Kempen: Hoch-Zeit für verliebte Narren

Trotz Karneval haben sich die Floristen auf den Valentinstag eingerichtet. Ferner: Film-Ikonen am Markt, Fashion- Leutnant in Spendierhosen, Salz ist alle.

Kempen. Wie haben sich die Floristen auf den Valentinstag vorbereitet? Am Sonntag ist es schließlich so weit! Dann sind nicht nur die Narren unterwegs, sondern auch die Verliebten. "Für uns Floristen ist die Überschneidung mit Karneval natürlich schlecht", bringt es Veronika Walraff von der Stil-Blüte am Viehmarkt 3 auf den Punkt.

Bei Langenfurth auf der Burgstraße 1 gibt es alles in Rot. Herzengirlanden und Herzenstecker können in Sträuße eingebunden werden, Schalen wurden bepflanzt und sogar Schokoladenherzen können in das floristische Geschenk eingearbeitet werden. "Natürlich gibt es bei uns auch die übliche rote Rose", sagt Mitarbeiterin Marita Bartels. Das Geschäft hat am Sonntag von 9 bis 13 Uhr geöffnet.

Von 10 bis 12 Uhr werden am Sonntag in den Blumenläden Klatschmohn, Ellenstraße 11, und Stil-Blüte auch Herren in amouröser Mission bedient, die nicht Valentin heißen. "Bei uns kommen die Kunden meist spontan. Am beliebtesten sind frische Schnittblumen", sagt Vera Ammerling von Klatschmohn. Auch Blumen Risse an der Engerstraße 35 öffnet am Sonntag ab 9 Uhr. Geschlossen hat hingegen Marleen an der Engerstraße 5. "Diejenigen, die an den Valentinstag denken, möchten ihre Blumen doch schon morgens verschenken. Also müssen sie die Sträuße am Samstag kaufen", sagt Marleen Blum. Und da hat Marleen offen.

Sämtliche Salzvorräte in der Altstadt sind verzehrt. Doch wer denkt, dass sich die Geschäfte in Kempens Kern keinen Rat mehr gegen Väterchen Frost wüssten, irrt gewaltig. Auf der Engerstraße sind Schneeverbanner bestens aufgehoben. Bei Plus drückt die Verkäuferin den Kunden Jodsalz in die Hand, bei Kodi der Tipp: "Nehmen Sie Speisesalz." Ein paar Meter weiter bei dm zeigt die Verkäuferin aufs Regal. Dort steht Spezialsalz für Geschirrspüler. "Nur von der Marke Denkmit- das enthält die größte Menge an Körnern." Bei "Ihr Platz" der Hinweis: Versuchen Sie’s außerhalb der Stadtmauern, beispielsweise im Raiffeisen-Markt. Alles immer noch besser als eine böse Rutschpartie.

An den dollen Tagen vergisst auch ein Pressefotograf mal seinen Kopf. "Hilfe", ruft Friedhelm Reimann, und sucht sein Makro-Objektiv. Der WZ-Fotograf hat das Nikon-Teil am Dienstag oder Mittwoch irgendwo in Kempen bei einem Termin verlegt. Nun vermisst der 64-Jährige das zwölf Zentimeter lange Gerät mit 2,8-105mm Fokus doch sehr. Beim erlösenden Anruf unter 0171/8938097 ruft Reimann nicht mehr Hilfe, sondern Halleluja. Oder Helau!

Audrey Hepburn und James Dean- diese beiden Legenden der Leinwand zeigt Walter Möller in seinem Schaufenster. "James Dean verkörpert für mich Freiheitsdrang. Und Audrey Hepburn ist die reine Unschuld", begründet der 58-Jährige, warum er die famosen Schauspieler fast in Lebensgröße im Modegeschäft am Markt zeigt. Dekorateur Hermann-Josef Prezbor hat für die jeweils 2,20 an 1,20 Meter großen Tableaus in Airbrush-Technik eine ganze Menge hochwertiger Textilware wegräumen müssen. Doch das ficht Möller nicht an: James Dean und Audrey Hepburn sind für ihn Hingucker, die auch die Kunden zur Peterstraße1 ziehen. Bleibt die Frage an Möller: Wo frühstücken Sie eigentlich? Bei Tiffany’s oder jenseits von Eden...

Am 12. Januar erschütterte ein Erdbeeben Haiti. Das hat die ganze Welt erschüttert, eine Welle der Hilfsbereitschaft fließt seitdem in den Inselstaat in der Karibik. In Kempen klimpert einer der größten Narren fleißig mit der Büchse: Uwe Tombeil. Der 47-Jährige, selbst 2001 bis 2003 Karnevalsprinz als UweI., ist sich nicht zu schade, bei jeder Gelegenheit die Jecken anzustoßen und um Münzen und Scheine für die Opfer zu bitten. Die Büchse quillt über, das Sümmchen ist schon im guten vierstelligen Bereich. Und das aktuelle Prinzenpaar steht da nicht hintenan. "Wir stellen uns für jeden für ein Foto zur Verfügung, bitten nur um eine Spende für Haiti", sagt Peter I. (Crooenbroeck). Das verdient doch mal einen Orden auch außerhalb der Narretei!

Wenn der Rosenmontagszug die Hälfte seines knapp vier Kilometer langen Wegs geschafft hat und die 3000 Narren sich warmgeschunkelt haben, geht’s in die Judenstraße. Dort begrüßen die Zoch-Jecken rot-blaue Ballons an den Fassaden, organisiert von der Straßengemeinschaft. "Außerdem störte uns das leere Ladenlokal im Haus Nr.13", sagt Sprecher Stephan Bunse. Also haben die Geschäftsleute das Schaufenster karnevalistisch geschmückt.

Am Sonntag stürmen die Narren um 14.11 Uhr das Rathaus. Zuvor gibt es ein Stelldichein der zwölf Ehrenleutnants samt Prinzenpaar im Hotel Papillon. Bernd Lübbenjans(63), elfter Ehrenleutnant, übernimmt das Regiment an der Thomasstraße9. Der tapfere Schneidermeister hat für seine Einheit vor der närrischen Schlacht ein passgenaues Brunch-Büfett und manches Bierchen vorbereiten lassen. Damit seine Mannen im Gefecht nicht aus dem Frack fallen.Und sollte dem doch so sein, so hat der Armani vom Niederrhein schon neue Kreationen im Kopf, die er am 27. Februar in seiner Manufaktur an der Hülser Straße 63 bei der Fashion Show zeigt.

Mrs.Sporty, das Fitness-Studio für Ladys an der Rabenstraße10, hat 200 Euro an den Kinderschutzbund gespendet. Am Donkring 33 hat Sporty-Chefin Inge van Dyck den Scheck an Barbara Helbig-Lommetz überreicht. Die durfte gleich Glücksfee spielen und drei Namen aus der Tombola fischen, die Gutschriften fürs Studio gewonnen haben: Cornelia Plitschka, Elisabeth Renkes, Iris Lenzen.

Jetzt kann für die Jecken nichts mehr schiefgehen: Flächendeckend hat die Stadt am Freitag die Altstadt mit Dixie-Klos bestückt. An fünf prägnanten Stellen sind die mobilen Notdurft-Häuschen jeweils aufgestellt: Buttermarkt, Viehmarkt und Burg sowie am Ring an Ellen- und Peterstraße.

Närrisch gibt sich auch die Milli-Bar am Studentenacker 3. Dort sollen statt der üblichen Hüllen Kostüme fallen. Und die Gäste können im jeck-dekorierten Keller beim Tanz an der Stange bis 5Uhr morgens manche Überraschung erleben...

Für das dienstälteste Tanzmariechen der Stadt heißt es jetzt Abschied nehmen von der Bühne: Yvonne Hermans, Ehefrau des Prinzengarde-Vorsitzenden Heiner Hermans, hat am Sonntag ihren letzten Auftritt bei der Rathaus-Erstürmung. Das Mariechen verbrennt am Dienstag bei der Hoppeditz-Beerdigung ihre Tanzstiefel. Seit 1996 ist die 32-Jährige, deren Mutter schon Tanzmariechen war, bei der Prinzengarde Kempen.

Zuvor war die gebürtige St.Töniserin bei der Westgarde in Krefeld, das ist die Leibgarde der Prinzessin. 1988 war Yvonne Kinderkarnevals-Prinzessin in St.Tönis. In Kempen demonstrierte sie mit vier Offizieren waghalsigen Gardetanz vom Feinsten: Georg Funken, Nils Leenen, Markus Dellen und aktuell Christian Härdtner. Wer Yvonne nicht nur auf die flinken Beine, sondern mal auf die Schulter schaut, der sieht dort zwei Pickel. Bedeutet: Sie hat sechs Prinzen gedient. Denn für jeweils drei Regentschaften gibt’s einen Pickel. Auch dies ist einsamer Rekord.

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