Falsche Rechnungen, schwarze Löhne

Chen K. hat im großen Stil Steuern hinterzogen. Am Donnerstag stand er vor Gericht.

Willich. Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Anklageschrift vorgelesen war. Dem 56 Jahre alten ehemaligen Geschäftsführer eines bekannten Willicher Unternehmens, Chen K., wird Steuerhinterziehung in mehr als 60 Fällen vorgeworfen. Insgesamt geht es um einen Betrag in Höhe von knapp einer Million Euro. Vor dem Landgericht Krefeld musste er sich am Donnerstag für das verantworten, was diese Steuerhinterziehung möglich gemacht hatte: Schwarzgeldzahlungen, gefälschte Rechnungen, falsche Angaben.

Es waren zwei Kulturen, die im Gerichtssaal aufeinanderprallten. Chen K., geboren in Taiwan und studierter Elektrotechniker, kam vor 24 Jahren nach Deutschland. Mit seinem Unternehmen spezialisierte er sich auf den Verkauf und die Reparatur von DVD-Spielern. Ganze Schiffsladungen mit Ware brachte er zu Spitzenzeiten auf das Gelände der Firma im Stahlwerk Becker. Bis zu 50 Mitarbeiter soll er zeitweise gehabt haben.

Genau nachweisen lässt sich das allerdings nicht mehr, denn einige von ihnen waren schwarz beschäftigt. Um sie zu bezahlen, brauchte er Geld. Das verschaffte er sich durch gefälschte Rechnungen, die er beim Finanzamt einreichte. So zahlte er weniger Steuern und konnte das Geld an die Schwarzarbeiter weitergeben.

Das System lief fast fünf Jahre lang, bis ihm die Steuerfahndung auf die Spur kam. In seinem Keller fanden sie bei einer Durchsuchung Stapel mit Lohnlisten, auf denen die schwarz geleisteten Stunden notiert waren.

Vor Gericht räumte der Angeklagte, der kein Deutsch spricht und von einer Dolmetscherin begleitet wurde, seine Schuld ein. Er gab zu, im Zeitraum von Juni 2000 bis Mai 2005 — der ihm zur Last gelegt wird — Fehler begangen zu haben: „Ich will diesen Alptraum jetzt beenden und ein neues Leben anfangen.“ Denn mittlerweile ist seine Firma insolvent und Chen K. lebt von Hartz IV. Von den Richtern wurde er zu einem Jahr und drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

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