Landtags-Kandidatur Kampfansage der CDU-Frauen

Kreis Viersen · Die Dülkener Ortsbürgermeisterin Simone Gartz will für die CDU in den Landtag – und wird damit zur Konkurrenz für Guido Görtz (Willich). Die Frauenunion unterstützt sie.

 Bewerberin Simone Gartz (2.v.r.) mit Gaby Glatz (l.), Sonja Fucken-Kurzawa (Mitte) und Jutta Maly am Mittwoch in der Kreisgeschäftsstelle der CDU.

Bewerberin Simone Gartz (2.v.r.) mit Gaby Glatz (l.), Sonja Fucken-Kurzawa (Mitte) und Jutta Maly am Mittwoch in der Kreisgeschäftsstelle der CDU.

Foto: Keisers

. Bislang schien Guido Görtz als Landtagskandidat der CDU im Wahlkreis Viersen I (Schwalmtal, Viersen Willich) gesetzt zu sein. Das Mandat in dem Wahlkreis ist seit 2019 vakant – da wechselte der Landtagsabgeordnete Stefan Berger ins EU-Parlament. Vor wenigen Wochen hatte der Vorsitzende der Willicher Union Görtz dann seinen Hut in den Ring geworfen, weitere Bewerber gab es bislang nicht. Das hat sich am Mittwoch geändert.

Simone Gartz, Ortsbürgermeisterin von Dülken und erste stellvertretende Bürgermeisterin von Viersen, hat am Mittwoch erklärt, dass sie ebenfalls für den Wahlkreis kandidieren möchte. Verkündet hat sie dies bewusst gemeinsam mit den Vorsitzenden der Frauenunion. Die hatte bei einer Vorstandssitzung am Vorabend ihre Unterstützung für Gartz beschlossen. „Einstimmig und ohne Enthaltungen“, wie die Vorsitzende Sonja Fucken-Kurzawa betonte. „Simone Gartz ist eine tolle Kandidatin, die alles mitbringt, was man haben muss für den Job im Landtag.“

Sie wollen den „Herrenkult“
im Kreis durchbrechen

Und sie ist eine Frau. Die sind in der Kreis-CDU bei höheren Posten und Mandaten bislang kaum vertreten. Der Kreisvorsitzende ist ein Mann, der Geschäftsführer und die aktuellen Landtagsabgeordneten ebenso, die CDU-Bürgermeister im Kreis und auch der frisch gekürte Bundestagskandidat der Kreis-Union, Martin Plum. Noch nicht mal unter seinen Mitbewerbern hatte es eine Frau gegeben. Woran liegt das?

„Interessentinnen gab es sicherlich, aber die Chancen, dass sie unterstützt werden, waren gering“, so Gaby Glatz, stellvertretende Vorsitzende der Frauenunion. Dabei sei es wichtig, dass Frauen in den Parlamenten stärker vertreten werden. „Ein Parlament sollte ein Spiegel der Gesellschaft sein“, sagt auch Fucken-Kurzawa. Und es gelte, im Kreis Viersen „den Herrenkult zu  durchbrechen“ – ohne deswegen nur sogenannte weibliche Themen zu bespielen.

Das sieht auch Simone Gartz so. Die 48-jährige Juristin sagt, sie möchte sich einsetzen für den Erhalt von Sport- und Vereinsstätten, für belebte Innenstädte. Die Themen Mobilität und Sicherheit spielten für sie eine große Rolle, aber auch die Vereinbarkeit vor Familie und Beruf. Für ihre Bewerbung als Kandidatin habe sie den Rückhalt ihrer Familie und ihrer Kanzlei.

„Das war kein Schnellschuss“, so Gartz. Sie habe schon lange darüber nachgedacht. „Gerade als Frau braucht man einen guten Rückhalt, um in den Wahlkampf zu gehen.“ Darum habe sie sich nun auch die Unterstützung der Frauenunion gesichert, bevor sie ihre Bewerbung am Mittwoch bei der Kreisgeschäftsstelle abgegeben hat.

Görtz: Wichtiger ist
die Gemengelage im Kreis

In der Willicher CDU sieht man die Sache völlig anders. Das CDU-Ratsmitglied Nanette Amfaldern hatte neben Bürgermeister Christian Pakusch und dem Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer schon früh ihre Unterstützung für Guido Görtz deklariert. Dabei blieb sie auch am Mittwoch: „Frau allein ist kein Qualifizierungsmerkmal“, sagte sie im Gespräch mit der Redaktion. Allerdings müsse sie sich mit den fachlichen Qualitäten von Simone Gartz erst noch auseinandersetzen. Sie selbst sei allerdings nicht der Ansicht, dass es als Frau schwieriger sei, im Kreisverband der CDU ein Mandat zu bekommen.

Mitbewerber Guido Görtz betonte am Mittwoch, er sehe Gartz’ Bewerbung „entspannt“. Es habe ihn  ohnehin gewundert, dass es bislang außer ihm noch keine weiteren Kandidaten gegeben habe. Dass Frauen bislang zu wenige Mandate in der Kreis-Union erhielten, sehe er nicht – schließlich sei Britta Oellers Landtagsabgeordnete für Teile von Krefeld und Tönisvorst.

Aber am Ende sei es auch egal, ob ein Kandidat männlich oder weiblich ist. „Das Entscheidende ist die Qualität“, so Görtz. Einen kompletten Querschnitt der Gesellschaft bekomme man ohnehin nicht hin. Wichtiger als das Geschlecht sei die Gemengelage im Kreis. „Wenn sich alle Mandate im Westkreis sammeln, dann könnte das dem einen oder anderen aufstoßen“, so Görtz. Das klang im Herbst 2020 allerdings noch ein wenig anders, als Görtz und der Willicher CDU-Fraktionsvorsitzende Paul Schrömbges sich explizit für eine Frau als Bundestagskandidatin aussprachen. Dies relativierte Görtz jedoch am Mittwoch. Ganz so habe man das damals nicht gesagt.

Bei der Wahl des Bundestagskandidaten gab es am Ende auch keine weiblichen Bewerber – und auch keinen aus Willich. Stattdessen erklärte Görtz kurz nach der Bundestagskandidatenkür seine Bewerbung als Landtagskandidat.

Wer für die CDU im Landtagswahlkreis Viersen 1 antritt, das will die Union bei ihrem Kreisparteitag am 4. September entscheiden. Er sei entspannt, erklärte  Görtz noch einmal: „Die Mitglieder werden klug genug sein, denjenigen aufzustellen, der die meisten Chancen hat, das Mandat für die CDU zu holen.“

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