Flughafen Mönchengladbach: Boeings über Neersen?

Neue Pläne für eine längere Startbahn in Mönchengladbach (von 1200 auf 1800 Meter) ernten Kopfschütteln bei der Willicher Kommunalpolitik und Fluggesellschaften .

<strong>Neersen. Die Diskussionen um den Ausbau des Mönchengladbacher Flughafens gehen in die nächste Runde. Bislang hatte der Regionalrat eine Start- und Landebahn mit 2400 Metern Länge durchfallen lassen und Landesverkehrsminister Oliver Wittke (CDU) erst kürzlich erklärt, dass für ihn die Luftverkehrskonzeption 2010 NRW bindend sei - und die sieht keinen Neubau der Bahn in dieser Länge vor. Jetzt überlegen Vertreter des Mönchengladbacher Verkehrslandeplatzes und des Düsseldorfer Flughafens - der Airport hält 70 Prozent in Gladbach - eine Verlängerung von 1200 auf 1800 Meter. Bei der Willicher Kommunalpolitik und Fluggesellschaften stößt der Vorstoß auf Verwunderung.

Soll am Regionalrat vorbei agiert werden?

Vom "letzten Gefecht" spricht Bernd-Dieter Röhrscheid, SPD-Fraktionschef in Willich, vom "Pfeifen im Walde" Ralf-Hasso Sagner, CDU-Mitglied im Regionalrat. Die NVV-AG versuche, so Sagner, als Mitinhaber des Gladbacher Landeplatzes vom jährlichen Defizit von fünf Millionen Euro abzulenken und von der Schwierigkeit, diese Kosten weiter zu stemmen, wenn Düsseldorf 2010 aus der Beteiligung aussteigten sollte. Zudem werde versucht am Planfeststellungsverfahren mit 20 000 gesammelten Gegenstimmen und dem Regionalrats-Beschluss vorbei zu agieren. Sagner empfiehlt, den Flugbetrieb einzustellen und sich auf ein interkommunales Gewerbegebiet mit Willich zu konzentrieren.

Auch Herbert Schäfer vom Bürgerverein gegen Fluglärm prophezeit dem Mönchengladbacher Flugplatz alles andere als eine rosige Zukunft. "Die verkehrstechnische Anbindung, besonders über die Schiene, ist nicht ausreichend." Zudem würde sich die Erweiterung nur lohnen, wenn der Düsseldorfer Airport an die Grenzen seiner Kapazitäten stoße. Doch nach dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster sei das Gegenteil der Fall. Die Richter hatten eine Betriebsgenehmigung zur Steigerung des Flugverkehrs durchgewunken.

Mit Sorge sieht hingegen Bürgermeister Josef Heyes die Debatte. "Wir bleiben bei unserem Veto." Die Lärmbelastung dürfe für Neersen nicht steigen. Das wäre aber der Fall, wenn auch eine Boing 737 und der Airbus A 319/320 landen und starten dürften.

Doch wie realistisch ist das? Welche Fluggesellschaft hat überhaupt ein Interesse an einer gut 1800 Meter langen Bahn in Gladbach?

"Wir nicht", sagt Pierre de la Motte, Sprecher der LTU. Man setze auf die Langstrecke und sei deshalb auf Zubringerverkehr angewiesen. Den gebe es nicht in Gladbach. Engpässe in Düsseldorf seien ferner nicht in Sicht.

Die Vorschläge, wie denn dem flügellahmen Verkehrslandesplatz Mönchengladbach doch noch irgendwie zum Ausbau verholfen werden könnte, werden immer abstruser. Jetzt soll’s eine 1800 Meter lange Rollbahn sein. Quasi als Kompromiss. Ohne Einverständnis des Regionalrates und natürlich auch ohne irgendeine demokratische Legitimation.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Nur 30 Millionen Euro soll der Ausbau dann kosten. Geld, das man gleich in den Orkus spülen könnte. Denn mit einer solchen Lösung kann nun niemand etwas anfangen. Da sind die Stellungnahmen der Airlines sehr eindeutig.

Die Mühe, mit den Fluggesellschaften zu sprechen, hatten sich die Herrschaften der Elefantenrunde erst gar nicht gemacht. Und auch das ist wohl typisch, sehr typisch.

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