Wilhelm musste nach Köln fliehen, während Neersen und Umgebung geplündert wurden. Erst ein Jahr später zogen sich die Hessen aus Uerdingen zurück. Virmond stellte 1645 ein Regiment Fußtruppen auf, das im süddeutschen Raum wegen seiner Kriegsgräuel berüchtigt wurde. Das änderte sich zwei Jahre darauf, als es bei Memmingen schwere Verluste erlitt. Im gleichen Jahr trat der Neersener in bayrische Dienste und wurde Kommandant im besetzten Augsburg.

Nach Kriegsende 1648 kehrte er in seine Heimat zurück. Zurück auf seine Burg an der Niers. Erstaunlicherweise hatte er, dessen Familie noch vor dem Krieg arm wie eine Kirchenmaus war, nun genügend Geld, um die Klosterkirche in Neersen zu stiften. Vermutlich hatte er Gelder, die von der kaiserlichen Kriegskasse für die Ausrüstung der Soldaten bestimmt waren, in die eigene Tasche gesteckt. Auch beruflich verbesserte er sich. 1651 trat er in die Dienste des Pfalzgrafen bey Rhein und wurde dort Geheimer Rat. Er unternahm eine diplomatische Reise nach Stockholm und wirkte am Entstehen des Ersten Rheinbundes mit.

Alles gut und schön: Was ihn aber nachdrücklich berühmt machte, ist der Umbau der Burg Neersen, den er - das gefüllte Geldsäckel sei Dank - 1661 initiierte. Acht Jahre lang dauerte es, ehe aus der Wasserburg ein dreiflügeliges, barockes Schloss mit vier Ecktürmen wurde. Fast zwei Millionen Ziegelsteine wurden vermauert. Der Umbau von der Burg zum Schloss hatte genau 18 139 Reichstaler gekostet. Zum Vergleich: Für einen Taler bekam man seinerzeit schon ein gut genährtes Kalb.

Adrian Wilhelm war während der Bauarbeiten nach Düsseldorf gezogen und hatte Haus und Herrlichkeit Neersen an seinen Sohn Ambrosius Adrian abgetreten. Der streitbare Senior wurde 1674 in den Diplomaten-Ruhestand geschickt, als es zum Bruch mit dem Pfalzgrafen kam. Stattdessen wurde er zum Kaiserlichen Feldmarschall ernannt.

1677 überwarf er sich mit seinem Sohn und enterbte ihn. Universalerben wurden Damian Hugo und Carl Casper aus der zweiten Ehe Adrians. Als der im Sterben lag und nicht mehr sprechen konnte, deutete er Ambrosius seine Vergebung an. Die alte Erbregelung wurde wieder eingesetzt. 1681 stirbt Adrian Wilhelm von Virmond. Sein Erbe ist noch heute sichtbar.

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