Kempen Heyerdrink: Anwohner mit Bedenken

Für die geplanten Neubauten auf dem Gelände einer ehemaligen Tankstelle laufen bereits Rodungen. Die Baugenehmigung liegt noch nicht vor.

Kempen: Heyerdrink: Anwohner mit Bedenken
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Da staunten einige Anwohner des brachliegenden Tankstellen-Geländes am Heyerdrink nicht schlecht: Auf dem Areal, auf dem mehrere Neubauten mit seniorengerechten und sogenannten bezahlbaren Wohnungen entstehen, laufen seit dieser Woche Rodungsarbeiten. „Das finden wir mehr als ungewöhnlich. Zumal es doch noch gar keine Baugenehmigung für das Projekt gibt.“ Mit diesen Worten meldeten sich zwei Anwohner (Namen der Redaktion bekannt) bei der WZ. Sie sagen, dass viele ihrer Nachbarn wegen der beginnenden Arbeiten verunsichert sind.

Das Gelände gehört bereits der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (GWG) des Kreises Viersen. Auf Wunsch der Stadt plant die GWG mit dem Kempener Architekten Udo Thelen vier Mehrfamilienhäuser und auf einer sogenannten Restfläche ein Einfamilienhaus. 60 Mietwohnungen sollen entstehen. Laut GWG wird die Hälfte der Wohnungen öffentlich gefördert (unter sechs Euro pro Quadratmeter), die andere Hälfte frei finanziert (unter acht Euro pro Quadratmeter). Unter den Neubauten ist eine Tiefgarage vorgesehen. In der Vergangenheit war stets von etwa 45 Stellplätzen die Rede (die WZ berichtete). Gestern erklärte ein GWG-Sprecher, dass die genaue Anzahl der Parkplätze noch nicht feststehe. Oberirdisch seien zudem weitere Stellflächen eingeplant.

Anwohner

„Es liegen einige Eingaben zum ausgelegten Bebauungsplan vor. Grundsätzlich ist gegen das Projekt nichts einzuwenden. Es bestehen aber viele Bedenken mit Blick auf die Gestaltung“, sagt einer der Anwohner. „Bislang liegen uns zu den schriftlichen Eingaben keine Antworten der Stadt vor.“

Das bestätigt Pressesprecher Christoph Dellmans: „Die Offenlegung des Plans lief bis zum 22. Januar. In dieser Phase sind Eingaben von Bürgern eingetroffen.“ Diese würden derzeit noch von den Mitarbeitern im Planungsamt bearbeitet. In der nächsten Sitzung des Umwelt- und Planungssausschusses am 22. Februar werden die Eingaben der Bürger dann „gebündelt“ mit den Fraktionen diskutiert.

„Dann muss die Politik darüber entscheiden, ob die Bedenken begründet sind“, so Dellmans. Dies hätte eine Überarbeitung des Bebauungsplans zur Folge. Dann würde eine weitere vierwöchige Offenlegung im Rathaus folgen. Vor der Sitzung am 22. Februar werde sich die Verwaltung nicht zu den Bürgereingaben äußern. Sollte eine weitere Offenlegung nötig werden, will die Stadt den Bebauungsplan in der Ratssitzung am 28. Juni endgültig verabschieden. Danach könne einem Bauantrag der GWG die Genehmigung erteilt werden.

Die bereits laufenden Rodungsarbeiten darf die GWG nach Angaben der Stadt durchführen, weil das Grundstück bereits der Gesellschaft gehöre. Auf dem Areal bestehe kein Baumschutzrecht. „Das hat alles seine Ordnung“, so Dellmans. Die GWG hat nach eigenen Angaben schon mit der Rodung des Geländes begonnen, um die Arbeiten vor dem Frühjahr erledigt zu haben. Dann gebe es mit Rücksicht auf die Natur eine Schonzeit.

Zwei Eingaben von Bürgern liegen der WZ vor. In einer wird die künftige Parkplatzsituation kritisch gesehen. „Auf dem angekauften Grundstück befinden sich zurzeit 20 Garagen, und es sind dort neun Stellplätze angemietet“, schreibt ein Anwohner an die Stadt. Diese würden alle genutzt und auch künftig gebraucht. Für 60 neue Wohneinheiten werden in der Tiefgarage aber nur 45 Parkplätze geschaffen. „Das wird eng“, so ein Anwohner. „Die Annahme der Stadt, dass die meisten Senioren kein Auto mehr haben, ist nämlich definitiv falsch.“ Die Parkplatzsituation am Heyerdrink sei schon jetzt problematisch — in direkter Nachbarschaft befinden sich das Altenheim Von-Broichhausen-Stift und das Hospital.

Neben den Bedenken zu den Plänen ärgern sich die Anwohner aber vor allem über den „Umgang mit uns Bürgern“. So sei zum Beispiel der Zeitpunkt der Offenlegung — unter anderem während der Weihnachtsferien — ungünstig gewesen. In den Ferien sei das Rathaus teilweise geschlossen gewesen. Von der gesetzlich vorgesehenen Zeit der Offenlegung von 40 Tagen seien so nur 25 übrig geblieben. Von der Stadt seien die Anwohner auf die Pläne im Internet verwiesen worden. „Das nutzen aber vor allem ältere Mitbürger nicht“, sagt einer der Anwohner. Und jetzt komme noch der Beginn der Rodungsarbeiten hinzu: „Für uns hat das Ganze einen faden Beigeschmack.“

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