Gastronomie-Wechsel Das Herzstück von St. Tönis verändert sich

St. Tönis · Auf der Hochstraße 21 übernimmt Nico Frass den Laden von Rino Caruano. Statt italienischer gibt es dort bald deutsche Küche.

 Als Nachfolger von Rino Caruano (li.) wollen Nico Frass und seine Frau Pia (Bildmitte) ein niederrheinisches Wirtshaus betreiben.

Als Nachfolger von Rino Caruano (li.) wollen Nico Frass und seine Frau Pia (Bildmitte) ein niederrheinisches Wirtshaus betreiben.

Foto: Alexander Florié-Albrecht

Wie wichtig der Stadt die Übernahme des „Ravvivi“ für die Identität der Hochstraße und die Entwicklung von St. Tönis ist, unterstrichen der Tönisvorster Bürgermeister Uwe Leuchtenberg und der Wirtschaftsförderer Matthias Hergett mit ihrer Anwesenheit bei dem Übergabetermin an der Hochstraße 21. „Das ist die gute Stube der Stadt und ein Herzstück von Tönisvorst. Es ist wichtig für die Stadt, dass dieses Objekt mit Leben erfüllt bleibt“, erinnerte sich Leuchtenberg an legendäre Altweiberbälle in dem Haus.

Auch Rino Caruano blickte mit leiser Wehmut auf die vielen Veranstaltungen wie Stadtfest, Karneval oder Brauchtumsveranstaltungen zurück, die er in seiner Trattoria über die Jahre erlebt hat. „Für mich ist das schade, dass ich aufhören muss“, schwang das Bedauern des 52-Jährigen Gastronomen, aus gesundheitlichen gründen aufzuhören, mehr als deutlich mit. Immerhin 25 Jahre lang hatte Caruano, der sich „als Töniser Kind“ bezeichnet, das „Ravvivi“ betrieben. „Das war eine Megazeit“, wünschte er seinem Nachfolger alles Gute. Man sehe ja, dass die Leute trotz Corona und Krieg rausgehen wollten, machte er ihm Mut. „Und es ist schön, dass dieses legendäre Haus nicht leer bleibt.“

Die ersten Gespräche über eine mögliche Übernahme hätten im Oktober vergangenen Jahres stattgefunden, führte Nico Frass aus. Da sei es darum gegangen, zu schauen, was man umsetzen könne, welche Konzeption er mitbringe, erzählte der 30-jährige Gastronom, der Anfang 2020 mit seiner Frau Pia bereits die Gaststätte Rosental an der Gelderner Straße übernommen hatte 

Man sei sich schnell einig gewesen, auch mit der zuliefernden Brauerei. Eigentlich sei schon der 1. April anvisiert gewesen, da sei dann aber die gesundheitliche Situation des eigenen Sohnes dazwischengekommen, so dass man das Ganze verschieben musste. 

Die Neueröffnung soll am 1. Juli stattfinden, wenn der Umbau der Küche fertig ist.  Dazu will Frass diejenigen einladen, die ihn in den letzten Jahren unterstützt haben. Einen Tag später soll es dann eine Eröffnungsfeier geben, wo jeder, der möchte, kommen kann. Sein Vorgänger Rino Caruano will sich von seinen Gästen am 29. Mai verabschieden. Für diesen Tag hat er einen Abschiedsbrunch geplant.

Eine Neukonzeption in unverändertem Ambiente

Auf die Idee, dass das „Ravvivi“ zukünftig den Namen „1857“ tragen soll, kamen Nico Frass und Pia Heyer bei der Ansicht des denkmalgeschützten Logo an der Vorderseite des Hauses, in dessen Fass die Jahreszahl 1857 eingraviert ist – ein Bezug auf das Baujahr des Hauses. „Das ist ein cooler Name, der ist sehr trendy, sagt viel und nichts zugleich“, musste Nico Frass bei dem Gedanken ein wenig schmunzeln.

Das Geschichtsträchtige des Gebäudes, dass mit zu den Ältesten auf der gesamten Hülser Straße zählt, wolle man aber in jedem Fall mit aufgreifen. Frass plant, aus dem „Ravvivi“ ein niederrheinisches, modernes Wirtshaus mit deutscher Küche zu machen, dass an die Historie des Gebäudes anknüpfen soll. „Wir wollen mit „1857“ eine Marke kreieren.“ Dazu soll es begleitend auch ein eigenständiges Merchandising geben beispielsweise mit Pullovern und Kappen. Und es soll auch eine eigene Spirituose auf den Markt gebracht werden.

Das Speisenangebot wird sich entsprechend der Neuausrichtung des Hauses verändern - weg von der bislang im Haus angebotenen italienischen Gastronomie. Es soll alles vom klassischen Wirtshaus-Gericht bis zu alten Klassikern im neuen Gewand geben, so Frass. Was aber nicht heißt, dass es neben Schnitzel nicht auch Burger oder Fischgerichte auf der Speisekarte zu finden sein werden. Und auch vegane oder vegetarische Küche, die immer interessanter für die Gastronomie wird.

Regionalität und Nachhaltigkeit sei ihm wichtig, sagt Frass, weswegen man zum Beispiel das Fleisch aus der familieneigenen Metzgerei beziehen wird. Auch das Rindfleisch soll aus der kleinen Viehzucht des Schwagers bezogen werden. Die Herkunft und Aufzucht der Tiere spiele eine große Rolle. „Wir wollen wissen, woher alles kommt.“

Die Getränkekarte wird wirtshaustypisch bierlastig ausfallen, aber Spirituosen, Säfte und antialkoholische Getränke werden das Angebot abrunden. Beim Apfelsaft arbeite man mit einem örtlichen Erzeuger zusammen.

Gerne will Frass auch ein Frühstücksangebot machen – und einen wechselnden Mittagstisch anbieten. Er habe von verschiedenen Seiten gehört, dass diese Möglichkeit in St. Tönis kaum bestehe, sagt der Gastronom. Daneben soll es auch Gerichte „to go“ geben. Und man werde schon jetzt mit dem Mehrwegsystem arbeiten, mit dem man allgemein im Kreis in der Gastronomie ab dem kommenden Jahr eh agieren müsse. In der Gaststätte Rosenthal werde das schon genutzt.

Ob ein Ganztagsgeschäft möglich ist, sei aber davon abhängig, ob man dafür Personal findet, unterstrich der Gastronom. „Da sind wir nicht blauäugig, das wächst nicht auf Bäumen.“ Notfalls werde man den Bestand in der Gaststätte Rosental herunterfahren. Von der Serviceleitung bis zur Thekenkraft werde alles gesucht, was für einen solchen Betrieb nötig ist.

Das Innenleben des Wirtshauses, dass Caruano zuletzt noch 2015 ganz neu renoviert hatte, soll so erhalten bleiben, wie es aktuell ist. „Das trifft zu hundert Prozent unseren Geschmack“, sagt Frass. Und der Männergesangsverein Forstwald soll weiter dort proben können.

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