Anrath: Pläne für Knast-Neubau wieder auf dem Prüfstand

Justizministerium erstellt Gesamtkonzept für NRW – Anrath muss teilweise doppelt belegen

Anrath. Noch vor etwa einem halben Jahr war die damalige NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter zu Besuch in der Justizvollzugsanstalt in Anrath und hatte einen Neubau für das Gefängnis in Aussicht gestellt. Mittlerweile gibt es mit RotGrün eine neue Landesregierung und die Pläne liegen erst einmal auf Eis.

"Derzeit laufen im Justizministerium die Arbeiten für eine landesweite Vollzugskonzeption", erklärt Ulrich Hermanski, Pressesprecher des Justizministeriums, auf Anfrage der WZ. Erst wenn ein fertiges Konzept für ganz Nordrhein-Westfalen vorliege, werde über einzelne notwendige Baumaßnahmen gesprochen. Genaue Termine gebe es noch nicht.

"Wir würden uns eine zeitnahe Entscheidung wünschen", sagt der stellvertretende JVA-Leiter Dieter Grave. Dort werden zurzeit notwendige Reparatur-, Wartungs- und Renovierungsarbeiten erledigt. "Wir schauen ständig, was der laufende Betrieb erfordert", so Grave.

Die Flure haben erst vor kurzem einen neuen Anstrich bekommen. Und ein Umbau der Wäschekammer soll den täglichen Betrieb dort vereinfachen. Doch große Investitionen lohnen sich nicht, wenn man nicht weiß, wie es weitergeht.

In Willich sind zurzeit 451 Gefangene auf 415 Haftplätzen untergebracht. Da bleiben Doppelbelegungen nicht aus. Dabei haben Gefangene ein Recht auf eine Einzelzelle. Zwar sind dafür einige Plätze in Krefeld und Mönchengladbach frei - die Einrichtungen gehören organisatorisch zu Willich. Doch diese U-Haftplätze erfüllen nicht die gleichen Voraussetzungen wie Anrath. Auf Dauer kann die Überbelegung nur durch den Bau von neuen Plätzen gewährleistet werden.

Müller-Piepenkötter hatte im März die Mehrfachbelegung als Problem erkannt. Zudem entsprächen die alten Zellen in Willich mit sieben bis acht Quadratmetern mit Toilette und Waschbecken nicht mehr dem modernen Strafvollzug.

Die Belegungssituation habe sich in Nordrhein-Westfalen entspannt, so das Justizministerium. Insgesamt gibt es 17469 Gefangene und über 18 405 Haftplätze. Von denen seien allerdings aktuell rund 550 nicht belegbar.

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