Heimatmuseum: Modemuster für die Eier

In drei Wochen ist Ostern. Die Heimatfreunde in Schiefbahn haben schon Eier mit Krawatten gefärbt.

Schiefbahn. Sie hätten die Bezeichnung „Überraschungseier“ wirklich verdient: Im „Kamps Pitter“ werden Eier mit Krawattenstoffen gefärbt. Eine gründliche Vorbereitung ist Voraussetzung für ein gutes Ergebnis.

Gelegentlich gibt es kräftigen Beifall, wenn sich das Muster nach einer peinlich genau eingehaltenen Prozedur besonders deutlich auf der Eierschale abzeichnet. Dass dieser Applaus kräftig ausfällt, hat mit der großen Resonanz zu tun: „Wir haben jetzt etwa 50 Besucher, bei 60 ist die Bude richtig voll“, sagt der Vorsitzende der Heimat- und Geschichtsfreunde, Ernst Kuhlen, erfreut.

Ebenfalls erfreulich: Im Museum in den Kellerräumen des Verwaltungsgebäudes mangelt es auch nicht an Besuchern. Was Kuhlen aber ärgert: Der Weg zum „Kamps Pitter“ ist so matschig, dass der Dreck an den Sonntagsschuhen der Besucher klebt.

Irmgard Nießen ist 70 Jahre alt. Sie war ein kleines Mädchen, als in ihrer Familie Ostereier mittels Krawattenstoffen gefärbt wurden. Ob Karo-, Streifen-, Punkte- oder Paisley-Muster: Auch heute steht ein ganzer Haufen ausrangierter Binder zur Auswahl.

Rosa Zelic greift zur Schere und setzt einen beherzten Schnitt, teilt die Krawatte, die einst als i-Tüpfelchen eines modisch-gepflegten Outfits diente, reißt den Stoff auseinander. Eine Krawatte reicht, um zwei Eier zu färben.

Ein Arbeitsvorgang, der Fingerspitzengefühl verlangt: Der Stoff muss möglichst fest um das rohe und nur begrenzt belastbare Ei gewickelt werden — umso besser zeichnet sich die Farbe ab.

Der durchsichtige Deckel des großen Topfes macht deutlich, dass das Wasser kocht. „Die Eier müssen zehn bis zwölf Minuten kochen“, erklärt Rosa Zelic. Ria Lück achtet darauf, dass sie anschließend in Ruhe abkühlen können. Mit einer Schöpfkelle holt sie die Eier aus dem Topf mit dem kochenden Wasser.

Ein Insider-Tipp zum Schluss: „Wenn die mit der Farbe der Krawatte gefärbten Eier mit Olivenöl eingerieben werden, bekommen sie einen sehr schönen Glanz.“

Kinder sind im Museum übrigens nur wenige dabei, es sind die Erwachsenen, deren Augen mit den eingeölten Eiern um die Wette glänzen. Die Heimat- und Geschichtsfreunde haben mit der Idee, diesen alten Brauch wiederaufleben zu lassen, ins Schwarze getroffen.

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