Luftballons - Lebensgefahr für Tiere Verbietet Willich als erste deutsche Stadt Luftballons?

Willich. · Weil die Ballons für Tiere gefährlich sein können, hat die CDU einen entsprechenden Antrag gestellt. Jetzt unterstützt der Nabu mit Plakaten und Flyern den Vorstoß.

 Monica und Jack Sandrock (von links), Elita Grafke, Gregor Nachtwey, Udo Hormes und Marcel Gellißen stellen die Infomaterialien vor.

Monica und Jack Sandrock (von links), Elita Grafke, Gregor Nachtwey, Udo Hormes und Marcel Gellißen stellen die Infomaterialien vor.

Foto: Kurt Lübke

Wenn Dutzende von bunten Ballons in den Himmel steigen, ist dies ein Bild, das den meisten Menschen Freude bereitet. Doch der auf den ersten Blick so schöne Moment hat eine Kehrseite, die Jahr für Jahr unzähligen Wildtieren und Nutztieren, die sich auf Koppeln aufhalten, zum Verhängnis wird: Tiere fressen Ballonreste und verenden qualvoll. Sie ersticken, sterben an Darmverschlüssen oder verhungern, weil die Ballonreste den Magen-Darm-Trakt blockieren und kein Futter mehr aufgenommen werden kann. Dazu kommt, dass sich Tiere in den Schnüren der Ballons verheddern und elendig sterben. Nabu-Naturtrainerin Elita Grafke ist überzeugt, dass kaum ein Mensch an die Folgen denkt, wenn er zum Beispiel bei einer Hochzeit die bunten Gummi- oder Naturkautschukhüllen aufsteigen lässt. „Es steckt keine böse Intention dahinter. Ich denke, dass niemand Tieren mit Absicht schaden möchte. Es ist leider nur so, dass die Bürger nicht wissen, was sie damit tun. Daher setzen wir auf Aufklärung und Sensibilisierung“, sagt Elita Grafke.

Der Naturschutzbund (Nabu) Willich, allen voran Edita und Benno Grafke, entwickelten einen Flyer, der genau diese Problematik anspricht. Über die bestehende Aktion „Wilder Müll“, zu dem auch die neue Luftballon-Aktion gehört, besteht seit Längerem ein guter Kontakt zur Stadt Willich.

An Schulen wurden
schon 3000 Flyer verteilt

„Wir haben uns daher bei der neuen Aktion eingebracht und die Kosten für den Druck des Flyers wie auch der dazugehörigen Plakate übernommen“, sagt Udo Hormes vom Team Umwelt des Geschäftsbereichs Stadtplanung. 5000 Flyer und 80 Plakate gingen in den Druck. Unter dem Titel „Bitte lasst keine Luftballons mehr steigen“ informieren Plakate und Flyer über die Gefährdung durch aufsteigende Ballons, wobei auch die besagten Naturkaut­schukvarianten keine Option sind. Sie sind zwar biologisch abbaubar, aber sie verrotten erst nach Monaten, und damit ist keinem Tier geholfen. Werden sie gefressen, führen sie ebenfalls zum Tod.

„Wir haben schon 3000 Flyer verteilt. Allein das Lise-Meitner-Gymnasium nahm 1000 Flyer. Die Oberstufenschüler wollen nach den Ferien durch die Klassen gehen und die Problematik vorstellen“, freut sich Elita Grafke über das Interesse der Schüler, sich des Themas anzunehmen. Auch die Robert-Schuman-Europaschule sowie die Grundschulen steigen voll ein. „Wir hoffen, auch einen Kontakt zum St.-Bernhard-Gymnasium und der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule aufbauen zu können“, sagt Monika Sandrock vom Nabu Willich. Auf Luftballons bei Einschulungen und Verabschiedungen zu verzichten, wäre ein großer Schritt. Das Gleiche gilt für Hochzeiten „Wir haben das Standesamt bereits informiert. Dort liegen ebenfalls Flyer aus“, sagt Marcel Gellißen vom Team Umwelt der Stadt Willich. In den Niederlanden gibt es bereits in 59 Städten ein striktes Verbot, Luftballons im Freien fliegen zu lassen. Zuwiderhandlungen werden mit Strafen belegt. Willich könnte nun die erste Stadt in Deutschland werden, die diesem Beispiel folgt. „Wir haben einen Auftrag der Politik erhalten und prüfen derzeit, ob ein solches Verbot von rechtlicher Seite bei uns erlassen werden könnte“, sagt Gregor Nachtwey, der Technische Beigeordnete. Auch er setzt aufs Sensibilisieren, weiß aber, dass man damit nicht alle Menschen erreichen kann. Manchmal wird auch ein Verbot benötigt. Willich wäre damit die erste Stadt in Deutschland, die ein solches Verbot umsetzen würde.

Erster Drogerie-Markt hat Ballons aus dem Sortiment gestrichen

Erste Erfolge auf anderer Ebene gibt es schon. Der DM-Markt in Willich hat Luftballons aus seinem Sortiment genommen. Das Ehepaar Grafke steckt indes gerade in der Entwicklung einer Liste mit Dingen, die als Alternative anstelle des Steigenlassens von Luftballons genutzt werden können. Tauben, XXL-Seifenblasen und Liebesschlösser sind einige Vorschläge.

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