Anne Lichtenberg Ehrenämter geben der Zeit nach dem Beruf neuen Sinn

Schiefbahn. · Anne Lichtenberg ist seit 2013 Rentnerin – und gestaltet Gottesdienste, Kinder-Aktionen und Beerdigungen mit.

 Drei Dinge stehen für die Aufgaben, die Anne Lichtenberg übernimmt: Talar, Schürze und Babytasche.

Drei Dinge stehen für die Aufgaben, die Anne Lichtenberg übernimmt: Talar, Schürze und Babytasche.

Foto: Wolfgang Kaiser

Was haben ein Talar, eine Schürze und eine Babytasche gemeinsam? Für Anne Lichtenberg ist die Antwort einfach: „Ehrenamt“. Alle drei Dinge stehen bei der Schiefbahnerin für ihr ehrenamtliches Engagement. Sie ist nämlich gleich in mehreren Bereichen aktiv.

Eigentlich verdankt sie das dem Kirchenchor St. Hubertus, dem sie vor 30 Jahren beitrat. Dadurch entstand ein enger Kontakt zur Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Willich. Lichtenberg, die als Grundschullehrerin an der Willicher Kolpingschule unterrichtete, gab schon während ihres Berufslebens Kommunions- und Firmunterricht. Zudem brachte sie sich bei den Maltesern ein. Ihr Kontakt zur GdG führte dazu, dass sie rund ein Jahr vor ihrer Pensionierung beim Oasentag mit Meditation und Gebeten mitmachte. „Ich saß neben der GdG-Ratsvorsitzenden und erzählte ihr, dass ich etwas Sinnvolles tun wollte, wenn ich in Rente gehe. Ich wollte nicht nur putzen und auf meine Möbel aufpassen“, scherzt Lichtenberg.

Kurz darauf rief die GdG-Ratsvorsitzende an und teilte der Schiefbahnerin mit, sie habe da etwas für sie. Das Stichwort hieß „Beerdigungen“, wobei der ehrenamtliche Einsatz als Begräbnisdienstleiterin erfolgen sollte. „Mir fiel die Kinnlade nach unten. Ich stellte mir die Frage, ob ich das überhaupt kann. Von alleine wäre ich nie auf die Idee gekommen, in diesem Bereich ehrenamtlich tätig zu werden“, erzählt die 71-Jährige. Lichtenberg konnte, wie sie schnell feststellte. Im Haus der Familie in Krefeld besuchte sie einen ersten Weiterbildungskurs. Der Pastoralreferent nahm sie mit zu Trauergesprächen und Gottesdiensten, und dann folgte ihr erster Einsatz als Begräbnisdienstleiterin im hellgrauen Talar. „Das Gefühl, den Hinterbliebenen beim Trauergespräch und auch bei der Beerdigung etwas mitzugeben, erfüllt mich. Ich freue mich immer sehr, wenn ich im Anschluss einen Anruf oder eine E-Mail bekomme und sich die Angehörigen für die würdige Trauerfeier bedanken“, sagt Lichtenberg.

Lichtenberg fragte nach, wo
am meisten Hilfsbedarf besteht

Einmal als Begräbnisdienstleiterin im Einsatz, stellte die Gemeinde die Frage, ob sie nicht auch in Sachen Lektorendienst im Gottesdienst und als Kommunionhelfer aktiv werden wollte. Zwei weitere ehrenamtliche Aufgabengebiete kamen dazu. Wortgottesdienste halten und die Arbeit im Friedhofscafé verlängerten die Ehrenamtsliste.

Zwischendurch besuchte Lichtenberg das Freiwilligenzentrum Willich und fragte, ob irgendwo dringender Hilfsbedarf vorliege. So kam die Schiefbahnerin zu einer weiteren ehrenamtlichen Aufgabe, diesmal im Willicher Begegnungszentrum Krumm. Sie gehört dem Team des offenen Frühstücks an, das zweimal im Monat stattfindet. „Ich sollte einmal hineinschnuppern. Aber wenn ich irgendwo bin, packe ich sofort mit an. Also habe ich mir die bordeauxfarbene Schürze übergezogen und direkt mitgemacht“, berichtet Lichtenberg.

Zum Talar kam daher die Schürze in den Schrank. Als beim Kinderschutzbund (KSB), Ortsgruppe Willich, Not am Mann war, sprang die Schiefbahnerin ein. Der KSB suchte Helfer für das Angebot „Babytasche“, bei dem alle in Willicher eine Tasche mit einem breit gefächerten Inhalt für einen neuen Erdenbürger erhalten. So packt Lichtenberg die dunkelblauen Babytaschen seit rund einem Jahr mit und verteilt sie.

Eins ist klar: Seitdem sie im Jahr 2013 in Rente gegangen ist, gibt es keine Langeweile für die Seniorin. „Mir macht es Freude, mich ehrenamtlich einzubringen. Die verschiedenen Tätigkeiten als solche machen mir Spaß. Ich investiere meine Zeit gerne dafür. Durch das Ehrenamt habe ich zudem ein großes Netzwerk aufgebaut, und das ist gut“, sagt Anne Lichtenberg. Wenn die 71-Jährige nicht gerade ehrenamtlich unterwegs ist, geht es bei ihr sportlich zu. Wöchentliche Besuche im Fitnessstudio und die regelmäßige Teilnahme an der Pilgertour nach Trier stehen auf dem Programm. tre

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